Punktgewinn gegen Dortmund 1. FC Köln: Darum funktionierte Baumgarts mutiger Spielplan

Köln · Wegen zahlreicher Personalausfälle richtete FC-Trainer Steffen Baumgart das Spielsystem gegen Borussia Dortmund offensiv aus. Trotz des risikoreichen Vorgehens konnte sich die Mannschaft belohnen.

Steffen Baumgarts mutiger Spielplan gegen die Dortmunder um Erling Haaland (vorne) ging auf.

Steffen Baumgarts mutiger Spielplan gegen die Dortmunder um Erling Haaland (vorne) ging auf.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Dass der Trainer des 1. FC Köln keine erste Elf hat, wird dieser in der laufenden Saison nicht müde zu betonen. Allein mit dem Torwartwechsel von der jahrelangen Nummer eins Timo Horn zu Marvin Schwäbe verdeutlichte Steffen Baumgart seine Devise. Dennoch zeigte sich in der Vergangenheit, dass wichtige Leistungsträger wie Jonas Hector, Ellyes Skhiri oder Benno Schmitz nur schwer zu ersetzten sind. Beim Spiel gegen den BVB war der FC-Trainer nun erstmals gezwungen, auf alle drei Stammspieler zu verzichten. Hector und Skhiri fehlten bereits im Vorfeld angeschlagen und Schmitz verletzte sich bereits nach nur wenigen Spielminuten. Noch dazu fielen mit Dejan Ljubicic und Florian Kainz wichtige Akteure im Spiel nach vorne.

Spätestens nach dem Unentschieden gegen Dortmund am Sonntagabend ist jedoch klar, dass auf Baumgart und seine Aussagen Verlass ist. Der 50-Jährige scheute sich nicht, gegen den Tabellenzweiten der Bundesliga auf ein offensiveres Spielsystem umzustellen. Auch, weil das Personal nicht viel anderes zuließ. Da Skhiri auf der Sechs fehlte, nahm Salih Özcan allein die Position ein. Dafür stellte Baumgart vorne mit Sebastian Andersson einen zweiten Stürmer auf.

Ehizibue und Thielmann direkt bei 100 Prozent

„Es mussten auch wieder Jungs ran, die in den letzten Wochen nicht immer von Beginn an spielen durften. Es ist aller Ehren wert, wie die Jungs sich gestern bewährt haben. Auch nach dem frühen Rückstand“, so Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspielerabteilung am Montagmorgen am Rande des FC-Trainings. Die Kölner Offensivkraft machte sich vor allem in der ersten Hälfte bemerkbar. Immer wieder kam die Mannschaft zu aussichtsreichen Situationen vor dem Dortmunder Tor. Hector-Ersatz Jannes Horn war in Zusammenarbeit mit Louis Schaub viel mehr am Spiel nach vorne beteiligt als noch im Spiel gegen die TSG Hoffenheim.

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Foto: dpa/Marius Becker

Dazu gehörte auch, dass die Spieler jeden Zweikampf mit einer enormen Intensität annahmen. „Es ist aller Ehren wert, dass die Jungs, die dann auch reinkommen, so Vollgas geben. Gestern mussten wir dann ja auch früh wechseln mit Benno und dann kommt Easy rein und macht es gestern richtig, richtig gut“, so Kessler. Kingsley Ehizibue zeigte nach seiner Einwechslung direkt Präsenz und gewann zugleich wichtige Zweikämpfe. Auch Joker Jan Thielmann war überall auf dem Spielfeld zu finden und klärte als Offensivspieler mit einer wichtigen Grätsche gegen Giovanni Reyna. „Ich habe seinen 50-Meter-Sprint nach hinten bejubelt wie ein Tor. Das Stadion hat ihm zugejubelt. Er hat sich selbst bejubelt. Das sind alles Kleinigkeiten, die vieles über den Charakter unserer Mannschaft in dieser Saison zeigen“, so der 36-Jährige.

Baumgart hat Vertrauen in jeden einzelnen

Nach dem Seitenwechsel erhöhte die Mannschaft von Marco Rose nach taktischer Umstellung den Druck auf das Kölner Defensivspiel. Noch dazu ließen die Kräfte nach einer intensiven ersten Hälfte nach. Baumgart war gezwungen, defensiv zu reagieren und schritt damit zur nächsten mutigen Tat. „Wir haben gestern beim Stand von 1:1 in einer unglaublich interessanten Phase des Spiels Mathias Olesen eingewechselt. Das ist alles andere als selbstverständlich. Ein Spieler, der vor der Saison im erweiterten Kreis unserer Lizenzmannschaft stand, in der Regionalliga gute Leistungen erzielt und sich so präsentiert hat, dass er dann auch bei den Profis trainieren durfte und gestern natürlich auch wegen der Personalausfälle dann eine Option war“, so Kessler. Für Olesen war es sein Bundesligadebüt. „Es ist absolut bemerkenswert, dass Steffen da keine Bauchschmerzen hat, einen unerfahrenen Spieler auf die Doppelsechs zu schieben. Das zeigt einfach das Vertrauen in unsere Jungs“, so Kessler. Neben Olesen kam auch Tomas Ostrak zu seinem fünften Kurzeinsatz in dieser Saison.

Somit zeigt sich, dass Steffen Baumgart zu jedem einzelnen in der Mannschaft durchdringt. Die Wertschätzung jeder Einzelleistungen spiegelt sich in Selbstvertrauen und kämpferischen Willen auf dem Platz wider. „Wir haben es geschafft, mit Steffen und dem Trainerteam die Spielweise und Philosophie unserer Mannschaft nachhaltig zu verändern. Der Trainer hat es geschafft, nicht nur 13, sondern 25 Leute auf diesem Weg mitzunehmen“, so Kessler. Der Weg für die restliche Saison ist für Baumgart nach Erreichen der 40-Punkte-Marke weiterhin klar: „Jeder, der unseren Trainer kennt, weiß, dass er keinen Zentimeter nachlassen wird. Das Ziel sind 21 Punkte in den letzten sieben Spielen. Wir wollen jedes Spiel gewinnen.“

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