Roter Dresscode, Rote Karte, kein Roter Faden Der FC erlebt eine ernüchternde Europa-Rückkehr

Köln · Trotz starkem Beginn und emotionaler Einstimmung kassierte der 1. FC Köln am Donnerstagabend eine bittere Niederlage in den Playoffs der Conference League. Jetzt muss der FC um die Gruppenphase zittern.

1. FC Köln: so erlebte der FC die Europa-Rückkehr
Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Schon wenige Tage vor der Rückkehr des 1. FC Köln aufs europäische Parkett hatten einige organisierte Kölner Anhänger die Farbe des Donnerstagabends ausgegeben: „Alle in Rot - gemeinsam durch Europa“, hieß das Motto für das Playoff-Hinspiel der Conference League gegen den ungarischen Vertreter Fehérvár FC. Dem Anliegen der organisierten Fans waren auch viele der 44 000 Zuschauer im Kölner Stadion gefolgt. Ausgerechnet Rot könnte allerdings die gemeinsame Reise durch Europa frühzeitig beenden. Rot hat dem Kölner Vorhaben, die Gruppenphase der Conference League zu erreichen, zumindest einen herben Dämpfer verliehen.

Es lief die 20. Minute in einem emotionalen Europapokalspiel, einen Europafight, den die Kölner Fans fünf Jahre lang herbeigesehnt und sich auf ihn unter anderem mit einer beeindruckenden Choreo auch vorbereitet hatten. Nach einer verunglückten Abwehrsituation von Timo Hübers sah sich Jeff Chabot gleich zwei gegnerischen Offensivkräften ausgesetzt. Der Innenverteidiger packte etwas unbeholfen die Sense gegen Palko Dardai aus, die Rote Karte die richtige Konsequenz. „Als Spieler musst du anders reagieren. Wir müssen lernen, dass es unnötig ist, in so einer Situation hopp oder top zu spielen. Er hätte mitlaufen können“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart. „Er hätte aber auch unserem Torwart vertrauen können, dass er im Eins gegen Eins hält. So hast du die Bürde der Roten Karte und in unserem Fall heute auch noch zwei Gegentore.“

Kilian: „Sie haben nichts fürs Spiel getan“

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Foto: dpa/Marius Becker

Die fielen nur wenige Minuten nach dem Platzverweis. Zwar war der FC erwartungsgemäß durch Florian Dietz in Führung gegangen und hatte bis zu Chabots frühzeitigem Kabinengang das Spiel dominiert, nach der Roten Karte verlor der FC aber komplett den Faden, den roten wenn man denn will. Budu Zivzivadze und Palko Dardai drehten innerhalb weniger Minuten die Partie. „Bei beiden Toren war allerdings auch viel Glück dabei: Beim ersten setzt sich der Stürmer nur knapp im Kopfballduell durch, beim zweiten geht der Ball vom Innenpfosten rein. In Unterzahl war es dann natürlich schwierig, den Rückstand aufzuholen“, sagte Kölns Keeper Marvin Schwäbe, der bei beiden Gegentreffern machtlos war.

Schwierig machte es dem FC der Gegner. Fehérvár stand nun tief, ließ nur wenige Lücken und nutzte nahezu jede Situation, um Zeit zu gewinnen. „Sie haben nichts fürs Spiel gemacht, haben sich nur hinten reingestellt, keinerlei Sachen fürs eigene Spiel gemacht. Ich bin da sehr positiv, bin aber auch ein bisschen wütend. Jetzt nach dem Spiel, muss ich sagen, dass man mit so einer Leistung belohnt wird“, sagte Luca Kilian. Dennoch war der FC fortan das bessere Team, zwingende Chancen erspielte sich Köln aber nur selten. „Die Mannschaft hat alles versucht, aber wir hatten nicht die Durchschlagskraft, die wir uns vorgestellt hatten“, sagte Baumgart.

1. FC Köln - Fehérvár FC
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Mit Mut ins Rückspiel

Und dennoch sollte gerade die zweite Halbzeit den Kölnern Mut für das Rückspiel machen. Trotz Unterzahl waren die Geißböcke Ton angebend, drückten auf den Ausgleich, um sich eine bessere Ausgangsposition für das Rückspiel zu erarbeiten. „Es war kein gutes Spiel, aber es ist dann auch nicht einfach, mit zehn Mann gegen eine tief stehende Mannschaft. Es ist Halbzeit. Wir haben noch ein Spiel in Ungarn und ich bin guter Dinge, dass wir das Spiel da noch drehen können“, sagte Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspielabteilung. Guter Dinge waren auch die Spieler des FC – trotz Roter Karte, trotz Niederlage. „Da wurden schon ganz andere Ergebnisse gedreht“, sagte Jonas Hector. Die Aufgabe wird aber keine einfache. Fehérvár hat in der Liga seit März kein Heimspiel mehr verloren. Zudem erhielt der Club vom ungarischen Verband spielfrei für das kommende Wochenende, während dem FC das Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt bevorsteht.

Trainer Baumgart gab die Marschroute noch am Donnerstag vor: „Im Rückspiel will ich meine Mannschaft marschieren sehen – mit etwas Wut, aber auch mit klarem Kopf.“ Vielleicht sollte dann das Motto der Europareise vorsichtshalber „Alle in Weiß“ heißen.

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