Remis im Derby 1. FC Köln verpasst Befreiungsschlag gegen Gladbach

Köln · Der 1. FC Köln hat am Sonntag einen Befreiungsschlag im Derby verpasst. Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart kam trotz Überlegenheit gegen Borussia Mönchengladbach nur zu 0:0.

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1. FC Köln spielt 0:0 gegen Gladbach

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Es war ein besonders inniges Verhältnis, das die Profis des 1. FC Köln und seine Gefolgschaft am Sonntagnachmittag offenbarten. Schon vor dem rheinischen Derby gegen Borussia Mönchengladbach waren die Spieler geschlossen zu den Fans auf der Südtribüne marschiert und hatten sich qua lautstarker Anfeuerungen eine Extraportion Motivation abgeholt. Und 90 torlose Minuten später versammelten sie sich wieder im Süden des Müngersdorfer Stadions, um sich von den Fans im übertragenen Sinne umarmen zu lassen. Das Singen des Veedel-Lieds auf der Tribüne war Ausdruck einer Verbundenheit, die sich die Mannschaft dank eines leidenschaftlichen Vortrags verdient hatte.

Einen großen Kampf hatte tatsächlich nur die eine Mannschaft in diesem Duell geliefert. Die andere ging zwar auch nach Spielschluss zu ihren Fans in die Kurve, doch es gab Pfiffe. Keine gute Qualität hatte der Trainer dann auch erkannt. Es war jedoch nicht der Gladbacher Coach Daniel Farke, sondern jener der Kölner: Steffen Baumgart. Er bezog sich dabei auf den rutschigen Rasen, „der schon mal besser war“. Auch die Kölner Spieler landeten zwar regelmäßig ungewollt darauf, ausgerutscht waren sie im Vergleich mit dem alten Rivalen vom Niederrhein dennoch nicht. „Wir wären nicht der unverdiente Sieger gewesen“, sagte Baumgart. „Wenn du jedoch nicht gewinnst, musst du zusehen, zumindest unentschieden zu spielen.“

Für die Kölner war es immerhin der erste Punkt in Müngersdorf nach zuvor zwei Niederlagen in Folge. Für einige FC-Akteure wie Abwehrschrank Jeff Chabot und Mittelfeldabräumer Eric Martel waren es jedoch „zwei verlorene Punkte“.

Das Lager der Gladbacher Anhänger, die ja später die Leistung ihres Teams mit leichtem Groll quittieren sollten, hatte schon kurz vor dem Anpfiff mit dem Abbrennen von Bengalos eine leichte Verzögerung des Anpfiffs provoziert. Nebelschwaden hüllten so weite Teile des Platzes ein. Den Durchblick verlor dann rasch der Gladbacher Ko Itakura: Seinen Fehlpass nahm Linton Maina auf, über Umwege gelangte der Ball zu Davie Selke, doch der starke Borussia-Torhüter Jonas Omlin parierte (2.).

Es war eine sehr beherzte Anfangsphase, die die Baumgart-Elf da bot. Sie suchte die Zweikämpfe und gewannen sie häufig. So schickte der Kölner Kapitän Jonas Hector Maina auf Reisen, ein scharfer Pass in die Mitte, doch der Schuss von Abnehmer Kingsley Schindler zischte über die Latte (11.). Auch nach dem mutmachenden Beginn behielten die Kölner die Kontrolle, hatten allerdings Glück, dass Schiedsrichter Felix Zwayer der Borussia einen Elfmeter nach Foul von Timo Hübers an Florian Neuhaus verweigerte (15.).

Mit ihrer gewohnten Art des Pressings hielten die Kölner die Gäste nun vom eigenen Tor fern. Selke, Kainz, als Zehner gut ins Spiel eingebunden, und Maina liefen die Abwehrkette der Gäste immer wieder früh an, provozierten so Ballverluste. Einer von Kouadio Koné führte zu einem Freistoß für die Baumgart-Elf, den Kainz jedoch um Zentimeter am Tor vorbei zirkelte (22.). Nach der nächsten Unzulänglichkeit der Gäste musste Keeper Omlin schon seine Qualität zeigen, als er einen versierten Schuss Schindlers über die Latte lenkte (28.). Die Elf vom Niederrhein erweckte dagegen den Eindruck, als wollte sie die Kölner einlullen, wachte aber aus ihrer eigenen Lethargie nicht auf. Vize-Weltmeister Marcus Thuram war bei Chabot und Timo Hübers in besten Händen. Auch aus dem auf dem Papier stark besetzten Mittelfeld mit Jonas Hofmann, Lars Stindl, Christoph Kramer, Florian Neuhaus und Koné kamen kaum Impulse.

Ganz anders die Kölner: Nach einer Ecke nahm Eric Martel Maß, doch erneut hatten Omlins Fäuste etwas gegen ein Kölner Erfolgserlebnis einzuwenden (38.). Das torlose Remis zur Pause war für die Gladbacher schmeichelhaft, der FC hatte nach nur einem Punkt aus den vergangenen fünf Spielen deutlich mehr vom Spiel und einen Treffer durchaus verdient. Es mangelte wie so häufig zuletzt an der letzten Gier, auch dem Glück vor dem Tor. Das „letzte Quäntchen“ habe gefehlt, bemängelte Baumgart, der jedoch gleich ein Lob folgen ließ: „Wir waren sehr aktiv, haben immer versucht, nach vorn spielen, ein mutiges Spiel gemacht und bis zur letzten Minute auf Sieg gespielt.“

Doch nach der Pause meldeten zunächst auch mal die Gladbacher Ansprüche auf einen Treffer an, Thuram verzog (50.). Die Borussia fand nun besser in die Partie und in die gefährlichen Räume, Neuhaus schob einen Pass Thurams knapp am Kölner Kasten vorbei (53.). Die Kölner hielten den Widerstand hoch, gewannen wieder die Zweikämpfe und die Hoheit im Mittelfeld mit dem anerkannten Zweikämpfer Martel. Die Gladbacher zogen sich zurück, doch der große Rivale schaffte es nicht, mit Nachdruck in die gefährliche Zone vorzustoßen. Auch eine Frage der Kraft. „Manchmal geht den Jungs eben die Luft aus“, sagte Baumgart. Auch wegen des hohen Aufwands, den der FC laut Thomas Kessler betrieben hat. „Wir haben eine gute Leistung gezeigt“, befand der sportliche Leiter des FC, der allerdings monierte, „zu wenig Ertrag“ eingefahren zu haben.

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