Rückschlag im Abstiegskampf 1. FC Köln kommt über torloses Remis gegen Mainz nicht hinaus

Köln · Der 1. FC Köln hat im Kellerduell der Fußball-Bundesliga 0:0 gegen den FSV Mainz 05 gespielt. Am Ende fehlten nur Zentimeter zu einem Sieg im Nieselregen von Müngersdorf.

Kölns Jeff Chabot (l.) und der Mainzer Ludovic Ajorque versuchen an den Ball zu kommen.

Kölns Jeff Chabot (l.) und der Mainzer Ludovic Ajorque versuchen an den Ball zu kommen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Unter der Woche müssen die Seismografen der Erdbebenstation Bensberg Erschütterungen registriert haben rund um das Geißbockheim im Kölner Westen. Beim 1. FC Köln hatte es ein leichtes Beben gegeben, da Steffen Baumgart sich öffentlich zur Transferpolitik des Clubs geäußert hatte. Der Trainer wehrte sich gegen ein mögliches Vorgehen, weitere Stammkräfte abzugeben, und nahm die Führungsebene des Clubs damit indirekt in die Pflicht. Er wollte einem etwaigen sportlichen Misserfolg seiner Mannschaft vorbeugen, die ja inmitten des Abstiegskampfes steckt. Und der tobte auch am Sonntagabend in Müngersdorf, denn die Kölner empfingen mit dem FSV Mainz 05 einen direkten Konkurrenten und den Tabellenletzten. Es war ein zähes Ringen um drei Punkte, das mit einem torlosen und letztlich gerechten Remis endete. Und das – wie man so schön sagt – keiner Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt wirklich weiterhilft. Der FC ist nach einem wenig bebenden und vor allem vor der Pause schwachen Spiel auf den Relegationsrang abgerutscht. „Das hatte in der ersten Hälfte nicht viel mit Fußball zu tun“, sagte Torhüter Marvin Schwäbe über den Vortrag des FC. „Mainz hat gute Lösungen gefunden. Nach dem Wechsel sind wir dann etwas klarer in unsere Strukturen gekommen.“

Im Vergleich zum 1:0 bei Darmstadt 98 ersetzte Luca Waldschmidt den formschwachen Kapitän Florian Kainz im offensiven Mittelfeld. Außerdem musste der unter der Woche erkrankte Stürmer Davie Selke seinen Platz zunächst räumen für Steffen Tigges. Rasmus Carstensen rückte für Luca Kilian auf die rechte Seite der Abwehr-Viererkette.

„Emotionalität“ und „Intensität“ hatte Baumgart in dieser wichtigen Partie erwartet und gefordert. Also auch auf dem Platz sollte seine Mannschaft ein Beben entfachen. Doch zunächst war es eher ein Hinschieben und Herschieben des Balles, ein Abtasten. Erst nach 13 Minuten nahm der FC etwas Fahrt auf. Eric Martel spielte Waldschmidt im Zentrum frei, der Ex-Nationalspieler setzte sich nach einem langen Lauf durchs Mittelfeld am Strafraum durch, scheiterte mit seinem Schuss aber an Mainz-Torhüter Daniel Batz (13.).

 Dann allerdings folgte der alte Trott – von wegen Beben. Die Kölner mussten immer wieder den Weg über die eigenen Abwehrspieler suchen, gegen das frühe Anlaufen der Mainzer fanden sie spielerisch keine Lösungen. Nach 20 Minuten gab es erste zarte Pfiffe von den Rängen. Ein wenig erinnerte die Darbietung an das fußballerisch schwache Format der Darmstadt-Partie. Die Offensive präsentierte bemerkenswert harmlos.

Die Mainzer versuchten es hin und wieder mit schnellen Spielverlagerungen. So stand Brajan Gruda nach einer Flanke Pillipp Mwenes frei am zweiten Pfosten, doch FC-Torhüter Marvin Schwäbe auch goldrichtig. Er entschärfte den Ball (25.). Dann musste der FC wechseln, für den angeschlagenen Jeff Chabot, bis dahin ein aufmerksamer Verteidiger, kam Kilian auf den Rasen. Doch gefährlich wurde es dann am anderen Ende des Platzes, eine zu kurz geratene Rückgabe erreichte Batz geradeso vor Jan Thielmann, doch der Nachschuss von Eric Martel aus einiger Distanz auf das vom Mainzer Schlussmann verlassene Tor wurde im letzten Moment geblockt (35.). Weitere klare Aktionen in den gefährlichen Räumen waren Mangelware. Auf beiden Seiten. In der Spielfeldmitte lag für die Kontrahenten aus den Karnevalshochburgen der natürliche Lebensraum. Feierstimmung kam so nicht auf in Müngersdorf.

Gefährlich wurde es für die Baumgart-Elf vor allem bei gegnerischen Standardsituationen. Zur Pause zählten die wuchtigen Gäste von Interimstrainer Jan Siewert sechs Ecken, Köln kam auf: null. Im Spiel nach vorne fehlte es dem FC an Ideen, Tempo, Durchsetzungsstärke, Präzision. Wenigstens Martel versuchte es noch mal mit einem Schuss aus der Distanz, der Batz jedoch vor keine Schwierigkeiten stellte (45.). Mainz jedoch zeigte insgesamt die bessere Spielanlage und wirkte gefährlicher.

Im Dauerregen von Müngersdorf fanden die 05er auch nach dem Wechsel zunächst leichter den Zugang zum Spiel. Ludovic Ajorqe behauptete sich am Strafraum und schlenzte den Ball knapp über den linken Winkel des Kölner Kastens (49.). Dann kam es aus Kölner Sicht zu einem Novum, Tigges, ansonsten eine Tarnkappe tragend, gab seinen ersten Torschuss ab. Doch er zwang Batz zu keiner ernsthaften Prüfung (50.).

Im Kampf erkannten die Baumgart-Elf, die eine hohe Fehlerhaftigkeit aufwies, das Mittel zum Zweck. Weiterhin aber tat sie sich schwer beim Spielaufbau gegen einen beharrlich früh pressenden Gegner, der zunächst keine Mühe hatte, Köln vom eigenen Strafraum fernzuhalten. Die Rückpässe mehrten sich, die Pfiffe wurden lauter.

Eine gewisse Ratlosigkeit begleitete die Kölner fortan. Baumgart reagierte, schickte Kainz für Dejan Ljubicic und Florian Dietz für Tigges nach gut einer Stunde in die Partie. Und Dietz führte sich gleich gut ein. Nach einer gelungenen Kombination und einem Maina-Pass ging sein Schuss knapp am linken Pfosten vorbei (65.). Baumgart tigerte in seiner Coachingzone auf und ab – wie gewohnt im T-Shirt – und gab lautstark Anweisungen. Ein Anreiz war das nicht für seine Mannschaft, den Weg in die Offensive strikt fortzusetzen. Im Gegenteil: Mainz verpasste die Führung, als Ajorque aus kurzer Distanz am stark parierenden Schwäbe scheiterte (74.).

Köln fand noch einmal den Mut zurück und Thielmann beinahe den Weg ins Tor. Doch seine verunglückte Flanke von rechts über Batz, der den Ball noch leicht berührte, klatschte an den Innenpfosten (81.). Es war ein Weckruf für die Schlussoffensive. So verpasste der eingewechselte Mark Uth das 1:0 nur knapp (84.). Doch das Spiel endete dem Niveau entsprechend: null zu null. Es gab Pfiffe.