Bundesliga FC erkämpft sich 0:0 gegen Titelkandidat Leipzig

Köln · Auch das Spiel gegen den RB Leipzig endet für den 1. FC Köln mit einem Unentschieden. Klare Torchancen für die Kölner gab es allerdings.

Kölns Ellyes Skhiri (l-r), Timo Hübers, Torhüter Marvin Schwäbe, Jonas Hector und Eric Martel klatschen sich nach der Partie ab.

Kölns Ellyes Skhiri (l-r), Timo Hübers, Torhüter Marvin Schwäbe, Jonas Hector und Eric Martel klatschen sich nach der Partie ab.

Foto: dpa/Marius Becker

Die Tage vor dem Spiel boten reichlich Gelegenheit, der gegenseitigen Wertschätzung, ja, Zuneigung eine Plattform zu geben. Steffen Baumgart, Trainer des 1. FC Köln, legte vor und sprach geradezu schwärmerisch von Marco Rose, den er fast liebevoll „Rosi“ zu nennen pflegt. Er sei jemand, „mit dem man viel Spaß haben kann“, sagte Baumgart also über seinen Leipziger Trainerkollegen, mit dem er 2015 gemeinsam den Lehrgang zum Fußballlehrer in Hennef erfolgreich absolviert hat – und man könne sich auf ihn verlassen. „Und dass er eine hohe Qualität hat als Trainer, hat er mehr als einmal bewiesen.“

Und prompt bekam „Baumi“, wie Rose seinen Kumpel nicht weniger liebevoll nennt, einige Streicheleinheiten zurückgesendet. „Baumi ist ein herausragender Mensch, mit dem man Pferde stehlen kann. Er ist sehr reflektiert und gerade in allem, was er tut“, sagte also Rose vor dem Duell des FC mit seinem RB.

Dann aber sprach er über den kommenden Gegner, als würde der auf eine ähnliche Serie wie seine Mannschaft verweisen können, die 17 Pflichtspiele in Folge nicht verloren hat. „Der FC fetzt alles weg“, sagte Rose beinahe ehrfürchtig. Das mit dem Wegfetzen wurde zwar nichts, aber trotz des torlosen Remis war es ein unterhaltsamer Vortrag, den beide Mannschaften boten. Damit hielt nicht nur die Serie des Champions-League-Achtelfinalisten, sondern auch die der Kölner, die in vier Spielen in diesem Jahr noch immer ohne Niederlage sind. Sie demonstrierten beim zweiten torlosen Spiel hintereinander, dass sie auch gegen erstklassig besetzte Gegner in der Lage sind, im Verbund ebenso erstklassig zu verteidigen.

Baumgart stellte sein Team nach dem 0:0 auf Schalke auf zwei Positionen um: Er bot Angreifer Steffen Tigges und Mittelfeld-Abräumer Eric Martel, der bei RB Leipzig ausgebildet wurde, in der Startformation auf, weichen mussten Davie Selke und Mathias Olesen. Und die Mannschaft hielt, was der Trainer versprochen hatte. Ein „offenes Visier“ hatte er angekündigt, daran hielt sich aber nicht nur sein Team, sondern auch das der Gäste. Es ging hin und her, auf vertikalem Weg, schnell und ohne das Bremspedal zu betätigen.

Die Leipziger ließen sich nicht lange bitten, versuchten ihren schnellen Stürmer Timo Werner in Position zu bringen. Und so kam der Nationalspieler gleich in die gefährliche Zone vor dem Kölner Kasten. Doch sein Schuss von der Strafraumgrenze ging knapp rechts am Tor vorbei (3.). Ansonsten hatte die aufmerksame Abwehr um das erneut sehr überzeugende Duo Timo Hübers und Jeff Chabot zwar einiges an Arbeit, doch die erledigte sie souverän. Es war eine von lediglich zwei Leipziger Großchancen über die 90 Minuten, denn Mitte der ersten Hälfte hatte sich Konrad Laimer im Zentrum Platz verschafft. Sein Pass erreichte den durchgebrochenen André Silva, doch FC-Torhüter Marvin Schwäbe zeigte sich als Könner seines Fachs (25.). Zuvor hatte Linton Maina das RB-Tor in Bedrängnis gebracht. Der schnelle Stürmer legte den Vorwärtsgang ein, zog drei Gegenspieler auf sich und erreichte mit seiner Flanke Willi Orbans Hand (22.), eine strafbare Handlung war dem Leipziger jedoch nicht zu unterstellen.

Die Intensität blieb hoch, der Einsatz stimmte, und die Kölner boten dem Titelkandidaten Paroli. Selbst wenn der durch Werner erneut eine Schrecksekunde bei der Baumgart-Elf hervorrief. Doch Schwäbe parierte seine Schuss aus kurzer Distanz prächtig (32.), wäre aber eigentlich nicht nötig gewesen, denn der Nationalspieler stand zuvor im Abseits.

Es gab klare Torchancen für die Kölner

Waren die Kölner trotz guten, gewohnt leidenschaftlichen Spiels lange sparsam umgegangen mit klaren Chancen, so kamen sie dem Tor dann sehr nahe. Und das gleich doppelt. Der starke Kapitän Jonas Hector eroberte mit einer harten Grätsche gegen Silva den Ball, Benno Schmitz erkannte die Situation, und passte auf den davonflitzende Linton Maina. Doch sein Schuss klatschte an den Pfosten, der Nachschuss von Dejan Ljubicic streifte die Latte (37.). Nach einer kurzen Ruhephase befand sich die Partie wieder auf Betriebstemperatur, der Unterhaltungswert war beträchtlich.

Das dürfte auch dem blaublütigen Besuch im Kölner Stadion gefallen haben Das Dreigestirn der Stadt um Prinz Boris I. gab sich die Ehre und drückte dem FC die Daumen. Das half zunächst, denn gleich nach dem Pausentee erzielten die Gäste die vermeintliche Führung, doch der Treffer durch Silva fand keine Anerkennung, da der Portugiese nach Werners Pass im Abseits stand. Der FC fand jedoch schnell wieder in seinen Rhythmus, lief hoch an und übernahm die Spielkontrolle.

Steffen Baumgart, erneut im T-Shirt unterwegs, verschaffte sich Bewegung. Er brachte Jungstar Denis Huseinbasic für Ljubicic, der FC blieb offensiv und verlegte das Geschehen in die Leipziger Hälfte. Nach einer Stunde kam der umtriebige Maina einen Schritt zu spät gegen RB-Torhüter Janis Blaswich. Das Tempo blieb hoch, Leipzig hatte in Kontern das Mittel der Wahl entdeckt. Doch an Hübers und Chabot im Zentrum gab es kein Vorbeikommen. Die Kölner hatten sich auf den Kampf eingeschworen, ließen dem Favoriten aus Sachsen keine Luft zum Durchatmen. In den Strafräumen allerdings spielte die Musik nicht. Der eingewechselte Davie Selke kam nicht zur Geltung, musste dann wieder verletzt runter vom Platz, was in derart verärgerte, dass er sein Trikot zerriss. Während das Baumgart-Team nun etwas die Kraft zu verlassen schien nach dem Kraftakt, suchte Leipzig seine Chance. Doch die Kölner hielten stand – anders als Selkes Trikot.

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