Taktische Analyse des 1:1 Warum der FC in Fürth nicht über ein Remis hinauskam

Analyse | Köln · Greuther Fürth hat sich gegen den 1. FC Köln deutlich besser präsentiert als ein Tabellenletzter. Nach dem Führungstor durch Florian Kainz gaben die Geißböcke in der zweiten Halbzeit den möglichen Sieg aus der Hand.

 Kölns Rechtsverteidiger Benno Schmitz (r.) im Zweikampf mit Fürths Afimico Pululu.

Kölns Rechtsverteidiger Benno Schmitz (r.) im Zweikampf mit Fürths Afimico Pululu.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Die Enttäuschung nach dem 1:1-Unentschieden gegen Greuther Fürth kam nicht richtig auf. Und das, obwohl der 1. FC Köln als Anwärter auf einen der internationalen Plätze in die Partie gegen den Tabellenletzten der 1. Fußball-Bundesliga gegangen war. „Wenn man die 90 Minuten betrachtet, ist es ok“, meinte Kapitän Jonas Hector mit Blick auf das Ergebnis.

Der FC hätte durchaus auch als Verlierer vom Platz gehen können. Einzelaktionen, wie die von Verteidiger Luca Kilian (5.) gegen den einschussbereiten Branimir Hrgota, sicherten den Kölnern das Remis. „Wir müssen die Phasen abstellen, in denen wir zu passiv werden, wo wir dann wieder Druck auf den Ball machen müssen“, analysierte Hector. Die heimstarken Fürther, die zu Hause seit drei Monaten nicht verloren haben, konnten sich dem Kölner Pressing allzu häufig mit guten Kombinationen entziehen. Gerade in der Anfangsphase führte dies zu einem Chancenübergewicht für die Gastgeber – nach zehn Minuten kam allein Hrgota dreimal zum Abschluss.

Es dauerte etwas, bis der FC seine tabellarische Dominanz auch auf das Spielfeld brachte: Die Kopfballchance von Anthony Modeste (15.) und der sehenswerte Lattentreffer von Salih Özcan (16.) leiteten schließlich die dominante Phase der Geißböcke ein. Wie gewohnt ging dabei viel über die Außen – und auf dem Papier hatte gerade dies viel Aussicht auf Erfolg. Vor dem Spieltag war der FC die erfolgreichste Mannschaft nach Flanken. Hingegen kassierte keine Mannschaft mehr Gegentore über außen als das „Kleeblatt“. Die spielerische Überlegenheit der Kölner drückte sich dann auch in Zahlen aus: Nach gut einer halben Stunde hatten sie 56 Prozent aller Ballbesitzphasen. Vor allem die linke Kölner Seite mit Hector und dem späteren Torschützen Florian Kainz spielte dominant. So gingen 53 Prozent aller Kölner Angriffe über deren linken Flügel.

Die Spielvereinigung nutzte die daraus entstehenden Räume über rechts, spielte sogar 71 Prozent ihrer Angriffe über diese Feldseite. Doch nach der dominanten Anfangsphase der Fürther gewann der FC bis zur 40. Minute 56 Prozent aller Zweikämpfe. Fürther Großchancen, wie die von Jamie Leweling, entsprangen in dieser Phase individualtaktischen Fehlern. Das Kölner Team hatte die Partie zu diesem Zeitpunkt im Griff, dem Fürther Tabellenschlusslicht gelang nach der 18. Minute nur noch ein Torschuss.

FC-Torjäger Modeste gegen Fürth nicht gut im Spiel

Jedoch stotterte auch die Offensive des FC. Toptorjäger Anthony Modeste war bis zur Halbzeit nur elfmal am Ball, hochkarätige Chancen wie die von Mark Uth (43.) wurden vergeben. „Wir hatten unsere Chancen, da hat uns das Quäntchen Glück gefehlt“, sagte Hector. Da half auch der Einsatz von Eigengewächs Jan Thielmann nur bedingt. Bei eigenem Ballbesitz zog der Rechtsaußen immer wieder in die Mitte, tauchte sogar links auf. Anders als Kainz, der fest seine Position auf dem linken Flügel hielt, war Thielmann fast überall unterwegs. Damit verschaffte der junge Offensivakteur dem Kölner Spiel neue Impulse. Doch die Fürther Defensive war gerade in der Verteidigung von Thielmanns Tiefenläufen immer wieder zur Stelle. Starken 40 Sprints stand am Ende nur ein Torschuss des U-Nationalspielers gegenüber.

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Foto: dpa/Marius Becker

Nach der Halbzeitpause sollte das Tor dann doch fallen: Der Treffer von Kainz war bereits das fünfte Weitschussgegentor der Fürther in dieser Saison. Doch nach dem starken Wiederbeginn ließ der FC nach. „In der zweiten Halbzeit machen wir das Tor, stellen dann ein wenig ein, bekommen nicht mehr den Druck auf den Ball und das hat die Fürther dann zurück ins Spiel gebracht“, so Hector. Die Fürther nutzten die Kölner Nachlässigkeiten aus und traten mutiger auf. Spielmacher Jeremy Dudziak nahm das Spiel in die Hand und kurbelte die Fürther Offensive an: So verbuchte Fürth nach dem Seitenwechsel bis zur 60. Minute 5:4 Torschüsse für sich. „Fürth hat nach dem Rückstand natürlich alles nach vorne geworfen“, meinte Florian Kainz.

1. FC Köln in zweiter Hälfte mit weniger gewonnenen Zweikämpfen

Das 1:1-Unentschieden der Fürther fiel schließlich nach einer Ecke. Kölns Timo Hübers stand beim Gegentor zu weit weg. Ausgerechnet Mitspieler Modeste blockte den Innenverteidiger, weswegen Fürths Sebastian Griesbeck unbedrängt zum Ausgleich einköpfen konnte (69.). In dieser Phase war Fürth die dominantere Mannschaft und baute die Torschussbilanz bis zur 79. Minute mit 8:5 (seit Beginn der zweiten Halbzeit) weiter aus. Auch die Zweikämpfe gingen häufiger an die Gastgeber: Vor der Pause war Fürth in den  Zweikämpfen noch unterlegen, nach dem Seitenwechsel drehte sich dies mit 57 Prozent gewonnenen Duellen komplett. Dennoch kam der FC am Ende nochmal auf. „Wir haben in den letzten zehn Minuten richtig gute Schüsse, die knapp am Tor vorbeigehen. Wenn der reinfällt, dann gewinnen wir das Spiel. So ist es eben, dass wir 1:1 spielen“, meinte Hector. 

Spätestens nach der Pause waren beide Mannschaften gleichwertig. Zwar war Köln öfter am Ball, doch Fürth gewann die Zweikämpfe. Der FC scheiterte an seiner Chancenverwertung, Fürth nutzte seine Drangphase nach der Pause aus und erzielte den Treffer zum Ausgleich. Dennoch: „Wir haben über weite Strecken das Spiel so angelegt, wie wir es vorgehabt haben“, resümierte Hector. „Jetzt haken wir erst mal das Spiel ab, arbeiten das auf und dann haben wir noch eine Woche Zeit für Hoffenheim.“

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