Interview mit FC-Keeper Marvin Schwäbe „Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl“

Interview | Köln · Mit konstant guten Leistungen avancierte Marvin Schwäbe zur unumstrittenen Nummer eins des 1. FC Köln. Im Interview mit dem GA spricht der Keeper über seine Gründe für den FC-Wechsel, sein Verhältnis zu Timo Horn und Wünsche für die Zukunft.

1. FC Köln: Marvin Schwäbe im Interview
Foto: Herbert Bucco

Marvin Schwäbe wechselte im vergangenen Sommer als frisch gebackener dänischer Meister und etatmäßige Nummer zwei zum FC und damit zu einem Club, der mit Glück die Klasse in der Fußball-Bundesliga gehalten hatte. Mittlerweile hat sich Schwäbe im Tor der Geißböcke festgespielt. Über seine Zeit beim FC, die Stadt, aber auch das Verhältnis zu Timo Horn sprach der Kölner Keeper mit Simon Bartsch.

Herr Schwäbe, im vergangenen Jahr kamen Sie als vermeintliche Nummer zwei zum FC, Köln kam aus einer sehr schweren Saison. Jetzt sind Sie die Nummer eins, spielen mindestens zwei Spiele europäisch. Hätten Sie mit dieser Entwicklung gerechnet?

Marvin Schwäbe: Gerade nach der schwierigen Vorsaison mit der Relegation war nicht klar, in welche Richtung es gehen wird. Es war dann einfach sehr gut, wie die Saison gelaufen ist und wie wir gespielt haben. Da wollen wir in diesem Jahr anknüpfen.

Sie sind mit Bröndby damals Meister geworden, hätten Champions League spielen können. Warum der Schritt nach Köln, in dem Wissen erst einmal „nur“ die Nummer zwei eines vermeintlichen Abstiegskandidaten zu sein?

Schwäbe: Für meine Frau und mich war immer klar, dass wir irgendwann wieder zurück nach Deutschland wollten. Wir wären gerne schon im Jahr vorher gekommen. Da gab es ja auch Gespräche mit dem FC, der Transfer ist aber an der Ablösesumme gescheitert. Mit dem damaligen Torwarttrainer Andreas Menger habe ich dann Kontakt gehalten, weil der FC weiterhin Interesse hatte. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl und bin sehr gut aufgenommen worden. Es war definitiv die richtige Entscheidung.

Haben Sie noch Kontakt nach Dänemark?

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Foto: dpa/Marius Becker

Schwäbe: Es gibt noch Kontakt zu zwei, drei Spielern. Wir schreiben uns ab und an.

In der Conference League könnten Sie auch auf Bröndby treffen. Wäre das ein Traumlos?

Schwäbe: Ich würde mich schon freuen, wenn wir auf Bröndby treffen. Der Club hat auch ein schönes Stadion und wie Köln super Fans. Das wären gute Spiele – sowohl das Heimspiel als auch auswärts.

Wie groß ist denn generell die Vorfreude, mit dem 1. FC Köln europäisch zu spielen?

Schwäbe: Die ist enorm. Das haben wir uns über die komplette Saison hinweg erarbeitet. Es wäre schön, wenn es nicht nur bei den beiden Spielen bleibt. Dafür müssen wir die Playoffs für uns entscheiden.

Sie wohnen in einem Vorort von Düren, sagen, dass Sie die Ruhe benötigen. Wie passen Köln und Ruhe zusammen?

Schwäbe: Ach, das letzte Jahr war aus Kölner Sicht doch recht angenehm (lacht). Aber im Ernst: In der Stadt und rund um den Verein ist immer recht viel Trubel. Wir haben uns bewusst für das Landleben entschieden.

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Foto: Bopp Eduard

Wie erleben Sie die Stadt, den Verein?

Schwäbe: Wir fühlen uns einfach rundum wohl, egal, ob Verein, Team, Stadt oder Umfeld.

Wie passen die ersehnte Ruhe und Steffen Baumgart zusammen?

