Vier Tore für die Slowakei Duda kommt mit neuem Selbstvertrauen zurück zum 1. FC Köln

Bonn · Ondrej Duda hat für die Slowakei in den jüngsten beiden Länderspielen vier Tore erzielt. Beim 1. FC Köln hat er bislang noch einen schweren Stand, will dort nun aber auch mehr Torgefahr ausstrahlen.

 Ständig im Austausch: FC-Trainer Steffen Baumgart erwartet viel von seinem Spielgestalter Ondrej Duda (links).

Ständig im Austausch: FC-Trainer Steffen Baumgart erwartet viel von seinem Spielgestalter Ondrej Duda (links).

Foto: Herbert Bucco

Den Spielball trug er, lässig unter den linken Arm geklemmt, vom Platz. In seinem Gesicht stand die Anstrengung neunzigminütigen Sporttreibens auf hohem Niveau. Und wenn Ondrej Duda in diesem Moment etwas zu sagen gehabt hätte, er hätte wohl alle Spekulanten auf das Objekt der Begierde gewarnt: Nein, hätte er vermutlich ausgerufen, den Ball nimmt mir keiner weg. Er nahm ihn also eigenhändig mit, den Ball, stolz, wie eine Trophäe.

Der Slowake hatte ihn sich verdient an diesem Abend im Nationalstadion von Malta in Attard. Beim 6:0-Sieg in der WM-Qualifikation zeichnete der Profi des 1. FC Köln für drei Treffer verantwortlich. Es waren schöne Tage für den technisch hochveranlagten Mittelfeldspieler, die er mit der Nationalmannschaft verbrachte. Schönere Tage, besser: erfolgreichere Tage für ihn persönlich als bei seinem Club – zumindest was das Zählbare auf dem Platz betrifft. Das zweite Tor der Slowaken erzielte er, das vierte, das sechste – eine gerade Sache.

Dass sein Land jedoch die WM in Katar im kommenden Jahr verpassen würde, stand schon fest. Der Dreierpack aber war nicht das einzig Vorzeigbare, das der 26-Jährige von seiner Länderspielreise mit nach Köln bringt. Zuvor schon hatte Duda beim 2:2 in der WM-Qualifikation gegen Slowenien getroffen. Vier Treffer in zwei Spielen, das kann sich sehen lassen. Selbst wenn gerade die Malteser, die zudem durch zwei Platzverweise geschwächt waren, natürlich zum unteren Regal im Weltfußball gehören.

Duda ist in dieser Saison beim FC noch ohne Tor und Vorlage

Beim FC hoffen sie, in Duda nun einen Wiederholungstäter zu finden. Sie hoffen darauf, wie es in der Sportsprache so schön heißt, dass der Knoten jetzt geplatzt ist – endlich. Weder einen eigenen Treffer noch eine Torvorbereitung kann der geschmeidige Techniker in dieser Saison bislang vorweisen. Es ist aber nicht nur der fehlende Eintrag in den Statistik-Büchern, der Dudas Rolle als uneingeschränkter Stammspieler bislang verhinderte. Zwar kommt er regelmäßig unter Trainer Steffen Baumgart zum Einsatz, doch 633 Spielminuten in allen elf Ligaspielen bislang weisen darauf hin, dass es im Wortsinn sehr wechselvolle Auftritte sind, die er da so hinlegt. Sieben Mal lief Duda von Beginn an auf, vier Mal wurde er eingewechselt, nur ein Mal ließ ihn Baumgart über die komplette Spielzeit von der Leine.

Die Diskrepanz zur vergangenen Saison ist bis dato offensichtlich. Mit sieben Treffern und sechs Assists hatte er einen entscheidenden Anteil am Klassenerhalt der Kölner. Doch der neue Trainer brachte eben auch neue Ansichten mit nach Müngersdorf. Mit diesem aggressiven, geradlinigen, körperbetonten Spielstil hat sich der Fußball-Feingeist noch nicht abschließend anfreunden können. Seine schwärmerische Verspieltheit am Ball entspricht nicht den geforderten Ansprüchen Baumgarts. Da gehe es nicht um seine Qualität, hatte der Coach schon zu Beginn der Saison gesagt, „da brauchen wir nicht drüber reden“. Über „gewisse Vorstellungen“, die der Trainer mit nach Köln brachte, haben die beiden sich allemal ausgetauscht. „Und da muss sich Duda reinarbeiten, da muss er gewisse Sachen anders umsetzen.“

Duda verpasste im Sommer einen Teil der Kölner Vorbereitung

Dudas Stil, der auch gerne mal einen Schlenker zu viel enthält, scheint in diesem kräftezehrenden Vollgas-Fußball etwas aus der Zeit gefallen. Doch seine magischen Momente hat er immer noch. Wie beim 0:2 gegen Dortmund, als er mit seinem ausgeprägten Gefühl für den Ball, Raum und Zeit BVB-Torhüter Gregor Kobel beinahe von der Mittellinie aus überwand. Beinahe. Es mangelt auch an Effektivität.

Duda arbeitet daran. Intensiv. Seine Fähigkeit zur Anpassung ist gefragt. „Es geht nicht darum, dass Steffen Baumgart mir zeigt, wie Fußball spielen funktioniert“, sagte er neulich, „sondern, wie ich mich situativ besser verhalte, damit wir mehr Chancen erspielen und Tore erzielen“. Duda, der mit dem Nachteil zu kämpfen hatte, dass er wegen der EM im Sommer einen Teil der Vorbereitung mit dem FC verpasste, wähnt sich in einem „Prozess, der seine Zeit benötigt“.

Ein Prozess, der durch seine jüngsten Auftritte mit der Nationalmannschaft wertvollen Antrieb erhalten haben könnte. Er weiß schließlich, wie Baumgart reagieren wird, stagnierte er in seiner Entwicklung: „Wenn es ihm nicht gefällt“, sagt Duda „werde ich nicht spielen.“ Baumgart selbst erkennt lediglich „Kleinigkeiten, die ich ein bisschen anders sehe bei ihm“. Auch solche Kleinigkeiten wie die Finger des Dortmunder Torwarts Kogel spielen eine Rolle, der den Ball gerade noch um den Pfosten lenkte.

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