Zunächst schien sein Verbleib beim 1. FC Köln verhängnisvoll. Kein Platz in der Startelf, kaum Spielminuten – der gebürtige Kölner galt als abgeschrieben. Dies änderte sich unerwartet. „Salih kann für Köln ein Gesicht werden“, sagte Trainer Steffen Baumgart vor kurzem. Der Rechtsfuß ist gesetzt, sein 2023 auslaufender Vertrag soll verlängert werden, die Nationalverbände aus Deutschland und der Türkei buhlten um seine Spielberechtigung. „Vor ein, zwei Monaten hätte keiner gedacht, dass davon die Rede ist“, sagt Özcan. Der deutsche U21-Europameister entschied sich am Ende für die Türkei. Ebenso unerwartet könnte nun sein Kapitel beim 1. FC Köln zu Ende gehen. Wie der „Express“ berichtet, steht Özcan auf der Transferliste des BVB und könnte dort Nachfolger von Axel Witsel werden. Entscheidet jetzt Özcans Kopf oder erneut das Bauchgefühl?

„Ich hatte mit allen einen engen Draht“, blickt Özcan auf die Gespräche mit Bundestrainer Hansi Flick und dem türkischen Nationaltrainer Stefan Kuntz zurück. Beide Trainer hätten ihm Zeit eingeräumt, sich Gedanken über seine künftige Nationalmannschafts-Karriere zu machen. Viele Gespräche gab es nicht, meint Özcan – jedoch mit seiner Familie. „Die haben gesagt, dass es meine Entscheidung sein wird und ich damit leben muss.“ Mit dem DFB hat der gebürtige Kölner 2021 die Europameisterschaft mit der U21 gewonnen. Seine Eltern stammen aus der Türkei. „Sie haben gesagt: Egal, ob ich für Deutschland oder die Türkei spiele, sie sind stolz auf mich, dass ich überhaupt so weit gekommen bin.“ In der endgültigen Entscheidung für den türkischen Verband habe ihn niemand beeinflusst.

Mit diesem Weg reiht sich Kölns Sechser in die Liste einiger Spieler ein, die sich nach einer Laufbahn im Nachwuchs des DFB für das Emblem mit dem Mond und Sternen entschieden haben. Häufig waren es Spieler wie Nuri Sahin und Hakan Calhanoglu, mit guten Aussichten auf eine erfolgreiche Zeit im DFB-Dress. Diese hätte zweifelsfrei auch Özcan haben können. In der laufenden Bundesligasaison gehört der Rechtsfuß auf seiner Position zu den zweikampfstärksten und passsichersten Spielern. Das Interesse des DFB schien unverhohlen. Doch Özcan entschied sich gegen mögliche Titel bei großen Turnieren und stattdessen für den Verband, dessen bislang größter Erfolg ein dritter Platz bei der Fußball-WM 2002 war. „Es ist für jeden Spieler gut, wenn die Beziehung zwischen Trainer und Spieler gut ist“, meint Özcan. Er spricht über den türkischen Nationaltrainer Stefan Kuntz.

Gemeinsam hatten beide den EM-Titel mit der U21 des DFB gewonnen. Seit Ende des vergangenen Jahres steht Kuntz für die Türkei an der Seitenlinie. Solche Trainer wie Kuntz machen es gut, meint Özcan. Da wisse er, wo er steht, was er besser machen kann. Und „so entsteht auch eine Familie“, schätzt der Kölner die Arbeit des türkischen Nationaltrainers. Alles deutet darauf hin, dass Özcan seine Entscheidung für die Türkei aus dem Bauch heraus getroffen hat. Und gerade das dürfte dem 1. FC Köln Hoffnung auf einen Verbleib des laufstarken Sechsers machen.

„Ich gehe fest davon aus, dass er hierbleiben will", sagte Kölns Trainer Baumgart. „Und wir werden alles dafür tun, dass er bleibt.“ Özcan fühlt sich bei den Geißböcken heimisch. Die Beziehung zu Baumgart ähnelt der zu Kuntz. Jedoch spricht auch vieles für einen möglichen Wechsel zu einem größeren Verein. Bei Borussia Dortmund könnte Özcan erstmals in der Champions League zum Einsatz kommen, auch national sind die Ambitionen des BVB groß. Unter sportlichen Gesichtspunkten dürfte ein Wechsel daher durchaus Sinn machen.

Özcan erklärte erst kürzlich, sich nach dem Ende der laufenden Saison entscheiden zu wollen. Entscheidet sich Özcan dann erneut für sein Bauchgefühl dürften die Chancen gut stehen, dass Türkeis Nationalspieler Özcan auch in Zukunft für den 1. FC Köln auflaufen wird.