1. FC Köln FC-Mitgliedsratschef Stefan Müller-Römer zieht sich zurück

Köln · Stefan Müller-Römer wird sich nach sieben Jahren aus dem Amt des Mitgliederrats-Vorsitzenden zurückziehen. Der 52-jährige Jurist gibt den Vorsitz auf, soll aber weiter Mitglied des Rates bleiben.

 Streitbarer Kopf: Stefan Müller-Römer.

Streitbarer Kopf: Stefan Müller-Römer.

Foto: Bopp Eduard

Am Tag, nachdem das Ende der Ära von Stefan Müller-Römer besiegelt war, schütteten Vorstand und Mitgliederrat ein Füllhorn an Komplimenten über den zurückgetretenen Vorsitzenden des höchsten Gremiums des 1. FC Köln aus, als hätten sie ein schlechtes Gewissen, dass sie dem 52-Jährigen nicht länger den Rücken stärken konnten und auch nicht mehr wollten.

Müller-Römer hatte am späten Mittwochabend nach einer mehrstündigen Sitzung des Mitgliederrates gemeinsam mit dem Gremium entschieden, dass er nach seinen kritischen Äußerungen in einem Mailverkehr mit einem FC-Mitglied sein Amt als Vorsitzender mit sofortiger Wirkung zur Verfügung stellt. Der Jurist stand dem Mitgliederrat seit dessen Gründung im Herbst 2013 vor.

„Leidenschaftliche Menschen machen Fehler. Mutige und aufrechte Menschen entschuldigen sich für eben diese. Das hat Stefan Müller-Römer stets getan und er tut es auch in diesem Fall. Er bedauert die unglücklichen Formulierungen in seiner Mail. Aber es ging ihm um die Sache, um einen modernen 1. FC Köln“, heißt es in der Stellungnahme des Mitgliederrates am Donnerstag.

Trotz dieser Einsicht Müller-Römers hat sich das elfköpfige Gremium auf dessen Rücktritt vom Vorsitz verständigt. Präsident  Werner Wolf und der Beiratsvorsitzende Lionel Souque hatten Müller-Römer zu Wochenbeginn einen Rücktritt mehrfach nahe gelegt. Der Druck sowohl auf den Rechtsanwalt als auch auf den Mitgliederrat war dadurch noch größer geworden.

Insgesamt drei Mitgliederräte sollen Müller-Römer eine weitere Zusammenarbeit verweigert und offen mit Rückzug aus dem Gremium gedroht haben, falls der Vorsitzende nicht zurücktritt. Diese Drohung führte letztendlich wohl dazu, dass sich eine Mehrheit fand, die die Demission als beste Lösung ansah, wohl auch um den Mitgliederrat vor einer Zerreißprobe zu bewahren und eine gemeinsame Entscheidung nach außen zu tragen.

Bis zur nächsten Mitgliederratswahl im Jahr 2021 bleibt der Anwalt aber Mitglied des Gremiums und könnte sich auch zur Wiederwahl stellen. „Der Mitgliederrat begrüßt, dass Stefan Müller-Römer als ordentliches Mitglied dem Rat erhalten bleibt“, heißt es in der Mitgliederrat-Stellungnahme.

Erster Kandidat auf die Nachfolge Müller-Römers als Vorsitzender dürfte Ho-Yeon Kim sein. Der 41-jährige Unternehmensberater ist aktuell Stellvertretender Vorsitzender. Die Besetzung dieses Postens wäre dann auch wieder offen. Vorsitzender und Stellvertreter des Mitgliederrates sitzen mit je einer Stimme im siebenköpfigen Gemeinsamen Ausschuss, der beim 1. FC Köln die wichtigsten Entscheidungen absegnet.

Der gewählte Stellvertreter des Mitgliederrates, Carsten Wettich, ist satzungsgemäß in den Vorstand aufgerückt, weil Vizepräsident Jürgen Sieger nach kurzer Zeit im Amt überraschend aus persönlichen Gründen zurückgetreten war. Wettich stellt sich auf der nächsten, noch nicht terminierten Mitgliederversammlung des FC zur Wahl des zweiten Vizepräsidenten neben Eckhard Sauren.

Für den Wahlvorschlag Wettich hatten sowohl der Mitgliederrat als auch Müller-Römer öffentlich Kritik geerntet. Ex-Spieler Stephan Engels fühlte sich bei der Kandidaten-Auswahl sogar ausgebootet und hatte den Anwalt für Medienrecht deshalb öffentlich mehrfach angegriffen.

Der FC-Vorstand kritisierte in seiner Stellungnahme zum Rück-
zug Müller-Römers zunächst ausdrücklich, dass Ausschnitte des Mailverkehrs an die Öffentlichkeit gekommen waren. Alle seien sich einig gewesen, dass es sich um einen vertraulichen Schriftverkehr handelt. „Dessen ungeachtet sind bestimmte Aussagen in den Mails für den Vorstand nicht akzeptabel“, schrieb der Vorstand. Er zollte Müller-Römer aber Respekt dafür, dass er sich aus dem Vorsitz zurückzieht: „Gerade in diesen schwierigen Momenten ist es dem Vorstand sehr wichtig, die Verdienste von Stefan Müller-Römer nicht aus den Augen zu verlieren.“

Die Verunglimpfungen, die insbesondere in den sozialen Medien über Müller-Römer verbreitet worden seien, verurteilten Präsident Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich: „Der Vorstand hat beschlossen, alle derartigen Äußerungen auf ihre strafrechtliche Relevanz hin zu prüfen und wenn notwendig, Strafanzeige zu stellen.“

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