Interview mit FC-Neuzugang Linton Maina „Meine Einstellung hat einfach nicht gestimmt“

Interview | Donaueschingen · Linton Maina wurde bereits im Mai als erster Neuzugang des 1. FC Köln vorgestellt. Der 23-Jährige könnte in der kommenden Saison eine entscheidende Position beim FC einnehmen. Über seine Stärken und Schwächen, Vergangenheit und Zukunft und das Verhältnis zum Trainer äußert sich der Offensivspieler im GA-Interview.

1. FC Köln: Linton Maina im Interview
Foto: Herbert Bucco

Mitte Mai vermeldete der 1. FC Köln bereits den ersten Neuzugang für die kommende Spielzeit: Linton Maina wechselt von Hannover 96 an den Rhein. Maina wurde in jungen Jahren als Riesentalent beschrieben, seine Leistung stagnierte in den vergangenen Jahren. Über die Ursachen, seine künftige Rolle beim FC und seine Zukunftspläne sprach der 23-Jährige mit Simon Bartsch.

Herr Maina, am vergangenen Freitag haben Sie für den FC im ersten Test gegen den TuS Mondorf gleich doppelt getroffen. So kann es sportlich sicherlich weitergehen. Sind Sie auch privat in Köln angekommen?

Linton Maina: Mit den Jungs verstehe ich mich ebenfalls sehr gut. Wir wurden alle sehr gut aufgenommen. Von der Stadt habe ich ehrlich gesagt noch nicht so viel gesehen. Möbelhäuser umso mehr (lacht). Wenn wir aus Donaueschingen zurück sind, werde ich das aber bestimmt nachholen.

Das heißt, Sie wohnen derzeit noch im Hotel?

Maina: Genau. Nach dem Trainingslager widme ich mich dann der Wohnungssuche.

Als Sie beim FC angetreten sind, haben Sie gesagt, Sie freuen sich auf die Vorbereitung. Jetzt sind die ersten Einheiten unter Steffen Baumgart absolviert. Er sagte zuletzt, dass seine Jungs die Einheiten nicht so genießen werden. Bereuen Sie Ihre Aussage?

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Foto: dpa/Marius Becker

Maina: Die Vorfreude ist nach wie vor sehr groß. Wir lernen von Tag zu Tag dazu. Ich bin noch nicht zu einhundert Prozent sicher in den taktischen Abläufen. Das wird sich in den nächsten Wochen sicher verbessern, die Wege werden Tag für Tag selbstverständlicher, sodass ich mich mehr und mehr einbringen kann. Ich freue mich, wenn es am Ende perfekt ist.

Ist denn das Training wirklich so intensiv, wie immer gesagt wird?

Maina: Im Vergleich zu dem, was ich vorher erlebt habe, ist das Training viel intensiver. Aber es macht Spaß. Das hohe Anlaufen machen wir ja mit Sinn und Verstand. Da steckt ein Plan hinter. Es macht Freude, wenn du Bälle gewinnst.

Welchen Einfluss hatte die Person Steffen Baumgart auf Ihren Wechsel?

Maina: Der Trainer spielt immer eine große Rolle. In diesem Fall war es aber besonders. Die letzten beiden Jahre liefen nicht optimal für mich. Er hat mir in unserem Gespräch klargemacht, was er vorhat und was er in mir sieht. Das kam bei mir einfach gut an und war am Ende auch ausschlaggebend.

In welcher Rolle sieht Sie der Trainer?

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Foto: Herbert Bucco

Maina: In der Offensive habe ich ja schon einige Positionen gespielt, habe dort meine Stärken. Wir sind aber erst seit anderthalb Wochen im Training. Ich denke, in den kommenden Tagen und Wochen wird sich dann zeigen, was er mit mir vorhat.

Und welche Position liegt Ihnen aus Ihrer Sicht am meisten?

Maina: Im Grunde kann ich in der Offensive alles spielen. Egal, ob im Sturm, über die Außen oder auf der Zehn – ich fühle mich eigentlich überall wohl. Die Abläufe werden sich jetzt immer besser einspielen, und dann werden wir sehen, wo ich spiele.

Wo oder wie können Sie dem FC in der kommenden Spielzeit weiterhelfen?

Maina: Das Tempo im Eins-gegen-Eins ist sicher eine meiner Stärken, die ich dann bestmöglich einsetzen will. Mir fehlt ab und an noch die Zielstrebigkeit vor dem Tor. Daran werde ich arbeiten. Das Kopfballspiel ist dagegen wohl nicht ganz so mein Ding (lachend).

