Vor dem Duell mit Dortmund FC-Trainer Baumgart glaubt an die Wende

Köln · Der 1. FC Köln will die sieg- und torlose Phase hinter sich lassen – ausgerechnet beim Titelkandidaten Borussia Dortmund. Trainer Steffen Baumgart zeigt sich dennoch zuversichtlich.

 Beendet Steffen Tigges (links) die Torflaute des FC in der Partie bei seinem Ex-Club Dortmund?

Beendet Steffen Tigges (links) die Torflaute des FC in der Partie bei seinem Ex-Club Dortmund?

Foto: dpa/Federico Gambarini

Als Antwort auf alle Fragen bedient sich Steffen Baumgart gerne der Feststellung: „Wir bleiben bei uns“, hin und wieder versehen mit einem kleinen „Komplett“. Was er damit sagen möchte? Sich zu sehr um die Begleitmusik zu kümmern, das Drumherum einer Mannschaft, den Gegner, um die eigenen Schwächen, ist dem Ansinnen nach Erfolg abträglich. Und so hielt er es auch vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr/Sky). Das Wichtigste für den Trainer des 1. FC Köln ist immer noch die unbeirrte Anschauung des eigenen Wirkens.

Zwar spricht er gegen den BVB von einer „besonders schweren“ Aufgabe, aber die entscheidende Frage, die er sich stellt, ist, „gehst du einen Schritt zurück, weil du auf einmal anfängst, ängstlich zu agieren, oder dich von Äußerlichkeiten beeinflussen lässt, oder gehst du deinen Weg“? Seine Erkenntnis auf dem Weg zurück zu besseren Ergebnissen: „Wir bleiben bei uns.“ Und mit diesem Lösungsansatz habe er in seiner Zeit als Trainer immer „erfolgreich weitergespielt“.

BVB: Neun Siege in zehn Ligaspielen ohne Niederlage 2023

Das mit dem „Erfolgreich“ ist gerade aber so eine Sache im Hinblick auf die Partie in Dortmund. Wenn man zu leichter Übertreibung neigte, könnte die Aufgabe beim Spitzenteam eher eine Herausforderung für Herakles sein. Der griechische Sagenheld hatte seinerzeit ja den Nemeischen Löwen erlegt, die neunköpfige Hydra getötet und den dreiköpfigen Höllenhund Kerberos aus der Unterwelt entführt – nur drei seiner zwölf Aufgaben. Aber natürlich, das ist lange her, und der BVB verfügt weder über drei noch neun Köpfe, aber pro Partie über elf Spieler im Team, die qua ihrer Qualität im obersten Regal zu finden sind. Das ist auch Baumgart sehr bewusst. „Nehmen wir Bellingham, Reus oder Schlotterbeck. Da kann man nicht einen Spieler besonders hervorheben. Oder Guerreiro mit seiner Abschlussqualität, Malen mit seiner Schnelligkeit“, sagte der 51-Jährige. „Die Mannschaft hat sich komplett stabilisiert und ist den Bayern im Meisterkampf am nächsten.“

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Tatsächlich hat der BVB unter Trainer Edin Terzic insbesondere in diesem Jahr das vorhandene Potenzial in eine vielversprechende Form gegossen. Den zehnten Bundesligasieg 2023 verhinderte lediglich Schalke 04 zuletzt beim 2:2, damit ist die Borussia die beste Rückrundenmannschaft (19 Punkte) und liegt nur noch zwei Punkte hinter Tabellenführer FC Bayern. Der FC hingegen tritt die Fahrt ins Revier mit der Bürde der eigenen Torlosigkeit an. Nur einen Punkt aus den vergangenen vier Spielen sicherte sich die Baumgart-Elf, erzielte dabei ebenso keinen Treffer wie in den zurückliegenden sechs von sieben Spielen.

1. FC Köln: Baumgart stärkt die Angreifer

Diese Bilanz jedoch belastet den Kölner Trainer nicht allzu schwer. Denn einen Ansatz zur Tilgung der Treffer-Tristesse hat er schon ausgemacht. „In erster Linie“, sagte er am Donnerstag, „bleiben wir komplett bei uns, das ist eine Erkenntnis für mich. Wir haben nicht getroffen, aber sehr gute Möglichkeiten gehabt. Wir haben unsere Leistungen nicht über die Ziellinie gebracht.“ Welchen seiner Stürmer er dafür auserkoren hat, den Bann zu brechen, ließ er offen. Erneut Davie Selke oder doch Steffen Tigges, der bei seinem ehemaligen Arbeitgeber besonders motiviert sein dürfte? Oder beide zusammen?

Seine Angreifer, zuletzt mit einigen Abschluss-Hemmungen versehen, nimmt er aus der Schusslinie. „Wenn ich die Leistung auf dem Platz sehe, sehe ich die Leichtigkeit. Wir kaufen uns nun mal keine fertigen Spieler, sondern müssen entwickeln“, sagte er. „Steffen Tigges ist sehr fleißig und engagiert, an Laufwegen und Abschlüssen arbeiten wir mit ihm. Man muss weitermachen und an sich glauben. Dass er mit dem Drumherum hadert, ist doch klar.“

FC begeistert beim 3:2 gegen den BVB im Hinspiel

Nein, zu hadern ist dann auch nicht das Ding des Trainers, der von einer „wichtigen Phase“ spricht. Und die Kölner haben ja bereits deutlich gemacht, dass sie in Duellen mit Top-Teams einen leichteren Zugang finden. Noch ging kein Spiel gegen einen der Champions-League-Starter (Bayern, Dortmund, Leipzig, Frankfurt) verloren, bereits in der Hinrunde bot der FC beim 3:2-Sieg einen leidenschaftlichen Vortrag. Auch angesichts dieser Qualität ist Baumgart wohl „weit davon entfernt, daran zu glauben, dass wir die Wende nicht schaffen“. Zumal er weiterhin beteuert: „Wir bleiben bei uns, damit habe ich in meiner Zeit als Trainer gute Erfahrungen gemacht. Solange die Jungs daran glauben – und das tun sie –, gehen wir mit Euphorie ins Spiel.“

Was grundsätzlich nichts an der Wertschätzung für den Gegner ändert. Ob die Borussia reif ist für den Titel? Das sei ihm „ehrlich gesagt egal. Wir wollen nicht dazu beitragen, dass Dortmund an den Bayern dranbleibt“. Mal sehen, ob auch der BVB am Wochenende dann bei sich bleibt.

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