1. FC Köln vor Top-Spiel gegen Bayern München FC-Trainer Baumgart: „Wir haben eine große Chance zu gewinnen“

Köln · Steffen Baumgart will mit dem 1. FC Köln seinen ersten Sieg als Trainer gegen die Bayern feiern. Die Chancen dafür stehen gut, meint der Coach. Von seiner offensiven Ausrichtung will er auch gegen den Branchenführer nicht abweichen.

  Will auch vor den Bayern nicht zurückweichen: FC-Trainer Steffen Baumgart.

Will auch vor den Bayern nicht zurückweichen: FC-Trainer Steffen Baumgart.

Foto: dpa/Torsten Silz

Nun ist es ja nicht so, dass Steffen Baumgart überhaupt keine Erfahrung mit Erfolgen über Bayern München vorzuweisen hätte. In seinem Tagebuch müsste er jedoch einige Kapitel zurückblättern, um tatsächlich als Sieger gegen den von ihm hochgeschätzten Branchenprimus dazustehen. Ja, er gewann gleich dreimal gegen die Münchner. In der Saison 2000/01 schaffte er mit Hansa Rostock sogar das Kunststück, in beiden Spielen den Bayern exakt so viele Punkte zu überlassen: null. Zuvor hatte er sich bereits mit Energie Cottbus beim 1:0 Auswärtssieg (1995/96) als Stock in den bayerischen Speichen verdient gemacht. Allein all das geschah, da war Baumgart noch Angestellter in kurzen Hosen. Heute ist er Trainer. Und als solcher hängt er immer noch in der Warteschleife der Sieglosigkeit gegen das Starensemble, gegen das sein Team am Samstag (15.30 Uhr/Sky) anzutreten hat.

In bisher drei Liga-Duellen mit den Bayern als verantwortlicher Übungsleiter ging er mit dem SC Paderborn und nun dem 1. FC Köln als Verlierer vom Platz. Ja, er ging, er schlich nicht. Denn in allen drei Partien hatte er dem vermeintlich übermächtigen Gegner mächtig geärgert. Das Ergebnis lautete immer gleich: 2:3. Wie im Hinspiel in München, als die Kölner nach 0:2-Rückstand zum Ausgleich kamen, den Punkt aber am Ende wieder aus den Händen gaben. Ärgerlich, aber solch enge Spiele gegen Top-Teams dienen Baumgart auch immer als Anreiz, eine Entwicklung bei seiner Mannschaft voranzutreiben. Als Inspiration und Stimulation. So ein Spiel könne, unabhängig vom Ergebnis, auch helfen, sagte Baumgart am Donnerstag und betonte: „Wir wollen uns steigern und verbessern. Wir versuchen diesen großen Abstand, den wir zu den Bayern haben, geringer werden zu lassen. Das hört sich zunächst sehr wild an.“

Baumgart lobt Bayern als bestes Team Deutschlands

Wild, aber nicht vermessen. Denn nach drei Siegen in Folge darf sich der FC auf Platz sechs der Tabelle durchaus nach oben orientieren. Baumgart stößt Prozesse an, hält an seiner Spielauffassung eisern fest, weicht keinen Zentimeter zurück von seiner Vorgabe der Aktivität, der eigenen offensiven Spielgestaltung. Nicht einmal gegen den Abo-Meister. Darin läge ja auch der Reiz, weil es „einfach die beste Mannschaft ist. Es ist die Mannschaft, die den meisten Respekt verdient und die größte Mannschaft, die wir haben“. Wie sehr es ihn jucken würde, diesen Branchenriesen als Trainer mal zu bezwingen, wurde er in der Journalistenrunde am Donnerstag gefragt. Er antwortete prompt – und musste selbst lachen. „Wenn’s juckt, dann muss man kratzen.“

Kratzen will er also an der Vormachtstellung der Bayern, zumindest in dieser Partie. Klar, jeder wolle mal gegen „diese Mannschaft gewinnen, darüber müssen wir nicht reden. Wir versuchen schon, unseren Fußball um- und durchzusetzen“, sagte er, räumte aber gleichwohl ein. „Gerade gegen die Bayern ist das schwerer. Wir werden vielleicht in die eine oder andere Situation automatisch kommen, wo wir tiefer stehen.“ Größere Erfolgsaussichten sieht er dennoch nicht mit einer Systemumstellung. Und Mut ist ohnehin ein geeigneter Ratgeber, auch die Großen des Gewerbes in die Schranken weisen zu können. Er habe ein gutes Gefühl, weil man die Bayern „auch kriegen kann, mit einer exzellenten Leistung“. Vornehme Zurückhaltung gehört ohnehin nicht zu den Wegbegleitern des Trainers. Also sagte Baumgart: Es werde ihm viel zu viel darüber gesprochen, dass „wir alle keine Chance haben. Doch, wir haben eine Chance, wir haben eine große Chance zu gewinnen!“

750 Zuschauer im Kölner Stadion zugelassen

Die Mannschaft, die das Vorhaben in die Tat umsetzen soll, dürfte sich nicht wesentlich unterscheiden von jener, die gegen Hertha BSC den Jahresauftakt erfolgreich gestaltete. Stürmer Sebastian Andersson und Kingsley Schindler sind ins Training eingestiegen und dürften in den Kader zurückkehren. Auch Jorge Meré trainiert wieder, doch ob der Abwehrspieler überhaupt noch einmal eine Option für Baumgart ist, ist sehr fraglich. Der Spanier hat ein konkretes Angebot des mexikanischen Erstligisten Club América vorliegen und könnte kurzfristig wechseln. Ellyes Skhiri ist weiterhin beim Afrika-Cup im Einsatz. Neben Marvin Obuz fehlt Timo Horn krank, die langjährige Nummer 1 im Kölner Kasten droht auch für das DFB-Pokalspiel am Dienstag gegen den Hamburger SV auszufallen, was mittelfristig zum Problem für ihn werden könnte. Empfehlen im Torhüter-Duell mit Marvin Schwäbe könnte er sich im Fall eines Ausfalls in der HSV-Partie nicht, in der ihm Baumgart einen Einsatz zugesichert hatte. Er sei durch seine Krankheit „klar im Hintertreffen“. Keine einfache Situation für Horn, das weiß auch der Coach.

Alles andere als einfach wird selbstredend ebenfalls das Spiel gegen die Bayern, zu dem lediglich 750 Zuschauer zugelassen sind. Viel zu wenig, wie Baumgart findet. „Warum nur 750?“, fragte er zornig. Es gebe Hallen, die mit 750 Zuschauern besetzt seien. „Wir haben ein großes Stadion mit 50 000 Plätzen und haben die gleiche Auslastung. Da stellt sich die Frage des Sinns dahinter. Die Erklärungen, die ich bislang gehört habe, hören sich klug an, sind aber alles Mist und auch Blödsinn.“

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