1. FC Köln Warum die Transfers von Andersson, Duda und Co. so schwierig sind
Köln · Ondrej Duda und Sebastian Andersson galten vor zwei Jahren als Hoffnungsträger beim FC. Mittlerweile spricht viel für einen Abschied. Es mangelt jedoch an Interessenten. Genauso wie bei Ellyes Skhiri und Timo Horn.
Plötzlich ging es ganz schnell. Das Pokalspiel gegen VSG Altglienicke war noch nicht angepfiffen, da machte eine für den 1. FC Köln nicht ganz unwichtige Meldung die Runde: Jhon Cordoba hat sich nicht aufstellen lassen, der Abgang Richtung Hertha BSC sei beschlossene Sache. 15 Millionen Euro ließen sich die Kölner im Sommer 2020 als Ablöse für den Kolumbianer bezahlen. Dabei hatte Cordoba dem FC in der Vorsaison mit 13 Toren zum Klassenerhalt verholfen. Schon damals hatte Köln also eine Art Lebensversicherung. Und ähnlich wie heute hatte man in Köln sehnsüchtig auf einen lukrativen Transfer gewartet, um auf dem Transfermarkt handlungsfähig zu sein. Der fehlt den Geißböcken bislang.
Zum Deal mit der alten Dame gehörte damals offenbar auch eine Art Tausch. Denn – wenn man so will – die FC-Verantwortlichen ließen sich einen Teil der Ablöse mit einem Hoffnungsträger bezahlen: Ondrej Duda. Rund sieben Millionen Euro zahlten die Kölner ihrerseits an Berlin. Der FC erhoffte sich eine Win-Win-Situation. Duda wollte Berlin verlassen, sah keine Zukunft mehr. Köln sah in dem Slowaken dagegen den potenziellen Leistungsträger, der schon in jungen Jahren sein Talent immer wieder aufblitzen ließ. Immerhin galt Duda 2014 als eins der größten U20-Talente Europas, er soll sich auch in jungen Jahren mit Inter Mailand einig gewesen sein, doch der Deal platzte. Zwischenzeitlich erzielte Duda einen Marktwert von geschätzten 17 Millionen Euro. Dass der FC also Hoffnungen in den Mittelfeldspieler setzte, war nicht unbegründet. Auch nach einer eher durchwachsenen Zeit in Berlin inklusive Leihe nach Norwich City.
FC-Profis wurden mit lukrativen Verträgen ausgestattet

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Nur wenige Tage nach dem Blitz-Transfer von Jhon Cordoba legte der FC noch einmal nach und verpflichtete einen neuen Stoßstürmer. Schließlich hatte Cordoba mit seinen Treffern eine große Lücke hinterlassen. Sebastian Andersson wechselte an den Rhein. Und das mit einer deutlichen Tor-Empfehlung. Jeweils zwölf Treffer hatte der Schwede in den drei Spielzeiten zuvor für Union Berlin und Kaiserslautern in der Liga erzielt. Zweifel, dass er ähnliches in Köln wiederholen würde, hatte wohl kaum Jemand. Die beiden Hoffnungsträger ließ sich der FC rund 13 Millionen Euro kosten und stattete beide Akteure mit lukrativen Verträgen aus.
Verträge, die dem FC nun ein Dorn im Auge sind. Die Kölner Verantwortlichen betonten mehrfach, dass man das Gehaltsgefüge anpassen müsse. Gerade Spieler mit hoch dotierten Kontrakten, die aber nicht zu den Leistungsträgern gehören, gilt es von der Gehaltsliste zu streichen. Andersson verdient dem Vernehmen nach rund 2,5 Millionen Euro jährlich, viel Geld für einen verletzungsanfälligen Stürmer, der bestenfalls als Ergänzungsspieler der Vorsaison galt. Auch wenn der Schwede an seinem Comeback arbeitet, der Weg in die Kölner Startelf scheint gerade unendlich lang zu sein. Dementsprechend überrascht es nicht, dass die FC-Verantwortlichen dem Stürmer einen Wechsel ans Herz gelegt haben. Aus Kölner Sicht drängt die Zeit. Anderssons Vertrag läuft 2023 aus, eine Verlängerung des Kontrakts ist wohl von beiden Seiten ausgeschlossen. Will der FC wenigstens einen kleinen Teil der einstigen 6,5-Millionen-Ablöse wiedererhalten, muss Andersson in diesem Sommer gehen.

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Wie die „Bild“ berichtet, soll sich Andersson noch in der Rolle eines Leistungsträgers sehen, seine Gehaltsvorstellungen diesen entsprechen. Das macht einen Wechsel nicht wahrscheinlicher. Bei der recht hohen Ablösesumme, die der FC bezahlt hat, scheint eine Vertragsauflösung ebenfalls keine Option. Auch Ondrej Duda gehört beim FC zu den Besser-Verdienern. Der Slowake hat noch Vertrag bis 2024, wäre im kommenden Sommer nicht ablösefrei. Duda ist auch nicht angeschlagen oder verletzungsanfällig, kommt aber offensichtlich nicht mit Baumgarts Spielsystem zurecht. Auch der Marktwert des Slowaken ist extrem gesunken. Er wird vom Online-Portal transfermarkt.de nur noch auf vier Millionen Euro geschätzt. Duda fehlt es an der Konstanz und mitunter offenbar auch an Disziplin. Beim FC machte er zum Ende der vergangenen Saison jedenfalls keine Werbung für sich, als er das Aufwärmen gegen Bielefeld verweigerte. In der Nationalmannschaft sah er zuletzt wegen eines Frustfouls die Rote Karte. Auch bei Duda droht dem FC ein Minusgeschäft. Zudem entspricht sein Gehalt ebenfalls nicht der Leistung der abgelaufenen Saison.
Keine Interessenten für Ellyes Skhiri
Ellyes Skhiri hat dagegen seine Leistung gebracht, gehörte trotz einiger Verletzungen zu den auffälligsten Kölner Spielern und gilt nicht umsonst als der wertvollste FC-Profi. Sein Marktwert wird auf 13 Millionen Euro geschätzt. Und doch finden sich auch für den tunesischen Nationalspieler bislang keine Interessenten. Möglicherweise auch, weil der Vertrag des Dauerläufers im kommenden Jahr ebenfalls ausläuft.
Bei Timo Horn war man schon ein Stückchen weiter. Der Kölner Keeper hatte offenbar das Interesse von Hertha BSC geweckt, zumindest von Andreas Menger. Doch Horns ehemaliger Mentor und nun Hertha-Torwarttrainer konnte die Berliner Verantwortlichen wohl nicht überzeugen. Zwar haben die Kölner Verantwortlichen schon mehrfach betont, Horn auch halten zu können. Man hat am Geißbockheim aber nichts dagegen, den Keeper von der Gehaltsliste zu streichen. Auch Horns gut dotierter Vertrag läuft nur noch bis zum kommenden Sommer. Interessenten dürfte es geben, der Marktwert der langjährigen Nummer eins wird auf zwei Millionen Euro geschätzt. In diesem Fall liegt es wohl auch am Spieler und seinen Gehaltsvorstellungen, ob er in Köln bleiben will.
Die Transferphase ist noch jung. In Köln ist man optimistisch, dass es noch Bewegung bei den Abgängen gibt. Möglicherweise geht es dann plötzlich wieder ganz schnell.