Von Inter Mailand gescoutet, beim FC suspendiert FC-Profi Ondrej Duda und das ständige Auf und Ab

Köln · Ondrej Duda galt einst als größtes europäisches Talent, war sich sogar mit Inter Mailand einst einig. Der große Durchbruch blieb dem Mittelfeldmann aber bislang verwehrt. Auch beim FC wird ihm der wohl nicht mehr gelingen.

1. FC Köln: Ondrej Duda steht beim FC vor dem Abschied
Foto: dpa/Bernd Thissen

Acht Minuten waren gespielt, als Ellyes Skhiri den Ball von der linken Seite in Richtung Sechzehner schlug. Ondrej Duda stand bereit, nahm den Ball volley und schoss ihn aus sechzehn Metern in den rechten Winkel. Ein Traumtor, ein Tor des Monats. Vor allem aber ein Schlüssel für den Klassenerhalt in der vergangenen Saison. Vor genau einem Jahr war der 1. FC Köln am 31. Spieltag zu Gast beim FC Augsburg, ein Abstiegsduell. Köln, Tabellenvorletzter, hatte gerade den Trainer gewechselt, stand aber weiter mit dem Rücken zur Wand, musste gegen den FCA gewinnen. Ausgerechnet Ondrej Duda avancierte in diesem Spiel zum Matchwinner. Der Slowake erzielte später noch den Treffer zum 3:0, der FC setzte sich nach einer Zitterpartie 3:2 gegen die Schwaben durch. Duda war mit sieben Treffern und sechs Vorlagen bester Scorer der Kölner.

Gut ein Jahr später treffen die Teams am kommenden Samstag (Sky, 15.30 Uhr) erneut in der Augsburger WWK-Arena aufeinander. Doch die Vorzeichen haben sich geändert. Der FC hat nichts mit dem Abstieg zu tun, muss aber dennoch gewinnen, um die Chance auf Europa zu wahren. Augsburg fehlt ein Sieg um den Klassenerhalt zu sichern. Und noch etwas ist anders: Der Matchwinner von vor einem Jahr wird gegen den FC nicht mit von der Partie sein. Ondrej Duda steht Köln am kommenden Samstag nicht zur Verfügung, FC-Trainer Steffen Baumgart sagte zuletzt, er wolle den Mittelfeldspieler eine Woche lang nicht sehen. Duda wurde vom Mannschaftstraining ausgeschlossen, kehrt frühestens nach der Augsburg-Begegnung in den Kader zurück.

Zu den genauen Vorkommnissen will man sich in Köln nicht äußern. Duda soll unglücklich über die Nichtberücksichtigung gegen Arminia Bielefeld gewesen sein, hat seinem Ärger offenbar Luft verschafft. Auch in Dudas Umfeld ist man mit seiner Rolle beim FC dem Vernehmen nach nicht zufrieden. Baumgart betonte zwar, dass „die Tür nicht geschlossen“ sei, ein Verbleib des Slowaken in Köln ist aber spätestens nach den Vorkommnissen am Sonntag unwahrscheinlich. Auch, wenn andere Vereine gerade nicht zwangsläufig Schlange stehen. Duda hat beim FC ohnehin noch einen Vertrag bis 2024 hat. Schon im Winter hat es Gerüchte über einen Wechsel gegeben. Unter anderem soll Sampdoria Genua an Duda interessiert gewesen sein.

FC bezahlte für Duda 6,7 Millionen

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Dabei galt der Slowake lange als Kölner Hoffnungsträger. Die Dienste des Mittelfeldspielers ließ sich der FC im Sommer 2020 6,7 Millionen Euro kosten. Eine Summe, die sich rentieren sollte. Schließlich erreichte Duda auch schon einen Marktwert von 17 Millionen Euro. Der Slowake sollte die Lücke schließen, die Mark Uth hinterlassen hatte, als dieser nach seiner Leihe zum FC Schalke zurückkehrte. Uth ist mittlerweile zurück in Köln, ein Leistungsträger. Duda aktuell nur noch zweite Wahl, eine Rolle, die der 27-Jährige offenbar nicht akzeptieren kann. Das zeigt auch die Vergangenheit.

