Sieg gegen Frankfurt abgehakt FC-Trainer Schultz blickt schon auf Karnevals-Duell mit Hoffenheim

Köln · Der 1. FC Köln hat durch den Sieg gegen Eintracht Frankfurt Hoffnung im Abstiegskampf geschöpft. Trainer Timo Schultz bremst das Team – zumindest an Karneval.

Endlich mal wieder Partystimmung in Müngersdorf – und das kurz vor Karneval: Die Kölner Profis feiern den Sieg gegen Frankfurt ausgelassen vor der Südkurve.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Es ist keinesfalls davon auszugehen, dass Timo Schultz eine Polonäse anführen wird in den kommenden tollen Tagen. Zwar ist auch seine Geburtsstadt Wittmund im tiefen Ostfriesland keine faschingsfreie Zone, doch in diesen Tagen hat er andere Sorgen, als sich den Orden „wider den tierischen Ernst“ zu verdienen. Ihn aber deswegen gleich als Spaßbremse zu diskreditieren, führte natürlich an seinem Wesen vorbei. Obschon: In diesem Fall hat der Trainer des 1. FC Köln kräftig daran gearbeitet, dass sein Ruf als Spielverderber Kontur annimmt. So berichtete Florian Kainz von Ansagen, die Schultz im obligatorischen Feedback-Ausblick-Kreis nach dem 2:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt schon auf dem Rasen gemacht hat. Karneval sei „ganz klar eine Bremse angesagt“, sagte der Kölner Kapitän. „Auch vom Trainer.“

Nun kann dem Trainer nicht der Vortrag seiner Mannschaft als Grundlage für die auferlegte Zurückhaltung, zumal in Köln, gedient haben. Über weite Strecken war es ein sehr ordentlicher Vortrag, den die Kölner da boten gegen eine Mannschaft, die mit Ambitionen auf einen europäischen Wettbewerb gilt. Eine Darbietung allerdings, die zunächst wie so häufig darauf hinauslief, den zweifelhaften Ruf der notorisch torlosen Kölner zu bestätigen. Doch die junge Mannschaft, die Torschützen Faride Alidou und Jan Thielmann waren zwei von fünf Spielern unter 23 in der Startelf, erarbeitete sich im besten Sinne den dritten Saisonsieg und den ersten unter Schultz.

Schultz will Karnevalskater vermeiden

Zwar dürfen Trainer und Spieler den Karneval schon mal fachgerecht einleiten auf der Club-Sitzung am Dienstag im Maritim-Hotel, doch es soll danach keinesfalls so ausgiebig gefeiert werden wie noch vor einem Jahr. Damals holte der FC unter Steffen Baumgart, angefangen am Karnevalssamstag mit der Partie gegen Stuttgart (0:3), nur zwei Punkte aus sechs Spielen, kassierte 13 Gegentore, erzielte nur eins, was auch als der Auswirkung eines deftigen Karnevalskaters zugeschrieben wurde. Schultz verfolgt andere Pläne, als sich in den kommenden Tagen dem Trubel hinzugeben. „Wir sind sehr glücklich, dass wir zu null gespielt haben, das muss die Basis sein für den Rest der Rückrunde. Zudem haben wir zwei schöne Tore geschossen“, sagte der Mann aus Ostfriesland. „Doch ab Dienstag machen wir einen Haken dahinter, dann liegt der Fokus auf Hoffenheim – das ist das nächste Ziel.“ Das – und nicht der Höhepunkt des Fasteleers.

Dass zumindest Fans und Stadt beschwingt in die Karnevalswochen gehen können, war nicht nur einem leidenschaftlichen Kölner Auftritt zu verdanken, sondern auch der Unzulänglichkeit der Gäste. Der Frankfurter Traditionsverein leistete Hilfe zur Selbsthilfe für den Kölner Traditionsverein. Zwei Platzverweise schwächte die ohnehin nicht sonderlich überzeugende Hessen, die erste Gelb-Rote Karte erhielt Niels Nkounkou (66.). Es war ein Zeichen der Beharrlichkeit und des Willens, dass der insgesamt überzeugende Alidou da setzte, als er an der Torauslinie den Ball partout nicht dem Gegner überlassen wollte. Der folgende Freistoß führte zur Führung der Schultz-Elf durch ihn selbst (68.). Sein Trainer attestierte ihm einen „gehörigen Anteil daran, dass wir heute gewonnen haben“, doch zeigte der Ex-Frankfurter mit all seiner Dynamik auch einige Kuriositäten, wenn der Ball an seinem Fuß war.

