Bundesliga Kimmichs Traumtor verhindert FC-Sensation

München/Bonn · Der 1. FC Köln hat eine Sensation bei den Bayern knapp verpasst. Doch mit dem 1:1 beim Rekordmeister darf die überzeugende Mannschaft von Steffen Baumgart zufrieden sein.

Nur knapp verpasste der 1. FC Köln den Sieg gegen den Meister FC Bayern München.

Nur knapp verpasste der 1. FC Köln den Sieg gegen den Meister FC Bayern München.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Man müsse, sagte der Trainer mit fester Stimme, die Emotionalität auf den Platz bringen „und uns gut wehren“. Die Forderung nach Widerstand ließ sich getrost Steffen Baumgart zuschreiben, der den 1. FC Köln zur Partie bei Bayern München zu moderieren hatte. Doch es war der Trainer des Gegners, der anerkannten Branchengröße, der seine Spieler in die Pflicht nahm: Julian Nagelsmann. Ganz unbegründet waren seine Mahnungen nicht, hatten die Kölner doch zum Jahresstart Werder Bremen mit einer 1:7-Packung zurück an die Weser geschickt.

Und die Kölner hielten, was sie versprachen. Lange hatten die lauf- und kampfstarken und leidenschaftlichen Domstädter den Sieg nach dem frühen Treffer von Ellyes Skhiri (4.) den Sieg vor Augen, doch erst ein Münchner Traumtor in letzter Sekunde durch Joshua Kimmich verhinderte die Sensation und den ersten Sieg Baumgarts als Trainer gegen die Bayern. Mit dem Punkt dürfte er ob des überzeugenden Vortrags seines Teams und des Jahresstarts mit vier Punkten dennoch zufrieden gewesen sein – trotz des späten Gegentreffers in einem guten und intensiven Spiel. „Der Gegentreffer fiel zu einem ärgerlichen Zeitpunkt“, sagte Baumgart, ohne verärgert zu sein. „Mit dem Punkt sind wir dennoch sehr zufrieden, das Ergebnis geht komplett in Ordnung.“

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Baumgart änderte seine Startformation. Abwehrchef Timo Hübers hatte sich am Dienstag kurzfristig krankgemeldet, für ihn rückte Nikola Soldo in die Innenverteidigung. Schlüsselspieler Ellyes Skhiri, der sich gegen Bremen verletzt hatte, meldete sich einsatzbereit und spielte im defensiven Mittelfeld. Mathias Olesen durfte anstelle von Eric Martel beginnen. Ansonsten schickte der 51-Jährige jene Spieler ins Rennen, die gegen Bremen einen berauschenden Vortrag geboten hatten.

Und die Mannschaft erweckte nicht den Eindruck, das intensive Tempospiel, das sie schon gegen Werder gezeigt hatte, beim Meister aufgeben zu wollen. Im Gegenteil. Sie war gleich gut drin in der Partie und den Zweikämpfen. Das hatte erfreuliche Folgen für den FC. Florian Kainz schlug eine scharfe Ecke, Jeff Chabot verlängerte, und der überragende Skhiri musste nur noch den Fuß hinhalten (4.). So darf ein Spiel aus Kölner Sicht gerne beginnen.

Immer wieder suchten sie ihre Flügelzange und setzten erneut auf die rasante Geschwindigkeit Linton Mainas. Auf der anderen Seite war Kainz ein Aktivposten. Und so blieb der FC gefährlich. Ein schneller Einwurf erreichte den starken Maina, Pass auf den ersten Pfosten, Olesen kam einen Schritt zu spät (9.). Die Bayern schüttelten sich langsam und erkannten die linke Bahn mit dem rasend schnellen Alphonso Davies und Nationalspieler Serge Gnabry als den Weg zum Ziel. Nach einer gefälligen Kombination stand Gnabry links frei, doch FC-Torwart Marvin Schwäbe pariert den mittig geschossenen Ball (14.).

Trotz des Warnschusses: Ein Zurückweichen gab es für die Baumgart-Elf naturgemäß nicht, das permanente frühe Anlaufen setzte selbst den Bayern zu. Köln war giftig, hellwach. Lauerte permanent auf seine Chance, den Bayern wehzutun. Und das taten die Gäste. Nach einem fulminanten Konter über Maina erreichte der Ball Kainz, dessen Lieferservice den mitgesprinteten Skhiri als Adressat vorsah, doch der Neu-Münchner Yann Sommer fuhr seinen bekannten „Reklamierarm“ in letzter Sekunde Richtung Ball aus (29.).

Die Bayern wurden nun dominanter, wollten die Serie gegen den FC nach neun Siegen in Folge nicht reißen lassen. Doch die Kölner Abwehr um die überzeugenden Chabot und Soldo agierte hochkonzentriert und zweikampfstark. Nur selten setzte sich der Rekordmeister in der Gefahrenzone durch. So beschwor erst eine Standardsituation Gefahr herauf. Nach einer Kimmich-Ecke landete der Ball bei Benjamin Pavard, sein Geschoss fischte Schwäbe artistisch aus dem Winkel (44.). Die Pausenführung der Gäste hielt. Und war nicht unverdient.

Dass die Bayern nach dem Wechsel nun ihrerseits an der Temposchraube drehen würden, war zu erwarten. Sie hatten tatsächlich noch mehr Dampf auf dem Kessel, mussten bei Kölner Kontern aber immer wachsam sein. Doch trotz guter Ansätze, das Baumgart-Team spielte diese zu unsauber aus. Auf dem FC lastete nun ein gehöriger Bayern-Druck. Die eigene Spielhälfte verließen die Rheinländer kaum noch. So musste Schwäbe schon sein Können aufbieten, um einen Schuss des eingewechselten Tempodribblers Kingsley Coman im kurzen Eck zu entschärfen (54.).

Die Kölner wählten nun die Tiefe ihrer eigenen Hälfte als natürlichen Lebensraum. Lange Bälle waren das Mittel ihrer Wahl. Sie blieben aber stabil und nahmen selbst den begnadeten Jamal Musiala aus dem Spiel. Für ihn kam Thomas Müller in die Partie. Durch das dichte Netz aus Hunderten Kölner Beinen fand der Rekordmeister keinen Durchschlupf. Erst Müller scheiterte mit einem Kopfball am starken Schwäbe (80.). Die Bayern-Bälle segelten nun im Sekundentakt in den Kölner Strafraum. Doch die Sensation rückte immer näher. Erst Kimmich wusste diese zu verhindern.

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