Vorschau auf das Leipzig-Spiel Wer kann FC-Stürmer Modeste ersetzen?

Köln · Diese Nachricht trifft den 1. FC Köln hart: Mit Anthony Modeste fällt der beste Stürmer gegen Leipzig aus. Trainer Steffen Baumgart sucht Ersatz.

 In der Partie gegen Leipzig muss FC-Trainer Steffen Baumgart (rechts) auf seinen Torjäger Anthony Modeste verzichten.

In der Partie gegen Leipzig muss FC-Trainer Steffen Baumgart (rechts) auf seinen Torjäger Anthony Modeste verzichten.

Foto: dpa/Marijan Murat

Als Steffen Baumgart am Donnerstagmorgen auf der Pressekonferenz über das Spiel gegen RB Leipzig sprach, konnte er das Unheil, das da über den 1. FC Köln hereinbrechen sollte, nicht ahnen. Seine sportliche Einordung des Gegners, auf den seine Mannschaft im Auswärtsspiel an diesem Freitag (20.30 Uhr/Dazn) trifft, folgte einem erfreulichen Einblick in die personelle Situation bei seiner Mannschaft. Lediglich Julian Chabot, so ließ Baumgart verlauten, würde in der Partie gegen den Tabellennachbarn fehlen. Doch wie schnell sich eine Situation ändern kann, gerade in diesen Zeiten, sollte der FC-Coach dann erfahren. Die bittere Botschaft am Mittag: Anthony Modeste ist krank. Der Torjäger fehlte bereits in der Trainingseinheit am Mittag und fällt für die Partie in Leipzig aus. Da der FC grundsätzlich Corona-Fälle nicht offiziell verkündet, lässt die Nachricht Raum für Spekulationen.

So oder so, für Baumgart und Modeste ist es ein Rollentausch, den sich beide so nicht gewünscht hatten. Gerade erst war der Trainer ja aus seiner heimischen Isolation zurückgekehrt, in die er sich wegen eines positiven Tests hatte begeben müssen, nun muss er auf seinen besten Stürmer verzichten. Dass Modeste nicht nur als Angreifer, der in den vergangenen sechs Liga-Partien sechs Treffer erzielte, ein kaum aufzufangender Verlust ist, hat er in dieser Saison sehr deutlich herausgestrichen. Mit Wille und Einsatz, Kampf und herausragendem Kopfballspiel – in Angriff und Abwehr – hat er sich nach langer Leidenszeit zu einem Unverzichtbaren entwickelt. Sein Ausfall schmerzt – auch und vor allem Baumgart. „Wenn einem der Torjäger wegbricht, wiegt das natürlich schwer“, sagte der 50-Jährige dem „Express“. Es gäbe immer zwei, drei Spieler, deren Ausfälle nicht „so einfach zu kompensieren sind. Das wäre bei Jonas Hector so, und da zählt auch Tony dazu“.

Andersson könnte eine Chance erhalten

Da nicht zu erwarten steht, dass Baumgart das aktive und offensive Spielsystem der Kölner verändern wird, dürfte als Modeste-Ersatz Sebastian Andersson eine Chance erhalten. Alles spreche für Seb, sagte Baumgart. Schließlich benötigen die Kölner für ihre hohe Flankenqualität und -quantität einen geeigneten Abnehmer im Sturmzentrum. Auch der junge Jan Thielmann kommt als Option für die Startelf infrage. An der Seite Modestes glänzte er nicht nur als Balllieferant vor dem entscheidenden Treffer des Franzosen gegen Freiburg.

