1:2-Niederlage gegen den AC Mailand So erlebten die FC-Fans das „Innovation Game“

Köln · Beim Testspiel des 1. FC Köln gegen den AC Mailand stand nicht nur die sportliche Leistung im Fokus. Bei dem „Innovation Game“ ging es auch um zahlreiche neue Technologien und Features. Doch es lief nicht alles rund.

1. FC Köln: So erlebten die FC-Fans das „Innovation Game“​
Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Ob im Stadion, vor dem Fernseher oder unterwegs – den Fans des 1. FC Köln wurde am Samstagabend ein ganz besonderes Testspiel geboten. Sportlich gesehen war mit dem AC Mailand ein europäischer Top-Club in der Domstadt zu Gast. Auch wenn die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart die Partie mit 1:2 verloren, war der FC über weite Strecken das bessere Team. Die individuelle Klasse von Milan-Stürmer Olivier Giroud entschied letztendlich das Spiel. FC-Trainer Steffen Baumgart ordnete die Partie entsprechend ein. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Test. Ich glaube, dass vieles gut war. Gegen einen derartigen Gegner sieht man sofort, wenn man etwas nicht gut macht, weil sie Fehler konsequent ausnutzen“, sagte der Coach.

Schon vor der Begegnung hatte der FC in Kooperation mit der Telekom und einigen Start-ups ein individuelles Fußball-Erlebnis für die Fans im Stadion, vor den Fernsehern und Smartphones versprochen. 1000 Kölner Fans erhielten einen gechippten Schal, mit dem sie an Stelle eines Tickets am Spieltag die Eingänge des Rheinenergie-Stadions passierten. Der FC verwies zudem wenige Stunden vor dem europäischen Duell auf den sogenannten „FC-Innovationguide“, einer separaten Internetseite, die die Interessierten über alle erlebbaren Innovationen im und außerhalb des Stadions aufklärte. Vor Ort konnten die 48 000 Zuschauer beispielsweise auf ihrem Smartphone sehen, bei welchem Catering-Stand die Wartezeit am kürzesten war. Bier gab es unter anderem selbstgezapft aus automatischen Getränkeanlagen. Selbst hochgeladene Jubel-Videos ermöglichten automatisch erstellte individuelle Spieltags-Clips und den Zugang zu einem Trikot-Gewinnspiel.

Übertragungsprobleme bei Magenta

Für die Fans an den Endgeräten startete die Übertragung bereits deutlich vor Anpfiff. Auf der Livestreaming-Plattform twitch.tv startete bereits ab 17 Uhr eine „Pre-Game-Show“. Zeitweise bekamen über 1000 zugeschaltete Zuschauer dort exklusive Einblicke aus den Innenräumen des Stadions. Mit den Spielern ging es dann um kurz vor sechs nach draußen zum Platzcheck. „Man schaut sich den Rasen an und schnappt noch einmal frische Luft“, erklärte Neuzugang Eric Martel. Offensivspieler Jan Thielmann gab seine Rituale vor einem Spiel wie Musikhören oder Kaugummikauen preis. Auch während des Spiels fielen den Zuschauern vor den Fernsehern die technischen Installationen auf. Innenverteidiger Timo Hübers und Stürmer Tim Lemperle trugen eine Bodycam am Oberkörper, die zwischenzeitlich den Einblick in die Perspektive der Spieler auf dem Platz ermöglichten. „Ich glaube nicht, dass ich mir das anschaue. Für so ein Spiel ist das mal ganz lustig zu sehen, aber da müsste schon noch ein bisschen was verbessert werden“, verriet Hübers bereits am Freitag. Verbesserungsbedarf sahen sicherlich auch die FC-Fans vor den Fernsehern. Ab der zweiten Hälfte wurde die Spielübertragung auf MagentaSport zunehmend gestört. Viele Zuschauer ließen über die sozialen Netzwerke ihren Frust raus.

1. FC Köln - AC Mailand
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Installierte Mikrofone und Chips in den Schuhsohlen

Noch in der ersten Hälfte bekamen die Zuschauer aber nicht nur besondere Blickwinkel aufgezeigt, sondern auch ungewohnte Töne zu hören. Mithilfe eines installierten Mikrofons bei Offensivspieler Mark Uth bekamen die Fans live mit, was auf dem Platz gesprochen wurde. „Im Zweifel für die Heimmannschaft, bitte“, rief der FC-Profi dem Schiedsrichter nach. „Ich bin auch ein Traditionalist, aber ich bin gespannt, wie sich diese Techniken in Zukunft einbinden lassen“, sagte Leiter der Lizenzspielerabteilung Thomas Kessler noch vor der Partie. Insbesondere die Bodycams und Mikrofone wurden im Vorfeld kritisch betrachtet. „Ich finde nicht alles gut, was da passiert, da bin ich sehr traditionell“, so Baumgart am Donnerstag. Von den Vereinsverantwortlichen positiver gesehen wurden stattdessen die neu gemessenen Leistungswerte. Einige Spieler trugen in ihrer Schuhsohle einen angebrachten Chip, der Aufschluss über Geschwindigkeiten und Passwerte der Spieler gab. Der FC gab an, die entsprechenden Ergebnisse im Nachgang über die sozialen Medien zu veröffentlichen.

Während sich die Fans im Stadion also emotional wieder langsam für die Bundesliga und die Play-offs der Conference League einstimmten, gab es für die Fans vor den Fernsehern, bei denen der Stream nicht durchgehend funktionierte, eine Entschädigung. Alle Highlights des Spiels ließen sich im Nachhinein noch einmal anschauen und in eine selbst kreierte Zusammenfassung einfügen.

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