„Aber ich finde solche Situationen nicht mehr tragbar“ Baumgart wütet nach FC-Niederlage gegen Union

Köln · Der 1. FC Köln hat am Sonntagnachmittag die erste Niederlage in der Liga hinnehmen müssen. Ausgerechnet gegen seinen Herzensclub Union Berlin unterlag FC-Trainer Steffen Baumgart mit seinem Team 0:1.

1. FC Köln unterliegt Berlin 0:1​
Foto: dpa/Federico Gambarini

Schreiend, die Faust ballend, wild gestikulierend rannte Steffen Baumgart auf den vierten Offiziellen zu. So wild, dass man sich kurzfristig Sorgen um das Wohl von Thomas Gorniak und die nächste Sperre des Trainers machen konnte. Kein Wunder, der Trainer des 1. FC Köln fühlte sich, vor allem aber seine Mannschaft, benachteiligt. Und das ausgerechnet gegen seinen Ex-, seinen Herzensclub, Union Berlin, gegen den der FC am Sonntagnachmittag auch im siebten Anlauf den ersten Bundesliga-Sieg verpasste und damit auch die erste Liga-Pleite dieser Spielzeit mit dem 0:1 kassierte.

„Union war für mich die beste Mannschaft, die wir seit Langem in Köln gesehen haben. Wir haben keinen Stich gehabt und verdient verloren“, sagte der Trainer. „Aber ich finde solche Situationen nicht mehr tragbar.“ Seine Aussage, dass er nach den Ausschreitungen in Nizza am Donnerstagabend einige Zeit benötigen würde, um wieder zur Tagesordnung zurückzukehren, erwies sich zumindest während der Begegnung gegen die Eisernen überholt. Das hatte nicht lange gedauert und war zudem verständlich. Der FC tat sich von Beginn an gegen Union schwer und geriet bereits nach drei Minuten in Rückstand. Sheraldo Becker passte den Ball scharf ins Zentrum, Timo Hübers fälschte unglücklich ab und erwischte Keeper Marvin Schwäbe auf dem falschen Fuß. „Das Eigentor war schon extrem ärgerlich. Wahrscheinlich kann ich es ein bisschen besser machen“, sagte Unglücksrabe Hübers. „Das gehört zu dem Leben eines Verteidigers dazu.“

Timo Hübers mit frühem Eigentor

Genauso wie ein Handspiel nach einer Standardsituation zu dem Leben eines Abwehrspielers dazugehört. Das musste Luca Kilian erfahren, der den Ball gegen den Oberarm geschossen bekam. Allerdings rücklings, ohne Sicht, also auch ohne die Möglichkeit, das Handspiel zu verhindern. Dennoch entschied Schiedsrichter Benjamin Cortus auf Strafstoß – ohne Videobeweis. „Der Junge ist mit dem Rücken zum Ball, bekommt den Ball auf den Oberarm“, schimpfte Baumgart. „Das ist nicht die Regel. Beim zu ahnenden Handspiel sollte schon eine gewisse Absicht dabei sein. Das ist für mich einfach nur noch lächerlich.“ Zumal die Gelbe Karte noch Folgen haben sollte.

1. FC Köln - Union Berlin
23 Bilder

1. FC Köln - Union Berlin

23 Bilder

Als Marvin Schwäbe den schwach geschossenen Elfmeter von Jordan Siebatcheu aber souverän hielt, war der Trainer nicht mehr zu halten. Wild gestikulierend rannte er auf Thomas Gorniak zu, entschuldigte sich aber einige Minuten später bei dem vierten Offiziellen.

Dabei ließ der nächste Aufreger nicht lange auf sich warten. Dieses Mal bugsierte Becker den Ball ins Netz, stand dabei aber im Abseits. Erst nach Eingreifen des Video-Assistenten nahm Cortus den Treffer zurück. Der FC benötigte eine knappe halbe Stunde um ins Spiel zu finden. Vielleicht auch, weil Baumgart im Vergleich zum Duell gegen Nizza auf fünf Positionen rotiert hatte. Unter anderem spielte Jonas Hector überraschend hinter der Spitze auf der Zehn. „Er hat auf der Zehn agiert, weil wir erwartet haben, dass Union tiefer agiert“, sagte der Trainer. „Das war nicht der Fall, es hat nicht funktioniert.“

1. FC Köln: Luca Kilian sieht Gelb-Rot

Überhaupt funktionierte bei den Kölnern überraschend wenig im ersten Abschnitt. Köln gewann kaum Zweikämpfe, war im Pressing nicht aktiv und kam erst nach einer halben Stunde durch Linton Maina zur ersten und eigentlich auch einzigen Chance in Halbzeit eins. Nach dem Wechsel steigerte sich der FC. Erneut hatte Maina den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte aber wieder an Lennart Grill im Berliner Kasten. „Union hat hinten den Bus geparkt. Sie machen es aber auch gut“, sagte Hübers. „Was Einsatz und Leidenschaft anbelangt, haben wir es in der zweiten Halbzeit gut gemacht.“ Zwingende Chancen blieben weiterhin Mangelware. Zumindest auf Kölner Seite. Christopher Trimmel traf für die Gäste noch einmal die Latte. Milos Pantovic versuchte es aus 16 Metern, schlug den Ball aber über das Tor. In der Schlussphase erhöhten die Kölner den Druck, drängten auf das 1:1, bis Kilian einen Konter mit einem taktischen Foul unterband. Der Innenverteidiger sah daraufhin die Gelb-Rote Karte.Baumgart war wieder in seinem Element, schimpfte, gestikulierte und nachdem er nach einem Foul hämisch applaudierte, sah auch er eine weitere Gelbe Karte.

„Ich wusste gar nicht, dass es in den Regeln steht, dass man zuerst in den Mann springen darf und dann gegen den Ball arbeitet“, ärgerte sich der 50-Jährige. „Also, ich bin früher als Stürmer in den Ball gesprungen. Heute springen die Jungs nur noch in den Gegner. Jeder erklärt mir, das wäre ein Zweikampf. Das wird nicht mehr gepfiffen und damit habe ich mein Problem.“ Und: „Uns wird immer gesagt, wir sollen Respekt haben. Aber ich erwarte auch Respekt vor unserer Arbeit.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort