Duell mit Tabellenletztem FC erkämpft sich Punkt auf Schalke

Gelsenkirchen/Bonn · Der 1. FC Köln bleibt mit dem torlosen Remis auf Schalke ohne Niederlage in diesem Jahr. Nur kämpferisch wusste die Baumgart-Elf dabei zu überzeugen.

Ein von Kampf geprägtes Spiel entwickelte sich auf Schalke. Hier duellieren sich der Ex-Kölner Simon Terodde (links)  und FC-Profi Jeff Chabot.

Ein von Kampf geprägtes Spiel entwickelte sich auf Schalke. Hier duellieren sich der Ex-Kölner Simon Terodde (links) und FC-Profi Jeff Chabot.

Foto: dpa/David Inderlied

Es ist einer dieser Sätze, den Trainer gerne heranziehen, wenn sich ihre Mannschaft den hohen Erwartungen des Umfelds vermeintlich widersetzt. Auch Steffen Baumgart bemühte sich am Sonntagabend um eine sachgerechte Einordnung eines Bundesliga-Spiels, in dem dem 1. FC Köln die Favoritenrolle zugedacht war. Man dürfe, sagte der Trainer nach dem torlosen Remis bei Schalke 04, „nicht verkennen, wo wir herkommen“.

Das stimmt natürlich, gleichwohl sind die Ansprüche an die Kölner gestiegen, die ja mit einem fulminanten Sieg gegen Bremen und einem Punkt beim FC Bayern sehr überzeugend ins neue Jahr gestartet waren. Ganz im Gegensatz zu den Schalkern, die nach zwei Niederlagen als Tabellenletzter bereits den Anschluss im Abstiegskampf verpasst zu haben schienen. Nach dem krachenden 1:6 gegen Leipzig war Baumgart also von einem um seine letzte Chance kämpfenden Gegner ausgegangen, und er behielt recht.

„Spiel auf Augenhöhe“

Nach einem zumindest kämpferisch überzeugenden Vortrag seines am Ende etwas müde wirkenden Teams zeigte sich Baumgart zufrieden mit dem schmucklosen, letztlich gerechten 0:0 und einem Punkt, der dem FC deutlich besser zu Gesicht steht. Er sprach von einem „Abnutzungskampf“ und einem „Spiel auf Augenhöhe“. Und: „Beide Mannschaften haben alles rausgehauen. Wir haben das Minimalziel erreicht. Ich bin froh, dass wir einen Punkt geholt haben.“ Immerhin strich sein Team in diesem Jahr somit den fünften Zähler ein und bleibt ohne Niederlage. Der Abstand auf die Gefahrenzone vergrößerte sich.

Schalke 04 - 1. FC Köln
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Baumgart hatte seine Mannschaft wie angekündigt nach dem fordernden 1:1 bei den Bayern auf einigen Positionen verändert. Für Nikola Soldo rückte Abwehrchef Timo Hübers ins Team. Zudem musste Denis Huseinbasic für Dejan Ljubicic weichen, und im Sturm kam Davie Selke anstelle von Steffen Tigges zu seinem Startelf-Debüt. Doch zunächst war es nicht der Neuzugang, der sich zeigte, sondern Schalkes Moritz Jenz, der Torhüter Marvin Schwäbe mit einem Kopfball zu einer prächtigen Parade nötigte (2.). Nach diesem Weckruf übernahmen die Gäste die Kontrolle. Sie sahen auf den Flügeln die passende Schiene zum Ziel. Doch kamen Florian Kainz und Ljubicic mal durch, fehlte die Schärfe in der Gefahrenzone. Ihr vermeintlicher Adressat Selke war zwar im steten Anlaufen ein Musterbeispiel an Einsatz, doch konnte er seiner wahren Bestimmung im Sturmzentrum so nicht gerecht werden, er blieb ohne Torchance. Zu allem Übel musste der Ex-Herthaner kurz vor der Pause wegen einer Sprunggelenksverletzung ausgewechselt werden.

Für ihn versuchte sich Tigges als Torjäger, kam aber letztlich ebenso wenig zum Zug. Doch mit dem Ergebnis konnte sich der frühere Dortmunder durchaus anfreunden. „Am Ende dieser Woche ist das für uns zufriedenstellend“, sagte er. „Wir haben uns reingeworfen und nicht viel zugelassen. Schalke ist mit den Fans im Rücken eklig zu bespielen. Wir haben alles wegverteidigt.“ Doch den Vorwärtsgang wollten die Kölner nicht so recht finden. Es fehlte an Präzision wie bei einem Pass von Ljubicic ins Ödland. Auch die absolute Entschlossenheit war nicht zu erkennen im Bestreben, selbst bedrohlich zu werden. Das Spiel war geprägt von hoher Intensität, die Zweikämpfe giftig. Hier mal ein ausgefahrener Arm, dort ein Schubser zu viel. Kein Team zeigte sich bereit, dem anderen das Feld kampflos zu überlassen.

Die Partie blieb umkämpft

Dabei war es vor dem Anpfiff noch freundschaftlich zugegangen, als sich Thomas Reis und Baumgart umarmten. Die Trainer-Kollegen gelten seit ihrer gemeinsamen Zeit im Zug der Fußballlehrer-Ausbildung in Köln als gute Kumpels, die damals sogar beim gemeinsamen Karneval-Feiern Spaß an der Freud‘ hatten. Auf den ganz großen Spaß mussten die Beobachter des Spiels jedoch vergeblich warten. Von Ramba-Zamba-Fußball, von einem Trommelfeuer an Chancen: nichts zu sehen. Die Kölner Mittelfeldraute mit dem erneut guten Stabilisator Ellyes Skhiri verrichtete mit großem Engagement ihr Tageswerk. Ljubicic war die Lust und Laune bei seiner Rückkehr in die Startformation deutlich anzumerken. Doch auch die Schalker zeigten ihre Widerstandsfähigkeit. Das war nicht anders zu erwarten, hatte Baumgart der Begegnung zuvor doch einen „Endspielcharakter“ bescheinigt, zumal die Schalker den direkten Wiederabstieg unbedingt vermeiden wollen.

Baumgart brachte zum Wiederanpfiff Kingsley Schindler für Kapitän Jonas Hector, der wegen des Verdachts auf Gehirnerschütterung ausgewechselt werden musste. Die Partie blieb umkämpft, intensiv. Fußball-Ästheten kamen dabei nicht auf ihre Kosten. Dafür die Anhänger der gepflegten Standardsituation. Der Kopfball von Hübers nach einem Kainz-Freistoß klatschte an die Latte (50.). Auf der anderen Seite: Nach einer der vielen Schalker Ecken landete der Kopfball von Tom Krauß auf dem Kölner Tornetz (64.). Viel mehr brachten beide Teams nicht zustande.

Der Einsatz aber war weiterhin beiden Mannschaften nicht abzusprechen, spielerische Höhepunkte waren jedoch in etwa so häufig wie eine totale Sonnenfinsternis. Es schien nun, als könne sich das Baumgart-Team mit dem Unentschieden besser arrangieren. Schalke nahm mit dem eingewechselten Rodrigo Zalazar Fahrt auf, versuchte es immer wieder mit langen Bällen und erhöhte so den Druck auf die Kölner Defensive. Der FC, der zuletzt viel Kraft gelassen hatte, fand in der Offensive kaum noch statt. Den Punkt aber konnte ihm der Gegner nicht mehr nehmen. „Wir haben zu null gespielt“, lobte Baumgart, „das passiert ja auch nicht so oft.“

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