Nach 4:2-Erfolg über Slovacko Zahlt sich Steffen Baumgarts Vertrauen beim FC aus?

Köln · Trotz zahlreicher Wechsel in der Startformation hat der 1. FC Köln das Heimspiel gegen Slovacko gewonnen. Trainer Steffen Baumgart schenkt seinem Team das nötige Vertrauen.

1. FC Köln: Zahlt sich Steffen Baumgarts Vertrauen aus​?
Foto: dpa/Federico Gambarini

Es dauerte ein wenig, bis TV-Experte Lothar Matthäus die Gefühlslage nach dem 4:2-Erfolg des 1. FC Köln über der 1. FC Slovacko aus Steffen Baumgart herausgekitzelt bekam. „Etwas Geileres gibt es nicht“, sagte der Kölner Trainer schließlich und deutete auf die Südkurve. „Affengeil“. Die Euphorie des Trainers war verständlich. Denn für den 50-Jährigen war es nach der Gelb-Rot-Sperre in Nizza das erste Gruppenspiel im europäischen Wettbewerb und dieses wurde zu einer gelungenen Premiere, die die Fans auch eine Stunde nach Abpfiff noch mit lautstarken „Baumgart“-Rufen feierten.

Doch Baumgart wollte gar nicht so sehr über seine Gefühlswelt reden. Der Trainer wollte da viel mehr etwas klarstellen: „Wenn ich einen breiten Kader habe, dem ich vertraue, dann muss ich das auch zeigen“, sagte Steffen Baumgart. „Ich habe eine Mannschaft, die im Training immer alles gibt – und zwar nicht nur die erste Elf. Es ist meine Aufgabe, den Jungs das Vertrauen zu schenken.“ Das tat der Kölner Coach, der die Aufstellung lange Geheim hielt und tatsächlich nicht nur den Gegner überraschte. Mit Jonas Hector, Ellyes Skhiri, Florian Kainz und Timo Hübers nahmen gleich vier nominelle Stammspieler auf der Bank Platz. Schon in der Vorsaison hatte Baumgart immer wieder betont, dass es beim FC keinen A- und keinen B-Kader gebe. In dieser Spielzeit wurden die Kölner Verantwortlichen nicht müde zu betonen, dass sie dem Kader vertrauen und weitere Spieler – etwa im Angriff – nicht verpflichtet werden würden.

1. FC Köln: Die Offensive überzeugte gegen Slovacko

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Foto: dpa/Marius Becker

Gerade die Offensive zahlte das Vertrauen am Donnerstag zurück – zumindest rein nach den Zahlen. Schon nach zehn Minuten traf Sargis Adamyan zum 1:0, kurz vor dem Seitenwechsel erhöhte Florian Dietz auf 2:0. Vor allem Dietz blieb ansonsten aber eher blaß. Beide Treffer wurden dagegen von Neuzugang Linton Maina per Ecke eingeleitet, das spätere 4:2 bereitete der Außenspieler Dejan Ljubicic vor, der zuvor bereits per Strafstoß getroffen hatte. Überhaupt zeigte Maina eine überragende Leistung und vertrat Florian Kainz stark. Was in der Offensive gut lief, wollte in der Defensive nicht so recht funktionieren. Neuzugang Nikola Soldo sah gleich in mehreren Situationen unglücklich aus, Kristian Pedersen tat sich in der Vorwärtsbewegung schwer und Eric Martel schien als alleiniger Sechser in einigen Situationen überfordert.

Erst nachdem Baumgart sein Stammpersonal gebracht hatte, verbesserte sich das Kölner Spiel wieder. „Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir in der letzten halben Stunde durch die Wechsel den Gegner noch einmal unter Druck setzen“, sagte Baumgart. „Dieses Mal hatten wir die Möglichkeit, mit Jonas Hector oder Ellyes Skhiri nachzulegen.“ Und das zahlte sich aus. Der FC wirkte fortan wieder deutlich stabiler. „Wir haben eine lange Saison vor uns, wir haben eine junge Mannschaft, wir haben einen ausgeglichenen Kader – und deswegen war die Entscheidung so zu beginnen, aus meiner Sicht die richtige“, sagte Baumgart.

1. FC Köln: Bilder zum Duell 1. FC Köln gegen 1. FC Slovacko
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1. FC Köln - 1. FC Slovacko

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Steffen Baumgart steht für Glaubwürdigkeit und Authentizität

Und das nicht nur aus Gründen der Belastungssteuerung. Seit seinem Amtsantritt vor 15 Monaten steht Baumgart wie kein anderer Trainer der Liga für sein Wort. Darauf können sich die Fans, der Verein, aber allen voran die Spieler verlassen. Er schafft damit Glaubwürdigkeit und Authentizität. „Wenn ein Dauerreservist weiß, warum er auf der Bank sitzt und dass er selbst die Leistung nicht gebracht hat, um spielen zu können, vom Trainer aber die Chance bekommt, seine Leistung wieder zu bringen, dann kann er gut motiviert werden“, sagte Christoph Bertling vom Institut für Medien- und Kommunikationsforschung an der Sporthochschule in Köln. Ein Trainer könne so ein Gefühl von Fairness und Wertschätzung schaffen. „Damit schafft man eine Konkurrenzsituation, die transparent ist und nicht auf dubiosen Kriterien fußt.“

Diese Konkurrenzsituation wird den FC auch in den kommenden Wochen begleiten, und Baumgart wird dementsprechend weiter rotieren: „Es ist meine Aufgabe, den Jungs das Vertrauen zu schenken. Und an diesen Aufgaben wachsen die Jungs ja auch“, sagt der Coach, der in Gedanken schon bei der nächsten Rotation sein dürfte. „Am Sonntag geht es gegen Bochum (17.30 Uhr, Dazn). Das mag vielleicht nicht jeder hören, aber die Liga ist für uns wichtiger“, sagte der Trainer, obwohl er die Stimmung nach dem 4:2 eben als „affengeil“ erlebte.

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