Zwei Platzverweise für Frankfurt spielen FC in Karten

Die zweite Hinausstellung, die Tuta traf (83.), unterband nach dem 2:0 durch den rasanten Thielmann (80.) schließlich eine Frankfurter Schlussoffensive im Ansatz. „Der Schlüsselmoment war sicherlich a) die Gelb-Rote Karte und b) daraus resultierend das Tor von Alidou“, befand Schultz, der von einem „verdienten Sieg“ sprach. Eine ähnliche Bewertung nahm Thielmann vor. Die Platzverweise hätten „uns gut getan“, sagte der Malocher, der am Samstagabend durchaus Ansätze eines Anführers offenbarte. „Wir waren gut im Spiel, und es war nur eine Frage der Zeit, bis das erste Tor für uns fällt.“ Für das zweite zeichnete er höchstselbst verantwortlich, und er tat dies mit einer zuvor selten gewürdigten Klarheit und Vehemenz. „Es ging für mich voll drauf“, sagte der Angreifer. „Manchmal klappt der harte Schuss dann einfach besser als der leicht geschossene Ball. Das sah gut aus.“

Ein weiterer Wegbereiter für den erst zweiten Saison-Heimsieg der Kölner war in Dejan Ljubicic auszumachen. Nach höchst mäßigen Wochen zeigte der Österreicher wieder jene Vorzüge, die ihn in der vergangenen Saison zum begehrten Spieler gemacht hatten: Laufstärke, Übersicht, Torgefahr. Auch den Treffer durch Alidou hatte er mit einem leicht verunglückten Schuss nach einer Ecke vorbereitet. Was in Schultz die Hoffnung auf einen dauerhaften Aufschwung schürte. Dejan sei ein Spieler, der ein „großes Herz hat, laufstark ist und sich gut zwischen den Linien bewegen kann. Er ist für uns ein sehr wichtiger Spieler, sagte der 46-Jährige, der Ljubicic Top-Bundesliga-Spieler-Qualitäten zuerkennt, wenn „er die Leistung von heute bestätigen kann“.

Die Null muss stehen

Es ist jedoch nicht nur die wiedergefundene Torgefahr, die den Kölnern im Abstiegskampf als Stütze dienen kann, die Abwehr um die zuverlässigen Innenverteidiger Timo Hübers und Jeff Chabot und auf der linken Seite dem frechen, unbekümmerten und erneut starken Max Finkgräfe folgt dem Dogma des Fußball-Knurrers Huub Stevens: Die Null muss stehen. Schultz ist auf der Suche nach einer neuen Stabilität offenbar fündig geworden. Er erkennt in einer widerstandsfähigen Grundordnung mit ausgeprägtem Sicherheitsbewusstsein die den vielversprechendsten Ansatz, den Abstiegskampf zu bestehen. Die Mannschaft habe das stabil verteidigt. „Jetzt gibt es einen Tag frei und die Spieler dürfen auch mal ein Kölsch trinken. Aber nicht zu viel. Wir haben noch viel vor.“

Die Berechtigung für den ausgiebigen Aufenthalt im bunten Treiben hat er dagegen seiner Mannschaft erstmal entzogen. Und natürlich weiß er, „dass ich mir damit hier nicht viele Freunde mache“, aber er sei „nicht hier, um Karneval zu feiern. Ich bin hier, um mit der Mannschaft zu trainieren und auch am nächsten Sonntag in Hoffenheim erfolgreich ein Spiel gestalten zu können.“ Der Karnevalskater soll diesmal ausbleiben.