Ungleiches Duell Bleibt FC-Keeper Timo Horn in Köln?

Köln · Timo Horn ist einer der großen Verlierer des 1. FC Köln der abgelaufenen Saison. Der Keeper verletzte sich in seinem 200. Bundesligaspiel und verlor seinen Stammplatz. Nun muss er sich die Frage stellen, ob er bereit ist, als Nummer zwei in die kommende Saison zu gehen.

1. FC Köln: Wie geht es weiter mit FC-Keeper Timo Horn?
Foto: dpa/Uwe Anspach

Die Sonne scheint unbarmherzig auf die Terrasse des Öschberghof in Donaueschingen. Hier ist der 1. FC Köln für die Zeit des Trainingslagers abgestiegen. Mehrere Pools, ein Kraftraum, Entspannungsmöglichkeiten und vor allem Schatten. Timo Horn sitzt in der Sonne, gut gelaunt, Medienrunde. „Konkurrenz belebt immer das Geschäft – ein alter Spruch, der aber auch zutrifft. Wenn man auf konstant hohem Niveau trainiert, profitiert jeder davon. Deswegen ist es sicherlich gut, gute Jungs hinter sich zu haben“, sagt Horn in Bezug auf die neue Nummer zwei, Marvin Schäbe. Eine starke Nummer zwei hat der FC da verpflichtet. Frisch gebackener dänischer Meister ist Schwäbe. Explosiv, starke Reflexe, sicher am Ball. „Ich bin jetzt im zehnten Jahr als Nummer eins beim FC. Ich habe mich immer durchgesetzt. Bis auf die Zeit meiner Knieverletzung habe ich quasi jedes Spiel gemacht. Deswegen weiß ich sehr gut damit umzugehen“, sagt Horn. Damals, im Juli 2021. Nicht ahnend, dass ausgerechnet sein 200. Bundesliga-Spiel vier Monate später ein schicksalhaftes werden wird.

Am 21. November 2021 ist Horn mit dem FC zu Gast beim FSV Mainz. Es läuft bereits die Nachspielzeit der ersten Halbzeit als der Kölner Keeper mit Karim Onisiwo zusammenprallt. Das Knie gibt etwas nach. Doch Horn kann ohne Behandlung weitermachen, kehrt nach der Pause ins Kölner Tor zurück. Die Schwere des Unfalls wird erst nach dem Spiel bekannt. Die physische: Horn hat sich eine Bänderverletzung im Knie zugezogen, fällt für den Rest der Hinrunde aus.

Das Ende einer Ära

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Ausgerechnet vor dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach endet eine Ära. Das ahnt Horn in diesem Moment noch nicht, davon weiß selbst Trainer Steffen Baumgart noch nichts. Schwäbe empfiehlt sich durch gute Leistungen, überzeugt - die Fans, die Experten und Baumgart. Der weiß um Horns Verdienste, will dem Kölner Keeper eine weitere Möglichkeit einräumen. Der gebürtige Kölner soll seine Chance im Pokalspiel gegen den Hamburger SV erhalten. Doch Horn wird positiv auf das Coronavirus getestet und Schwäbe zur Nummer eins erklärt. „Das ist für mich das erste Mal eine ganz neue Situation“, sagt Horn in der aktuellen Folge der FC-Doku 24/7. „So lange ich denken kann, war ich immer die Nummer eins.“

Horn geht mit der Situation offenbar sehr gut um. Spieler, Trainer und zuletzt auch Sportchef Christian Keller betonen, dass er sich als guter Verlierer zeigt, seinen direkten Konkurrenten Schwäbe immer wieder unterstützt. „Das Ganze wäre ja nicht passiert, wenn Timo sich nicht verletzt hätte. Sonst wäre Timo noch immer die Nummer eins und es wäre erst später zu einem Zweikampf gekommen“, sagte Steffen Baumgart im GA-Interview. „Durch die guten Leistungen von Marvin hat sich die Situation geändert. Das ist für Timo natürlich sehr traurig.“

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Foto: dpa/Marius Becker

Für Timo Horn wird es schwer

„Es gab natürlich immer die Traumvorstellung, ein Leben lang bei meinem Verein zu bleiben. Aber trotzdem habe ich nie ausgeschlossen, den Verein auch mal zu wechseln“, sagte Horn noch im Februar und wollte den Sommer auf sich zukommen lassen. In der aktuellen Folge der Doku kündigte er an, doch noch mal das Gespräch mit Trainer Baumgart zu suchen.

Der äußerte sich wiederum im GA-Interview zu der Personalie. “Marvin fängt in der Vorbereitung als Nummer eins und Timo als Herausforderer an”, sagte der 50-Jährige. „Dann kann es zu einem Zweikampf kommen.“ Ob sich Horn dieser Aufgabe stellen wird, ist aber sehr fraglich. Der Kölner Keeper wird an sich selbst den Anspruch haben, die Nummer eins in einer Mannschaft zu sein. Vor allem mit der hervorragenden Leistung gegen den VfB Stuttgart am letzten Spieltag der regulären Saison hat Schwäbe abermals untermauert, auch in der kommenden Spielzeit die Nummer eins zu sein. Das lässt auch Baumgart durchklingen: “Wenn alles normal läuft, sich niemand verletzt und es keine großen Veränderungen in den Leistungen geben wird, glaube ich nicht, dass es einen Wechsel geben wird.”

Aus wirtschaftlicher Sicht käme dem FC ein Abgang des Torhüters sicherlich entgegen. Rund drei Millionen Euro Jahresgehalt streicht der Keeper ein. Viel Geld für einen Ersatzkeeper. Der Vertrag des Torhüters läuft noch bis zum kommenden Sommer. Der Olympiazweite von Rio wird sicherlich Angebote erhalten, möglicherweise aus dem Ausland. Auf der anderen Seite ist Horn heimatverbunden, hat seit früher Kindheit für die Geißböcke gespielt. Die Liebe zu seinem FC nennt Horn auch vergangenes Jahr in Donaueschingen. „Für mich war es immer entscheidend, in Köln zu bleiben und den Weg mitzugehen“, sagte der Keeper. Ob er im Juli wieder bei 30 Grad auf der Terrasse des Öschberghof Platz nimmt, ist offen. Der FC wird da sein, Timo Horn möglicherweise nicht. “Der 1. FC Köln wird immer meine Heimat sein“, sagt Horn.

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