Vor dem Derby Für FC-Trainer Baumgart startet das Ziel Europa in Gladbach

Köln · Fünf Spieltage vor Saisonende trifft der 1. FC Köln im Rheinderby auf Borussia Mönchengladbach. FC-Trainer Steffen Baumgart hat passend zum Traditionsduell den Start für den Kampf um die internationalen Plätze ausgerufen.

1. FC Köln: Für Baumgart startet das Ziel Europa in Gladbach
Foto: dpa/Marius Becker

Steffen Baumgart ist ein Trainer, der seiner Linie treu bleibt. Nahezu vor jedem Spiel des 1. FC Köln wurde der 50-Jährige nicht müde zu betonen, dass sich die Mannschaft in einem Entwicklungsprozess befinde und in Köln von Spiel zu Spiel geschaut werde. Ausgerechnet vor dem Rheinderby in Mönchengladbach am Samstag (18.30/Sky) wagte der Trainer nun aber doch auszusprechen, worüber in Köln schon seit Wochen längst gesprochen wird. „Ich brauche jetzt nicht drum herumreden. Wenn das Fass keiner aufmacht, mache ich es auf. Wir wollen, wenn es geht, so gut wie möglich abschneiden. Und wenn es geht, lass uns doch international angreifen. Um mehr gehts ja sowieso nicht mehr. Absteigen können wir nicht mehr, also sollten wir nach oben gucken. Die Leistung der Jungs war bisher so, also können wir es aussprechen“, so Baumgart.

Dabei begann die Pressekonferenz vor dem 30. Spieltag am Donnerstagnachmittag zunächst wie gewohnt mit der Personalfrage. Im Vergleich zu den vergangenen Wochen stehen dem FC gegen Gladbach wieder mehr Spieler zur Verfügung. Lediglich Stürmer Sebastian Andersson und Mittelfeldspieler Tomas Ostrak werden aufgrund von Krankheit fehlen. Joker Kingsley Schindler bleibt der Mannschaft weiterhin aus privaten Gründen fern und soll in der kommenden Woche wieder ins Training einsteigen. Rechtsverteidiger Benno Schmitz wird nach Krankheit wieder im Kader stehen und je nach Fitness seine Einsatzzeit bekommen. Vor ihm könnte Dejan Ljubicic nach zuletzt guter Leistung wieder von Anfang an auflaufen.

Baumgarts neue Töne

Die besten Sprüche von FC-Trainer Steffen Baumgart
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Der wohl wichtigste Spieler, der wieder von Beginn an dabei sein wird, ist Salih Özcan. Nachdem es am vergangenen Spieltag gegen Mainz für die letzten 30 Minuten reichte, steht sein Platz in der Startelf fest. „Von Salih geht ja wohl jeder aus, dass er von Anfang an spielen wird“, so Baumgart. Der Sechser hat nicht nur noch nie gegen die Borussia verloren, sondern verlieh auch mit dem Hinrunden-Derby seiner Formkurve einen starken Aufwärtstrend. „Ab dem Gladbach-Spiel war er der Spieler, den wir uns alle vorgestellt haben“, so sein Trainer.

Als der Kölner Leistungsträger der Saison hängt das neue Ziel Europa auch sehr stark mit dem 24-Jährigen zusammen. Und so richtete Baumgart den Fokus weg von Özcans Vertragsverlängerung auf das zunächst Bevorstehende. „Er hat klar gesagt, nach der Saison geht es weiter um seine Zukunft. Er konzentriert sich auf die letzten Spiele, um das Ziel, über das wir noch nicht ausgesprochen haben, oder das wir nicht aussprechen, vielleicht doch zu erreichen.“ So lange wie Baumgart mit der Europa-Ansage zögerte, so freier schien der 50-Jährige diese dann doch loswerden zu wollen. „Also, rufen wir es aus! Ab, los geht’s! So bin ich, manchmal gibt es neue Töne“, fügte der Coach hinzu.

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Für den FC geht es im Rheinderby aber nicht nur um Europa. Das erste Mal seit zweieinhalb Jahren erhält die Mannschaft wieder die Möglichkeit, vor der aktiven Fanszene den Derbysieg zu holen. Mit der Corona-Pandemie schrieb das Duell der beiden Mannschaften am 11. März 2020 traurige Geschichte. Es war das erste Geisterspiel von vielen weiteren Bundesligapartien. Nun kehren nach Aufhebung der Eintrittsbeschränkungen am Samstag erstmals beide Fanlager zum Derby zurück. „Derbys sind mit das Wichtigste im Fußball. Sie stehen für viel Fußball und Emotionen. Wer mich kennt weiß, dass ich ein großes Grinsen habe, wenn das Stadion voll ist und es richtig heiß hergeht“, so Baumgart.

„Es wird auf die Intensität ankommen“

Immer wieder kam es aufgrund der Rivalität beider Fanlager zu Ausschreitungen. Auch am Samstag wird ein erhöhtes Polizeiaufgebot in Mönchengladbach und Köln unterwegs sein. „Es gibt Rivalitäten. Die gibt es schon sehr lange und die gehören im Sport dazu. Beide Mannschaften sind dafür zuständig, diese Rivalitäten auszufechten und beide Fanlager auch mit einer gewissen Lautstärke. Alles andere würde ich dann für schwierig empfinden. Auch in der jetzigen Situation. Wir sollten den Fußball nehmen, als das, was er ist. Ein Fest, um zu zeigen, dass wir Spaß haben und frei leben wollen“, so der FC-Trainer.

Sportlich gesehen hält das Derby für den FC ebenfalls einiges bereit, weil sich die Borussia nach einer längeren schwierigen Phase im Aufwärtstrend befindet. „Ich nehme den Gegner als sehr stark mit hoher Qualität wahr. Aus den letzten vier Spielen zehn Punkten zu holen ist schon eine Ansage. Gerade, weil sie vorher schon in einer schwierigen Situation waren.“ Während sich in Mönchengladbach das Umfeld zuletzt wieder beruhigte, dürfte das der Kölner nach Baumgarts Europa-Ansage hellwach und die Spieler hoch motiviert sein. „Ich glaube, dass die Jungs auch mittlerweile das Ziel haben, so hoch wie möglich zu kommen, also werden wir alles daransetzen, uns diesen Traum zu ermöglichen“, so Baumgart.

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