Nach 0:5-Pleite Hoffenheim entschlüsselt das System des 1. FC Köln

Köln · Mit einer deutlichen 0:5-Pleite ist der 1. FC Köln aus Hoffenheim heimgekehrt. Die TSG gewann verdient, weil sie das System der Kölner las und adaptierte.

1. FC Köln: Hoffenheim entschlüsselt Kölns System
Foto: dpa/Uwe Anspach

Mehr als 90 Minuten lief Steffen Baumgart auf Normaltemperatur. Der Trainer des 1. FC Köln stapfte beim Auswärtsspiel des FC bei der TSG Hoffenheim wie gewohnt die Seitenlinie lang, wild gestikulierend, schreiend. Er korrigierte, motivierte, arrangierte. Mit überschaubarem Erfolg. Nach der verdienten 0:5-Niederlage hatte sich das Gemüt des Trainers aber schnell abgekühlt. Gerade zu besonnen stand er den Pressevertretern Rede und Antwort. "Hoffenheim hat auch in der Höhe verdient gewonnen, weil wir die entscheidenden Zweikämpfe in den entscheidenden Phasen nicht gewonnen haben", sagte der 49-Jährige. Besonnen, aber durchaus auch selbstkritisch. "Ich glaube, dass nicht nur die Jungs sondern auch wir als Trainerteam schneller auf die Dreierkette, Fünferkette hätten reagieren müssen. Das ist auch für mich ein Erfahrungswert."

Für den Kölner Coach, der bislang der Inbegriff der neu gewonnenen Euphorie und des Kölner Selbstverständnisses für erfolgreichen Fußball ist, eine sehr bittere Erfahrung. Der Aufschwung rund um die Geißböcke hat den ersten herben Dämpfer erlebt. Nicht nur aufgrund des Ergebnisses. Der Gegner schien das Baumgartsche System, die Taktik entschlüsselt zu haben und den FC mit den eigenen Waffen zu schlagen. „Sie haben uns hoch angelaufen, mit viel Aggressivität, haben uns im Spielaufbau gestört“, erklärte Innenverteidiger Rafael Czichos die TSG-Spielweise, die sehr an das übliche Spiel des FC erinnerte.

1. FC Köln agiert harmlos

Geschickt zog Hoffenheim über die Außen die Kölner Raute auseinander, erreichte so oft in den entscheidenden Räumen eine Überzahl und nutzte die schonungslos aus. Das Kölner Offensivspiel kam so kaum zur Geltung. Und: „Wir haben viel zu viele Fehler gemacht. Individuelle Fehler, aber auch im Spiel nach vorne“, so Czichos, dem einer dieser Fehler bereits in der Anfangsphase unterlief, als er ohne Not einen Ball in Höhe des eigenen Sechzehners in jenen schlug und Andrej Kramarić bediente. Nur Dank einer überragenden Parade von Timo Horn setzt der Hoffenheimer Torreigen noch nicht zu diesem Zeitpunkt ein. Das änderte Ihlas Bebou nach einer guten halben Stunde und einem Traumpass von Kramarić. „Wir haben Hoffenheim spielen lassen“, sagte der Kölner Keeper. „Wir haben Kramarić beim ersten Gegentreffer spielen lassen. Das war überragend, aber diese Qualität haben sie. Da waren wir zu weit vom Mann weg.“

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Der FC hatte sich für den zweiten Durchgang etwas vorgenommen, erlebte aber schnell den nächsten Dämpfer. Erneut Bebou und Christoph Baumgartner schraubten das knappe 1:0 zu einem vorentscheidenden 3:0 in die Höhe. „Beim Stand von 0:1 sind wir aus der Kabine gekommen, um das Spiel zu drehen“, erklärte Horn. „Genau das Gegenteil ist passiert. Hoffenheim hat uns heute einmal vorgeführt.“ Auch, weil die Kölner weiterhin zu harmlos agierten. Zwar spielte der FC nun deutlich mutiger nach vorne, hatte in dieser Phase mehr Spielanteile, wirkliche Gefahr strahlten die Geißböcke aber nicht aus. „Wir können nicht nur zwei, drei Prozent weniger machen. Das funktioniert nicht“, sagte auch der Kölner Coach.

Kölner Trainer Baumgart lässt Ausfälle nicht gelten

Die Offensive der Hoffenheimer funktionierte dagegen umso besser. Dennis Geiger und Stefan Posch machten das Spiel für die Kölner zu einem Debakel. Ein Spiel, das für die Geißböcke ohnehin unter schlechten Vorzeichen stand. Und das nicht nur, weil sich die TSG in den vergangenen Jahren zum Angstgegner der Kölner entwickelt hat. Nachdem die Leistungsträger Ellyes Skhiri und Dejan Ljubicic gar nicht erst mit nach Sinsheim gereist waren, hatte auch Kapitän Jonas Hector frühzeitig die Rückreise angetreten. „Damit fangen wir gar nicht erst an“, wollte Baumgart die Ausfälle nicht als Ausrede gelten lassen. „Es geht nicht um Ausfälle. Wenn ich zum Beispiel gesehen habe, wie Salih auf dem Platz gearbeitet hat. Er hat ein gutes Spiel gemacht. Wir haben einiges nicht gut gemacht, weil wir zu weit weg waren. Weil wir das, was uns über einen langen Zeitraum ausgezeichnet hat, nicht gemacht haben.“

Baumgart kündigte eine Aufarbeitung der Niederlage, eine Analyse an. „Ich glaube, dass wir daraus nicht nur lernen müssen, sondern auch die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Das gilt nicht nur für die Jungs, das gilt für uns genauso.“ Trotz der deutlichen Niederlage ist aber eins klar: Der FC, aber allen voran der Trainer wird sicherlich nicht den Baumgartschen Weg verlassen.

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