Zweite Niederlage in Folge Wolfsburg trübt die Partystimmung beim 1. FC Köln

Köln · Zuerst zeigen die Kölner Fans zum FC-Jubiläum eine imposante Choreografie. Auf dem Rasen fällt die Party allerdings aus, auch weil die Baumgart-Elf in der Offensive nicht zündet.

1. FC Köln - Wolfsburg - Bilder vom Spiel und der Choreo
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Bilder vom FC-Spiel gegen Wolfsburg

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Auf Ecken und Kanten mochte er nie verzichten. Auch seinen blauen Glückspullover legte Udo Lattek als damaliger Sportdirektor des 1. FC Köln in den wilden 1980ern erst ab, als eine lange Erfolgsserie gerissen war. Doch nicht nur als Fußball-Fachmann und Modeschöpfer machte sich die frühere Trainer-Legende einen Namen, er überzeugte auch in der Wahl kultiger Sprüche. Im Kölner Stadion sei immer so eine super Stimmung, unkte er einmal, „da stört eigentlich nur die Mannschaft“. Von der Stimmung im Kölner Stadion, mit dem Trömmelche und all den „Leedern“, schwärmt man tatsächlich im ganzen Land. Und so war es auch am Samstag wieder ein beeindruckendes Erlebnis, als das ganze Stadion in Müngersdorf, in Rot und Weiß gewandet, den 75. Geburtstag des Clubs noch einmal angemessen zelebrierte.

Es passte sehr, dass der eindrucksvollste Moment des Fußball-Nachmittags aus Sicht der Einheimischen vor dem Anpfiff stattfand: Die Fans des FC würdigten das Jubiläum ihres Clubs mit einer imposanten Choreografie: das Kölner Stadtwappen, die Logos der beiden Gründungsvereine Kölner BC 01 und SpVgg Sülz 07, das Vereinsemblem und eine Darstellung des legendären Gründungspräsidenten Franz Kremer, verbunden mit dem berühmten Frage: „Wollen Sie mit mir deutscher Meister werden?“ Es war gewaltig.

FC findet keine Räume und Lösungen

Auf dem Platz allerdings folgten die Kölner Profis dann doch nicht dem Feierplan, waren von einer Mannschaft, die um den Titel mitspielt, so weit entfernt wie der Zwergplanet Pluto von der Erde. Das Spiel gegen den VfL Wolfsburg verlief ganz im Lattek’schen Geiste. Das 0:2 war Ausdruck einer Kölner Vorstellung, die über weite Strecken von Plan- und Ideenlosigkeit in der Offensive geprägt war. Das war einigermaßen überraschend, wollten sie, angeleitet von Trainer Steffen Baumgart, nach dem 0:3 in Stuttgart doch wieder den Weg in die Tiefe, die gefährlichen Räume hinter der Abwehrkette finden. Am Ende war es ein großes Bemühen und Ringen um den richtigen Korridor gegen kompakte Wolfsburger, die einen letztlich verdienten Sieg nach lediglich einem Punkt aus den vorangegangenen fünf Spielen in den Händen hielten. Die auch während der 90 Minuten ausgedrückte tiefe Verbundenheit der Kölner Anhänger zu ihrem Club erwies sich als nicht hinderlich für die Gäste.

Dabei war es nicht nur die Choreografie in Müngersdorf, die mächtig beeindruckte, sondern auch der körperlich beachtlich besetzte Angriff. Erstmals bildeten die beiden 1,95-Meter-Männer Steffen Tigges und Davie Selke von Beginn an ein Duo, das viel Wucht versprach. Halten konnte es das Versprechen nicht, denn beide kamen jeweils auf lediglich eine Chance nach der Pause. Bis auf einen Weitschuss von Abwehrchef Timo Hübers (58.) tat sich auch sonst nicht viel vor dem Kasten des beinahe beschäftigungslosen VfL-Torhüters Koen Casteels. Der Gäste-Strafraum erschien wie eine autonome Zone. In Ermangelung spielerischer Lösungen blieben der Baumgart-Elf nicht viel mehr als Flanken und Standardsituationen, um zum Erfolg zu gelangen. Wolfsburg verteidigte geschickt, unterband durch einige taktische Fouls die Angriffsbemühungen des FC, was Baumgart hörbar wütend werden ließ. „Alles“, blaffte der Trainer nach der zweiten Niederlage in Folge, „alles“ habe ihn an Schiedsrichter Frank Willenborg gestört. Da gäbe es schon einige Sachen, die „mich geärgert haben“.

Kein Kölner Stürmertor seit dem Jahresauftakt gegen Bremen

Dass sein Team seit dem 7:1 gegen Werder Bremen zum Jahresstart jedoch noch immer ohne Stürmertor ist, lag weder am Schiedsrichter noch an ausbleibender Unterstützung von den Rängen. Natürlich, das Bemühen kann den Kölnern nicht abgesprochen werden, aber ohne den kranken Florian Kainz fehlte eben auch jemand, der qua seiner Individualität zur Bedrohung für den Gegner werden kann. Und so wollte auch Baumgart das Resultat nicht allein dem Schiedsrichter zur Last legen. Schließlich: Es sei seine Aufgabe, der Mannschaft Wege aufzuzeigen, auch gegen tief stehende Gegner für Torgefahr zu sorgen. Doch der frühe Treffer durch, ja, man muss es so sagen: ausgerechnet den früheren Kölner Yannick Gerhardt (4.) spielte den Wolfsburgern in die Karten, die sich nun wie geplant noch stärker auf die Defensive verließen. Da halfen den Kölnern weder Wille noch Aufwand, um einen Durchschlupf zu finden in der tausendbeinigen Abwehr des VfL.

„Die Jungs haben unglaublich viel investiert“, äußerte Lizenzspieler-Leiter Thomas Kessler, „wenn ich mir die Werte anschaue, dann sieht man, dass die Mannschaft alles in die Waagschale geworfen hat. Am Ende hat uns in den einzelnen Situationen die Überzeugung gefehlt.“ Sein Resümee: „Für uns war es ein gebrauchter Tag.“ Ähnlich sah es Trainer Baumgart, der anerkannte, dass „meine Mannschaft viel für das Spiel getan und sich nicht versteckt hat. Die ersten beiden Schüsse waren drin. Wir haben es nicht geschafft, uns Torchancen herauszuspielen“. Einen Punkt jedoch hätte er durchaus als „nicht unverdient“ empfunden.

Milde reagierten auch die Fans auf die erste Heimniederlage dieses Jahres. Die Südkurve feierte die Mannschaft, den Geburtstag und ein wenig sich selbst, hatte doch vor allem die gewaltige Choreografie vor dem Spiel großes Staunen entfacht.

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