Das sagt ein Experte War die Rot-Forderung von FC-Trainer Steffen Baumgart berechtigt?

Analyse | Mönchengladbach · Nach dem Foul von Gladbachs Ramy Bensebaini an Dejan Ljubicic im Rheinderby am Sonntag forderte FC-Trainer Steffen Baumgart eine Rote Karte. Fußballschiedsrichter-Experte Alex Feuerherdt bewertet die Situation gegenüber dem GA.

1. FC Köln: Wäre Rot für Bensebaini richtig gewesen?
Foto: Herbert Bucco

Es lief die 38. Spielminute im Auswärtsspiel des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach, als das Rheinderby für den FC eine bittere Wende nahm. Gladbach-Spieler Ramy Bensebaini kam zu spät in den Zweikampf mit dem Kölner Dejan Ljubicic und brachte den Offensivspieler damit zu Fall. Dabei traf der 27-Jährige den FC-Spieler am Knie, woraufhin der Österreicher ausgewechselt werden musste. Schiedsrichter Sven Jablonski zeigte dem Borussen daraufhin die Gelbe Karte. Zu wenig für FC-Trainer Steffen Baumgart, wie er nach der Partie klarstellte. „Das Foul von Bensebaini an Ljubicic war für mich eine Schlüsselszene. Er trifft ihn mit hoher Geschwindigkeit am Fuß und am Knie. Das ist nicht nur Gelb“, sagte der 50-Jährige. Auch der Kölner Jonas Hector sah sich und seine Mannschaft mit Bensebainis Verwarnung nicht gerecht bewertet. Laut dem Kapitän nahm der Linksverteidiger in der Situation die Verletzung Ljubicics in Kauf.

Hätte sich Referee Jablonski für die Rote Karte entschieden, wären es die Gladbacher gewesen, die über eine Hälfte lang in Unterzahl hätten spielen müssen. Das Derby, das am Ende 5:2 für Mönchengladbach ausging, wäre unter anderen Voraussetzungen fortgeführt worden. Bei genauerer Betrachtung des Regelwerks gibt es für Fußballschiedsrichter-Experte Alex Feuerherdt jedoch keinen Grund zur Diskussion um einen möglichen Platzverweis. „Er ist zwar beim Versuch, den Ball mit der Innenseite zu spielen, einen Tick zu spät dran, zieht aber keineswegs durch, sondern rutscht unglücklich weg und versucht trotzdem, den Zusammenprall noch abzufedern. Weder das sogenannte Trefferbild am Bein von Ljubicic noch jenes am Knie erfordern einen Feldverweis. Mit einer Verwarnung ist das ausreichend bestraft, das Foulspiel war zwar rücksichtslos, aber nicht brutal“, so der Gründer des Schiedsrichter-Podcasts Collinas Erben. „Mich hat es überrascht, dass da Rot für Bensebaini gefordert wurde, um ehrlich zu sein.“

1. FC Köln: Experte hält Gelb-Rot für Kainz angemessen

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Foto: dpa/Marius Becker

Nur wenige Minuten später gab es für Schiedsrichter Jablonski direkt die nächste heikle Entscheidung zu bewerten. Offensivspieler Florian Kainz ging im eigenen Strafraum mit dem Ellenbogen voran in ein Luftduell mit Jonas Hofmann. Der bereits verwarnte Kölner erwischte den Gladbacher im Gesicht und musste daraufhin mit einer Gelb-Roten Karte den Platz verlassen. Der Gastgeber bekam außerdem einen Elfmeter zugesprochen. Eine Entscheidung des Schiedsrichters, mit der diesmal sowohl Trainer Baumgart als auch Schiedsrichter-Experte Feuerherdt mitgingen. „Bei Kainz halte ich Gelb-Rot für alternativlos. Den Arm beziehungsweise Ellenbogen im Luftzweikampf so gegen den Kopf des Gegners einzusetzen, ist rücksichtslos, deshalb war auch diese Entscheidung von Sven Jablonski absolut korrekt“, sagte Feuerherdt.

Nach der Auswechslung von Ljubicic und der Gelb-Roten Karte von Kainz war es den Kölnern in der zweiten Hälfte nicht mehr möglich, in ihr Spiel zu finden. Unabhängig von der Bewertung der Fouls sind die Folgen bereits klar. Ljubicic fällt mit seiner Verletzung bis zum Jahresende aus und wird Baumgart und seinem Team in dem vollen Terminplan bis zur Winterpause nicht mehr zur Verfügung stehen. Kainz wird aufgrund der Sperre im kommenden Bundesligaspiel gegen den FC Augsburg auf der Tribüne sitzen.

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