Medien- statt Selbstkritik FC-Sportdirektor Horst Heldt findet deutliche Worte

Köln · Nach der 0:1-Niederlage gegen Stuttgart teilt FC-Sportdirektor Horst Heldt aus. Auch gegen die Medien findet er deutliche Worte.

 Gemeinsam gegen den Abstieg: FC-Sportdirektor Horst Held verteidigt die Spielweise von Trainer Markus Gisdol (rechts).

Gemeinsam gegen den Abstieg: FC-Sportdirektor Horst Held verteidigt die Spielweise von Trainer Markus Gisdol (rechts).

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Als FC-Coach Markus Gisdol nach gut zwanzig Minuten im so wichtigen Duell gegen den VfB Stuttgart die Hände über dem Kopf zusammenschlug, hatte wohl auch der Kölner Trainer genug Déjà-vu-Erlebnisse gesehen. Wieder einmal war Emmanuel Dennis nah an der Abseitsgrenze gestartet, wieder einmal kam der Pass zu spät, wieder einmal war eine dieser zahlreichen Umschaltmomente gefahrlos verpufft, und wieder einmal entwickelte der 1. FC Köln bei der verdienten 0:1-Niederlage so gut wie keine Gefahr. „Wir müssen uns bewusst sein, welche Laufwege Dennis uns in Zukunft bieten kann, und diese auch besser nutzen“, sagte Gisdol. „Das ist ein Zusammenspiel zwischen ihm und der gesamten Mannschaft. Da ist sicher noch Luft nach oben.“

In der öffentlichen Wahrnehmung ist beim FC in einigen Fällen viel Luft nach oben. Das verpasste Zuspiel auf Dennis in der ersten Halbzeit einer äußerst schwachen Begegnung steht symptomatisch für das aktuell größte Kölner Problem: die eklatante Offensivschwäche. Eine Schwäche, die auch die Kölner Spieler ausgemacht haben. „Wenn man nicht zwingend genug nach vorne spielt, ist es schwierig, in dieser Liga Punkte zu holen“, sagte Innenverteidiger Rafael Czichos. Im gesamten Spiel gegen den VfB kam der FC auf drei Chancen. Ondrej Duda vergab nach einer Viertelstunde aus zwölf Metern kläglich, Dennis verzog nach 70 Minuten aus ähnlicher Position und Salih Özcan traf nur die Latte. „Wir müssen insgesamt zwingender nach vorne spielen, da reichen nicht die fünfzehn, zwanzig Minuten am Ende“, monierte dementsprechend Keeper Timo Horn.

Eine Kritik, die sich durchaus auch Gisdol gefallen lassen muss. Der Kölner Trainer favorisiert eine defensive Grundaufstellung. Schon die gesamte Saison über scheint er das Prinzip „Tore verhindern statt schießen“ zu verfolgen. Eine Taktik, die gegen die vermeintlichen Topteams durchaus gelingt, gegen Teams auf Augenhöhe aber Fragen aufwirft. „Schade, dass wir den Ausgleich nicht erzielen“, so Gisdol. „Der lag in der Phase in der Luft. Es hätte sich niemand beschwert, wenn es 1:1 ausgegangen wäre.“

Die FC-Einzelkritik zum Stuttgart-Spiel
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Kritik von Horst Heldt

In der Tonlage der Spieler und des Trainers scheint sich jedoch eine gewisse Diskrepanz eingeschlichen zu haben. Davon wollte FC-Sportdirektor Horst Heldt am Tag nach der Pleite nichts wissen. „Das ist vollkommen wurscht. Das interessiert nicht“, sagte Heldt in einer Art Brandrede, die er am Geißbockheim hielt. „Jeder hat seine Ansichten, das ist auch gut. Da findet aber keine Diskrepanz in der Kabine statt.“ Dennoch stellt sich die Frage, ob eine offensivere Aufstellung gegen einen Aufsteiger oder direkte Konkurrenten im Abstiegskampf nicht der Anspruch des FC sein muss. „Es wird keiner daran gehindert, Leistung abzuliefern, aktiv zu sein“, sagte Heldt. „Ob man vorne presst, in der eigenen Hälfte eng steht und Zweikämpfe führt oder Ballgewinne umsetzt. Da ist jeder Spieler immer gefordert. Egal, wie die Ausrichtung lautet. Aktivität ist immer gefordert.“

Heldt zeigte sich überraschend dünnhäutig gegenüber den Medienvertretern. „Wir haben weder nach dem Derbysieg vom Europapokal geredet noch nach Freiburg vom Abstieg geredet“, sagte Heldt. „Wir sind nicht in der Lage, die Liga zu beherrschen, wir kämpfen in der Liga, und das müssen wir bis zum letzten Spieltag“, kritisierte er eine zu hohe Erwartungshaltung.

Dass der Abstiegskampf eine konsequente Defensivleistung beinhaltet, steht außer Frage. Den haben die Kölner Profis angenommen. Denn auch Stuttgart kam abgesehen vom einzigen Treffer durch Sasa Kalajdzic zu so gut wie keinen Chancen. Nur wirkt es so, als vergessen einige Kölner Profis durch ihre Defensivbewegung den Offensivdrang. Gegen Bayern München  am kommenden Samstag (15.30 Uhr, Sky) wird dieses Defizit vermutlich nicht ins Gewicht fallen, gegen direkte Abstiegskonkurrenten dagegen schon.

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