Zumindest auf die Rückkehr Baumgarts kann sich der FC freuen. Seine Arbeit im einwöchigen Homeoffice war ja immerhin nicht begleitet von nennenswerten Symptomen wie etwa Fieber. Erhöhte Temperatur aber, das bestätigte der Kölner Coach am Donnerstag vor dem Duell mit RB, hat er erst jetzt bei sich festgestellt. Was jedoch auf rein sportlichen Gründen fußt. Es gehe um seine Mannschaft, da sei „das Fieber schon ein bisschen höher“. Auf seine Rückkehr an den Rasen in der Leipziger Arena fiebert er jedenfalls hin. Eine „gewisse Aufregung“, verspürt er, „wenn meine Jungs auf dem Platz stehen. Das lässt sich bei mir nicht vermeiden. Egal, ob ich zu Hause oder im Stadion bin“. Sich verbiegen zu lassen, kommt für einen Typen wie ihn, immer geradeaus, auch nicht infrage. Er ist eben, wie er ist. Und sein Dasein ist extrem geprägt durch den Fußball. „Ich liebe diesen Job und freue mich, am Freitag wieder an der Seitenlinie zu stehen“, sagte er.

Da scheint er nicht der einzige zu sein. Auch beim Gegner gilt er als herzlich willkommener Gast. Sein Leipziger Pendant Domenico Tedesco jedenfalls kann sich mit dem Gedanken eines regen Austauschs vor, während und nach dem Duell durchaus anfreunden. „Es freut mich“ sagte der 36-Jährige, „dass er dabei ist, vor allem dass er gesund ist, offenbar keinen schweren Verlauf hatte.“

Tedesco führt Leipzig nach oben

Doch losgelöst von allem freundlichen Vorgeplänkel – die Ausgangslage ist klar. Der FC hat sich mit 32 Punkten an den Leipzigern vorbei auf Platz sechs der Tabelle geschoben, und will den einen Punkt Vorsprung auch nach dem Spiel aufweisen. Mindestens. Das Unterfangen scheint nicht nur durch das Fehlen Modestes, sondern auch mit dem Wirken des neuen Cheftrainers Tedesco bei RB an Schwierigkeit zugenommen zu haben. Seit der frühere Schalker Coach das Leipziger Orchester leitet, ging es aufwärts: Von den jüngsten acht Pflichtspielen gewann die Mannschaft fünf, kassierte insgesamt nur acht Gegentreffer – davon drei beim jüngsten 2:3 gegen die Bayern.

Die Sturm-und-Drang-Phase ließen die Leipziger unter Tedesco hinter sich. Obgleich sie etwa in André Silva, der seit Tedescos Berufung allein sechs Treffer seiner insgesamt neun erzielte, und dem wuchtigen Christopher Nkunku, der es bei zehn Treffern auf starke 19 Scorerpunkte bringt, über herausragende Qualität verfügen. Das wird natürlich auch Baumgart in seine Spielvorbereitung einfließen lassen. Er sagt: „Sie spielen erfolgreich, kriegen ihre sehr gute individuelle Qualität jetzt wieder auf die Platte.“ Eine Qualität, die sie inzwischen wieder im Sinne des Gleichgewichts einer Mannschaft einfließen lassen. „Sie haben ein sehr gutes Umschaltspiel“, sagte der Kölner Coach, „können defensiv sehr gut agieren, sind eine technisch hoch versierte Mannschaft mit viel Geschwindigkeit.“

Baumgart lässt Einsatz von Skhiri offen

Ob es ratsam wäre gegen dieses rasante Team zwei defensive Mittelfeldspieler entgegenzusetzen, ließ Baumgart ebenso offen wie damit verbunden eine mögliche Rückkehr des Tunesiers Ellyes Skhiri in die Startformation. Er sei ein Kandidat für die Startelf, sagte er, „das heißt nicht automatisch Doppelsechs“. Gut möglich, dass er auch an seiner seit Wochen gewohnten offensiveren Ausrichtung festhält. Warum auch etwas ändern, was sich oft bewährt hat? Schließlich gehe es für ihn und sein Team immer darum, „dass wir gewinnen wollen, unabhängig der Stärke des Gegners“. Und in dem Champions-League-Starter sieht Baumgart eines der „besten Teams der Liga“, selbst wenn der „den Zielen derzeit etwas hinterherhängt“. Das lässt sich von seiner Mannschaft gewiss nicht behaupten. Und daran trägt Anthony Modeste einen großen Anteil

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