Nach 3:1-Erfolg über Berlin 1. FC Köln gelingt Traumstart ins neue Jahr
Köln · Mit dem verdienten 3:1-Erfolg über Hertha BSC springt der FC auf den sechsten Tabellenplatz. Nicht der einzige Grund für Kölner Zufriedenheit.
Ein Schmunzeln konnte sich auch der sonst so nüchtern wirkende Steffen Baumgart nicht verkneifen. Dem Kölner Trainer huschte zumindest ein Lächeln über das Gesicht, als Anthony Modeste den 1. FC Köln mit seinem zwölften Saisontreffer auf die Erfolgsspur gegen Hertha BSC brachte. Nach einer perfekten Flanke von Mark Uth nickte der Kölner Torjäger gewohnt sicher ein. Baumgarts Reaktion war aber vermutlich nicht nur eine auf die Kölner Führung.
Denn nur Sekunden zuvor hatte Marvin Schwäbe den Grundstein für den Kölner 3:1-Erfolg über die Hertha und damit den dritten Sieg in Serie gelegt. Nach einer erschreckenden Unordnung in der Kölner Hintermannschaft tauchte Myziane Maolida alleine vor dem Kölner Keeper auf. Schwäbe rettete mit einer starken Parade. Ausgerechnet Schwäbe. Der 26-Jährige hatte das interne Torwart-Duell mit Timo Horn für sich entschieden. Ein Duell, das das Kölner Umfeld wochenlang beschäftig hatte. Am vergangenen Freitag hatte Baumgart die Entscheidung für Neuzugang Schwäbe und gegen die bisherige Nummer eins, Timo Horn, bekanntgegeben. Eine schwere Entscheidung, denn Horn war über ein Jahrzehnt hinweg im Kölner Kasten unangefochten gesetzt. Immerhin hielt sich Baumgart aber das Hintertürchen offen, in ein paar Wochen die Situation neu zu bewerten. Schließlich verfügt Horn nach achtwöchiger Verletzungspause noch über einen ordentlichen Trainingsrückstand.
Nun hielt eben dieser Schwäbe den FC im Spiel, Modeste brachte Köln in Führung und Ondrej Duda legte nur wenige Minuten später nach. Eine Flanke von Florian Kainz wehrte BSC-Verteidiger Niklas Stark ins Zentrum ab, dort lauerte der Slowake an der Strafraumgrenze und traf zum 2:0. „Ich glaube, Marvin hat es gut gemacht und er hat es sich verdient“, sagte Innenverteidiger Luca Kilian. „Timo hat es sich aber auch verdient. Der haut sich im Training richtig rein, gibt richtig Gas. Am Ende entscheidet der Trainer, wer spielt.“

Hertha BSC - 1. FC Köln
Keine Überraschung in der Innenverteidigung
Dass sich Baumgart für Kilian neben Timo Hübers entschied, kam nicht überraschend. Nach den Abgängen von Rafael Czichos und Sava Cestic sowie der Erkrankung von Jorge Meré stellte sich die Innenverteidigung von selbst auf. Baumgart wird nicht müde zu betonen, dass er den verbliebenen Verteidigern vertraut. Zumindest gegen Hertha behielt er recht. „Ich glaube, dass der Verbund passt und die ganze Mannsschaft funktioniert. Die Beiden sind die, die den Ball in der einen oder anderen Situation retten. Sie haben ganz viele Zweikämpfe ohne Foul bestritten“, sagte Baumgart. „Wenn wir den ein oder anderen Konter besser ausfahren, könnte noch Torgefahr kommen.“
Die kam auch so. Einmal tauchte Louis Schaub gefährlich im Strafraum auf, dann lief Mark Uth alleine aufs Tor zu. Auch nach dem Wechsel machten zunächst die Kölner das Spiel, erlebten dann aber doch den Rückschlag. Vladimir Darida brachte nach einer guten Stunde einen Freistoß aus dem Halbfeld Richtung Tor. Der Ball wurde immer länger und länger und landete schließlich im Netz. „Ich hatte das Gefühl, dass vor mir noch jemand drankommen würde“, gab Schwäbe zu, der zwar nicht glücklich aussah, dem man aber keinen direkten Torwartfehler ankreiden kann.

Hertha BSC - 1. FC Köln
Der FC zeigt die richtige Reaktion
Doch der FC zeigte die richtige Reaktion und blieb weiter offensiv. „Wir haben nach dem 2:0 weiter nach vorn gespielt, und wir haben nach dem 2:1 weiter nach vorn gespielt. Wir haben uns nicht hinten reingestellt und versucht, uns aufs Verteidigen zu verlassen“, sagte Baumgart. „Ich bin sehr zufrieden, dass die Jungs dran geblieben sind. Nach so einem Anschlusstreffer geht einem ja auch schon mal die Muffe.“
Den Kölnern nicht. Der FC war der Entscheidung deutlich näher als Berlin dem Ausgleich. Einzig der eingewechselte Kevin-Prince Boateng sorgte noch einmal für einen Hauch von Gefahr, als er aus acht Metern aufs Tor köpfte. Dieses Mal stand Schwäbe wieder goldrichtig. Köln hätte in dieser Phase die angesprochenen Konter besser zu Ende spielen müssen, Berlin fand nahezu gar nicht mehr statt. „Wir haben es hinten raus einfach gut weg verteidigt und dann den Lucky Punch gesetzt“, sagte Kilian.
Den setzte Jan Thielmann in der Nachspielzeit. Der Kölner Youngster nahm Darida den Ball ab, rannte alleine auf Keeper Schwolow zu, umkurvte den Berliner Torhüter und traf zum 3:1-Endstand. „Ich bin komplett mit der Leistung der Mannschaft zufrieden“, sagte Baumgart, der sich nicht nur mit dem Erfolg und drei Punkten noch ein spätes Geburtstagsgeschenk machte. Der Kölner Coach saß Minuten nach dem Spiel mit Boateng auf der Berliner Bank. Am Ende des langen Gesprächs überreichte der Routinier Baumgart sein Trikot und sorgte für ein weiteres Lächeln.