Taktische Analyse So unterband der 1. FC Köln das Offensivspiel von RB

Analyse | Köln · Mit dem 2:2-Unentschieden bei RB Leipzig bleibt der 1. FC Köln auch im zweiten Liga-Spiel der Saison ungeschlagen. Der FC profitierte natürlich auch von der Roten Karte für Dominik Szoboszlai, den Punkt verdienten sich die Kölner aber auf anderen Wegen.

1. FC Köln: Taktische Analyse zum 2:2-Unentschieden
Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Auch im Vorfeld des zweiten Spiels ohne die vermeintliche Lebensversicherung wurde viel über jene, über Anthony Modeste gesprochen. Wie kann der 1. FC Köln die Lücke, die der Angreifer zweifelsohne gerissen hat, im schweren Auswärtsspiel gegen RB Leipzig schließen? Wer wird für Modeste in der Sturmspitze spielen? Wird der FC einen weiteren Offensivspieler verpflichten? Und wie wird das taktische System ohne den Top-Torjäger aussehen? Zumindest auf die letzte Frage fand Steffen Baumgart eine relativ leichte Antwort: der 50-Jährige ließ sein Team gegen RB das vetraute System spielen. Köln agierte mit Viererkette, einer Doppelsechs, aber vor allem mit einem Stoßstürmer – mit Florian Dietz. Der 24-Jährige bedankte sich für das Vertrauen mit dem zwischenzeitlichen 1:1.

Der Schlüssel gegen die Leipziger war ebenfalls kein unbekannter. Die Kölner liefen Leipzig hoch, mit „hoher Intensität“, an, stressten den Gegner, suchten die Zweikämpfe und gewannen im ersten Abschnitt auch zwei Drittel davon. „Wir wussten, was Leipzig über die Außenverteidiger vor hatte. Das heißt, wir mussten, die Außenverteidiger schnell anlaufen. Alleine Jonas Hector hat vier, fünf Pässe verhindert“, so FC-Trainer Steffen Baumgart. Auch dadurch unterband der FC das schnelle Angriffsspiel der Leipziger, schaltete schnell um und sorgte selbst vor dem Leipziger Tor für Gefahr. Die Athletik der FC-Profis spielt dabei eine große Rolle und ist aktuell wie in der vergangenen Spielzeit beeindruckend. Die Kölner liefen am Samstag insgesamt 116 Kilometer und damit elf mehr als der Gegner. Nach dem zweiten Spieltag führen die Geißböcke diese Statistik der Liga an.

Starke erste Halbzeit, schwere zweite Halbzeit

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Während dieser Wert erwartungsgemäß hoch ist, überrascht Köln in einer anderen Statistik. Der FC kommt auf 60 Prozent Ballbesitz, nur Bayern hält das Spielgerät länger in den eigenen Reihen. Allerdings profitiert Köln dort noch von dem Schalke-Spiel. Gegen Leipzig begegneten sich die Teams nahezu auf Augenhöhe. Mit 53 Prozent lag RB leicht vorne. Allerdings kam Leipzig im ersten Abschnitt noch auf 63 Prozent. Die Offensive der Roten Bullen kam trotz der Feldüberlegenheit nur zu drei Abschlüssen, während der FC gleich sieben Mal aufs Tor schoss. Auch, weil Timo Hübers und Luca Kilian das Sturm-Duo Christopher Nkunku und Timo Werner lange unter Kontrolle hatte.

Eigentlich hätte die Rote Karte für Dominik Szoboszlai den Kölnern in die Karten spielen können. Doch das Bild änderte sich im zweiten Durchgang. Nun gab der FC den Ton an, kam auf knapp 59 Prozent Ballbesitz, hatte aber nur noch sechs Abschlüsse, genauso viele wie Leipzig. Und RB nutzte umgehend den ersten. „Du hast mit elf Mann mehr Ballbesitz, aber wenn du den Ball verlierst, macht es bei dem Umschaltspiel von RB keinen großen Unterschied, ob sie zu zehnt oder zu elft sind“, sagte Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspielabteilung. „Wir haben ganz wenige Umschalt-Situationen von RB Leipzig zugelassen, wurden dann aber gnadenlos bestraft.“

Doch der FC zeigte anschließend eine weitere Qualität. Die Geißböcke gaben nicht auf und spielten weiter mutig nach vorne. Zwar lange nicht mehr so gefährlich, aber Dank des Eigentors von Joško Gvardiol dann doch erfolgreich. „Wir haben sehr viele Dinge sehr gut gemacht und in der einen oder anderen Situation auch das Quäntchen Glück gehabt“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart. Von Anthony Modeste war da schon lange keine Rede mehr.

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