Dass Duda ein begnadeter Fußballer ist, weiß man in Köln. Auch der Spieler selbst weiß das. „Ich habe Fähigkeiten, die andere Spieler nicht haben“, sagte Duda in einem Interview. Das Selbstbewusstsein hat der Slowake von seinem Vater früh vermittelt bekommen. Duda erzählte einst, dass er als Kind Fußballschuhe mit ins Bett genommen habe, eben keine Kuscheltiere. Sein Vater, ebenfalls ein ehemaliger Fußballer, soll ihm schon damals gesagt haben, dass aus Ondrej ein großer Fußballer werden würde. Mit 17 Jahren gibt Duda sein Debüt für die Profis von Kosice. 2014 gilt er als einer der besten U20-Spieler Europas. Duda wechselte zu Legia Warschau, wird Stammspieler und weckt schnell das Interesse europäischer Spitzenclubs. Unter anderem soll er sich mit Inter Mailand einig gewesen sein, der Deal platzt aber auf der Zielgeraden.

Mehr Schatten als Licht

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Foto: dpa/Marius Becker

Dafür zieht es den Slowaken in die Bundesliga. Hertha BSC zahlt fünf Millionen Euro für den Mittelfeldmann, der längst Nationalspieler ist. Bei Berlin gibt es Anlaufschwierigkeiten: Duda ist verletzt. Der Durchbruch gelingt in der Spielzeit 2018/2019. Duda zeigt sein ganzes Können, erzielt elf Treffer, bereitet sechs vor. Wieder weckt er Begehrlichkeiten. Spanische und italienische Topclubs sind interessiert. Duda verlängert bei der Hertha. Doch schon in der Folgesaison spielt der Mittelfeldmann keine Rolle mehr. Mit BSC-Coach Jürgen Klinsmann gerät Duda aufgrund seiner mangelnden Spielpraxis aneinander, bekundet öffentlich Wechselgedanken und wird schließlich an Norwich City verliehen. Nach seiner Rückkehr nach Berlin steht er wieder hinten an, die Konkurrenz im eigenen Team ist zu stark. Duda wechselt zum FC.

Das Auf und Ab in Berlin spiegelt sich auch während den Spielzeiten beim FC wieder. Duda fehlt die Konstanz, es gibt mehr Schatten als Licht, nur selten zeigt der Slowake sein ganzes Können. Viel mehr hadert der Mittelfeldspieler mit Schiedsrichter-Entscheidungen, seinen Mitspielern und Gegnern, lässt sich gerne auf Diskussionen ein. Lange hielt Baumgart an dem 27-Jährigen fest, sprach von dem großen Potenzial, das in dem Slowaken steckt. „Der Junge kann so viel und bringt halt nicht immer alles zu 100 Prozent auf den Platz“, hatte Baumgart im Dezember gesagt. „Ich bin zu 90 Prozent mit ihm zufrieden, glaube aber, dass noch zehn Prozent in ihm stecken, die uns dann alle noch stärker machen.“ Abgerufen hat Duda diese Prozent nicht. Im Gegenteil: Der Slowake ist einer der wenigen Spieler, die Baumgart beim FC bislang nicht verbessern konnte.

Schon im Februar spielte Duda gegen Fürth, Frankfurt und Hoffenheim nur ganze zehn Minuten. Auch gegen Gladbach reichte es nur noch zu einem Kurzeinsatz. Dem Vernehmen nach gab es zu dieser Zeit schon Unruhe. Gegen Bielefeld saß Duda erstmals 90 Minuten auf der Bank. Offenbar zu viel für den technisch begnadeten Fußballer. „Der Verein steht über allem, wir alle haben uns dem unterzuordnen“, sagte Baumgart zuletzt. Das gilt auch für Ondrej Duda.

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