Schwäbe: Das schließt sich eigentlich aus (lacht). Das kann man vermutlich nicht in Einklang bringen. Er geht an der Seitenlinie schon ab. Man kann aber auch ein sehr ruhiges Gespräch mit ihm führen.

Andreas Menger hat Sie damals zum FC gelotst. Horst Heldt war an Ihrer Verpflichtung ebenfalls beteiligt. Aber schon vor Ihrem ersten Spiel waren beide nicht mehr in Köln. Hat sich für Sie dadurch irgendetwas verändert?

Schwäbe: Natürlich bekommt man das mit, aber auch die Gespräche mit den folgenden Verantwortlichen, also mit Thomas Kessler, Lukas Berg, Jörg Jakobs, aber auch dem Trainer und Torwarttrainer verliefen direkt super. Das war echt angenehm. An den grundsätzlichen Voraussetzungen hat sich für mich ohnehin nichts geändert.

Was haben Sie unter Ihrem neuen Torwarttrainer Uwe Gospodarek denn verbessern können?

Schwäbe: Ich konnte meine Explosivität verbessern und habe an den Sprüngen gearbeitet. In diesem Bereich bin ich einen großen Schritt nach vorne gekommen. Wir arbeiten in jedem Training an Details und versuchen ständig, uns zu verbessern.

Sie haben mit 26 Jahren relativ spät Ihr Bundesligadebüt gefeiert. Welche Ziele gibt es für Sie noch?

Schwäbe: Für mich geht es darum, meine Leistung der vergangenen Saison zu bestätigen. Und dann schaue ich, was als Nächstes passiert.

Sie gelten als mitspielender Keeper. War das bezogen auf das „Baumgartsche Spiel“ ein Vorteil im Duell gegen Timo Horn?

Schwäbe: Das glaube ich nicht. Für ihn ist es einfach unglücklich gelaufen. Er hat sich verletzt und so kam ich zum Spielen. Die Duelle habe ich gut bestritten und so meine Chance genutzt. Natürlich kommt mir die Spielweise entgegen.

Das Thema dominierte in der vergangenen Saison über viele Wochen. Nervt es irgendwann, immer wieder darauf angesprochen zu werden? Sie haben sich den Platz ja sportlich verdient.

Schwäbe: Nein, das nervt nicht. Das ist doch verständlich, wenn jemand fast zehn Jahre lang die Nummer eins war, aus Köln kommt und beim FC groß geworden ist.

Jetzt sind Sie die Nummer eins, vom Herausforderer zum Stammkeeper avanciert. Wie fühlt sich das an? Macht das einen Unterschied?

Schwäbe: Ich gebe im Training immer alles, um mich weiterzuentwickeln. Und das unabhängig von der Position. Ich habe ja auch vorher meine Einheiten bestmöglich genutzt. Das bleibt auch weiterhin so.

Dennoch haben Sie weiterhin die Nummer 20? Hat die Zahl auf dem Trikot keine Bedeutung für Sie?

Schwäbe: Mir ist die Nummer überhaupt nicht wichtig. Hauptsache, ich stehe im Kasten.

Wie fühlt es sich an, beim Bundesligadebüt umgehend zum Derbyhelden zu werden?

Schwäbe: Es ist immer schön, das Bundesligadebüt im eigenen Stadion zu gewinnen. Und dann auch noch gegen Gladbach – das war schon einzigartig.

Und dabei geholfen hat ein kleiner Glücksbringer oder eher eine Glücksbringerin. Sie sind kurz vor Ihrem Debüt Vater geworden…

Schwäbe: Dadurch hat sich natürlich viel verändert. Manchmal hat man ein bisschen mehr, manchmal ein bisschen weniger Schlaf. Das ist die eine Seite. Auf der anderen steht das Emotionale: Ich denke schon, dass mir das noch einen kleinen Schub verliehen hat. Man wird ein wenig reifer. Seitdem ging es für mich stetig bergauf. So kann es weitergehen.

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