Kampf um die Toptalente 1. FC Köln möchte einen zweiten Fall Florian Wirtz verhindern

Köln · Ein Tag nach der desaströsen Niederlage in Bremen hat der Vorstand des 1. FC Köln die Saison resümiert: „Der Verlust von Florian Wirtz war eine unserer größten Niederlagen der Saison“, räumte Vizepräsident Eckhard Sauren ein.

 200.000 Euro erhielten die Kölner im Januar aus Leverkusen für den 17-jährigen Florian Wirtz.

200.000 Euro erhielten die Kölner im Januar aus Leverkusen für den 17-jährigen Florian Wirtz.

Foto: AP/Martin Meissner

Als der Vorstand des 1. FC Köln einen Tag nach dem 1:6-Desaster bei Werder Bremen Nachwuchs antrat, um ein erstes Saisonfazit zu ziehen, blieb eine Aussage hängen: „Der Verlust von Florian Wirtz war eine unserer größten Niederlagen der Saison“, räumte Vizepräsident Eckhard Sauren ein. Ein Eingeständnis, das beweist, wie schmerzhaft der Abgang des hochtalentierten 17-Jährigen zu Bayer Leverkusen war und wie alarmierend er im Hinblick auf den künftigen Umgang mit den eigenen Top-Talenten nachwirkt.

200.000 Euro erhielten die Kölner im Januar aus Leverkusen für den Pulheimer. Wirtz hat nach sieben Einsätzen bei den Profis mit einem Tor gegen Bayern München und dem Rekord jüngster Bundesliga-Spieler aller Zeiten zu sein seinen Marktwert inzwischen auf zehn Millionen Euro gesteigert.

„Nach dem Fall Wirtz haben wir unsere internen Prozesse hinterfragt. So etwas sollte dem FC nicht mehr passieren. Es ist keine Frage, dass wir ihn hier gerne zum Bundesligaspieler gemacht hätten und nicht Leverkusen“, erklärte Alexander Wehrle nun. Für den FC-Geschäftsführer leitet sich aus „diesem unerfreulichen Abgang“ aber nicht zwingend ab, dass die Kölner künftig ihre finanziellen Mittel im Nachwuchsbereich nach oben anpassen, um jedes Talent zu halten. „Klar ist, dass die Gehaltsstrukturen sich in den vergangenen Jahren verändert haben. Aber es ist ein noch überschaubarer Rahmen und bei den Toptalenten wird es immer Ausnahmen geben.“

Wehrle sieht seinen Club im Kampf um einen Verbleib der 14 bis 18-jährigen auf der Grundlage von zwei anderen Faktoren gut aufgestellt. „Für Spieler, Eltern und Berater ist es wichtig, wie realistisch die Durchlässigkeit aus dem Nachwuchs in den Profibereich ist. Wir konnten in den vergangenen Jahren nachweisen, dass unsere strategische Ausrichtung für den Nachwuchs kein leeres Gerede ist“, führte der 45-Jährige aus. Noah Katterbach, Jan Thielmann, Ismail Jakobs oder zuletzt Tim Lemperle sind den Schritt erfolgreich gegangenen. Auch Robert Voloder hat einen Profivertrag erhalten. Zum anderen bietet der FC laut Alexander Wehrle den Talenten sehr gute Möglichkeiten neben der Entwicklung zum Bundesliga-Profi ihre schulische und berufliche Ausbildung voranzutreiben.

Um künftig auf Basis dieser beiden weichen Faktoren auch die absoluten Toptalente halten zu können, hat der FC seine internen Prozesse anders abgestimmt. Wer, wann mit wem über welches Thema spricht unterliegt mittlerweile einer klaren Struktur. So führten Geschäftsführer Horst Heldt und Frank Aehlig als Leiter der Lizenzspielerabteilung nun erste Gespräche mit U17-Spieler Justin Diehl und dessen Berater. Diehl, der in der zurückliegenden Corona-Saison als 14-Jähriger sein Debüt in der U17-Bundesliga gab und in zehn Spielen neun Mal traf, gilt aktuell neben seinen Teamkameraden Philipp Wydra (17 Tore) und dem defensiven Mittelfeldspieler Jens Castrop zu den FC-Talenten, die auf dem umkämpften Markt hoch gehandelt werden. „Vielleicht wird es künftig Sonderfälle geben, bei dem der FC mehr Geld in die Hand nehmen muss, als in der Vergangenheit. Das will ich nicht ausschließen“, sagte Wehrle und fügte mit Blick auf die aktuellen Verhandlungen an: „Wir befinden uns in positiven Gesprächen und machen dabei nichts Verrücktes.“

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