Sie wurden in jungen Jahren als Riesentalent bezeichnet, sagen aber selbst, dass die Leistungen in den vergangenen beiden Jahren ein wenig stagniert sind. Wo liegt die Ursache?

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Foto: Thomas Faehnrich

Maina: Ich suche die Schuld nicht bei anderen. Es gibt bestimmt ruhigere Vereine als Hannover 96, das hatte aber nichts mit meiner Spielweise zu tun. Ich hatte ein, zwei Verletzungen, aber meine Einstellung hat einfach nicht gestimmt. Vielleicht war der Schritt in ein neues Umfeld, ein Wechsel schon längst überfällig.

Gerade bei einem jungen Spieler muss der Druck doch immens sein, wenn es plötzlich nicht mehr rund läuft. Was passiert da im Kopf?

Maina: Ich kannte das so gar nicht. Als Jugendspieler und dann auch die ersten Jahre bei den Profis ging es für mich eigentlich immer nur nach oben. Wenn dann das erste Mal die Kurve nach unten zeigt, vielleicht auch das erste Mal schlecht über dich geschrieben wird, kriegt man das schon mit. Ich habe mich davon aber nicht unterkriegen lassen. Es ist nicht immer ganz einfach, wenn man sieht, wie Karrieren und Entwicklungen auseinandergehen. Ich sehe diese Situation jetzt als Chance.

Sie haben einige DFB-Juniorenteams durchlaufen. In den vergangenen Jahren konnten sie verletzungsbedingt nicht mehr bei der U21 mitmischen. Schwebt die Nationalmannschaft noch in Ihrem Hinterkopf herum, oder ist es für das DFB-Dress zu spät?

Maina: Es ist für mich immer eine Ehre gewesen, für die Nationalmannschaft zu spielen oder die Hymne zu singen. Natürlich ist das ein Traum eines jeden Profis. Man sieht ja bei vielen Spielern wie schnell es gehen kann. Darüber mache ich mir im Moment aber keine Gedanken. Ich konzentriere mich komplett auf den FC und schaue, was am Ende daraus wird.

Was macht Ihnen Hoffnung, dass der Weg beim FC der richtige ist?

Maina: Der Tapetenwechsel war einfach wichtig, um aus meiner Komfortzone zu kommen. Und das ganze Team hier hat einen genauen Plan, einen Weg, den sie mir auch genau zeigen.

Ihr direktes Umfeld, Ihre Familie scheinen aber dennoch eine große Rolle in Ihrem Leben zu spielen. Wie schwer ist es, jetzt durch den Wechsel nach Köln von dieser eher getrennt zu sein?

Maina: Ich bin schon jemand, der sich wohlfühlen muss und sein Umfeld braucht. Ich habe seit zehn, 15 Jahren die gleichen Freunde. Da hat sich nicht viel verändert. Deswegen ist der Anfang vielleicht auch manchmal ein bisschen schwieriger. Hier hat das sofort super funktioniert, ich fühle mich jetzt schon wohl.

Mit Timo Hübers und Kingsley Schindler haben Sie zwei alte Weggefährten aus Hannover an Ihrer Seite. Wie wichtig sind solche alten Bekannten bei der Eingewöhnung?

Maina: Sie sind sehr wichtig. Ich habe die gesamte Zeit über Kontakt gehalten. Natürlich frage ich bei den Jungs nach, wenn ich etwas nicht weiß. Sie sind meine ersten Ansprechpartner. Jeff Chabot und Luca Kilian kenne ich auch schon lange. So viele bekannte Gesichter machen es einem schon leichter.

Welche Rolle kann der FC in dieser Saison spielen? Immerhin steht Köln ein Mammut-Programm bevor.

Maina: Für mich und viele andere ist die Dreifachbelastung komplett neu. Wir arbeiten sehr hart und werden auf jeden Fall fit genug sein. Im Moment überwiegt ohnehin die Vorfreude auf die Chance, international zu spielen. Wir haben da schon richtig Bock drauf, egal wer der Gegner wird.

Sie haben bis 2025 beim FC unterschrieben. Auf welchem Parkett wird der FC dann tanzen?

Maina: Der Weg, den der Verein geht, ist nicht ohne Grund erfolgreich. Das ist kein Glück. Es steckt harte Arbeit dahinter. Das hat man letzte Saison in jedem Spiel gesehen. Wenn das so weiter geht, werden nicht nur die Mannschaft, sondern auch der Verein und die ganze Stadt sehr viel Spaß mit dem FC haben.

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