2. Bundesliga 1. FC Köln zu Gast beim SV Sandhausen

KÖLN · An diesem Freitag kommt es zum Aufeinandertreffen der Gegensätze: Der 1. FC Köln tritt beim SV Sandhausen an, dem kleinsten Liga-Standort im Profifußball. Das Stadion fasst mehr Zuschauer als die Stadt Einwohner hat.

 Das BWT-Stadion am Hardtwald, gelegen in einem Waldstück am südlichen Ortsausgang des 15 000-Einwohner-Städtchens Sandhausen. Fassungsvermögen: 15 414 Zuschauer.

Das BWT-Stadion am Hardtwald, gelegen in einem Waldstück am südlichen Ortsausgang des 15 000-Einwohner-Städtchens Sandhausen. Fassungsvermögen: 15 414 Zuschauer.

Foto: picture alliance/dpa

Wo liegt eigentlich Sandhausen? Eine Frage, die die meisten Menschen in Deutschland vor unlösbare Probleme stellt. „Wohl irgendwo in Niedersachsen“, ist die häufigste Antwort der geografisch Unbeleckten. Knapp vorbei: Das gut 15.000 Einwohner zählende Städtchen liegt in Baden-Württemberg, genau gesagt in der Kurpfalz, acht Kilometer südlich von Heidelberg. Dorthin, in die tiefste Provinz des deutschen Profi-Fußballs, führt am Freitag die nächste Zweitliga-Dienstreise des großen und ruhmreichen 1. FC Köln. Was für wunderbare Gegensätze.

Der Sportverein Sandhausen von 1916 darf sich mit Fug und Recht als „gallisches Dorf“ des deutschen Fußballs bezeichnen. Sich als kleinster Liga-Standort überhaupt seit dem überraschenden Aufstieg 2012 in der 2. Bundesliga über Wasser zu halten, ist das eine dieser ungewöhnlichen Story, sich auf dem Weg dorthin den Gesetzmäßigkeiten des auf Profit ausgelegten Geschäfts zu widersetzen, das entscheidende andere.

Als SAP-Chef Dietmar Hopp 2006 aus der TSG Hoffenheim, dem FC Walldorf und dem SV Sandhausen den „FC Kurpfalz“ basteln wollte, weigerte sich Jürgen Machmeier. Der Sandhausener Vereinschef und seine Gefolgsleute wollten nicht nur als Anhängsel in einer Fusion aufgehen, sondern Eigenständigkeit und Würde bewahren, um ihre eigene Fußballgeschichte zu schreiben.

Die geht so: 2007 Aufstieg in die Regionalliga Süd, dann 2008 für die neue 3. Liga qualifiziert. 2012 unter Trainer Gerd Dais Drittligameister und Aufstieg, 2013 durch den Rückzug des MSV Duisburg Klassenerhalt und seitdem fester Bestandteil der 2. Liga. Auch wenn der zweifache Amateurmeister (1978 und 1993) und DFB-Pokal-Viertelfinalist (1986) vor jeder Saison ein natürlicher Abstiegskandidat ist und Rang zehn in der Spielzeit 2016/17 das bislang beste Abschneiden darstellt.

In Sandhausen pflegen sie ihr Image vom „Ligazwerg“. Das BWT-Stadion am Hardtwald fasst nach dem jüngsten Ausbau 15.414 Zuschauer – der ganze Ort würde demnach Platz finden. Der Zuschauerschnitt bewegt sich so knapp über der 6000er-Marke. Selbst gegen den großen FC rechnet der SV nur mit der Saison-Rekordkulisse von 12.000 Zuschauern. Verhältnisse, die den Kölnern, die am Freitag allein 4500 Fans mit in den Rhein-Neckar-Kreis bringen, völlig fremd sind.

Auch sportlich ist es allein schon aufgrund der finanziellen Möglichkeiten ein Duell zwischen David und Goliath. Wobei FC-Trainer Markus Anfang aus eigener Erfahrung vor dem Dorfclub warnt.: „Die Sandhausener haben letzte Saison lange im oberen Drittel mitgespielt. Sie sind schwer zu bespielen. Ich habe mit Holstein Kiel keines der beiden Spiele gewinnen können.“

Den ganz großen Schrecken hat Sandhausen in dieser Saison aber noch nicht verbreiten können. Zwei Punkte und 2:8-Tore lassen den SV nach vier Spieltagen auf Rang 17 stehen. Beide Tore gehen übrigens auf das Konto von Rechtsverteidiger Philipp Klingmann, was viel über die Offensivstärke des Teams von Trainer Kenan Kocak (seit 2016) aussagt. Vergangene Saison stellte Sandhausen auf Platz elf mit nur 33 Gegentoren zwar die beste Abwehr der 2. Liga, mit nur 35 Treffern aber auch den schwächsten Angriff. Daran konnte bislang auch Rurik Gislason nichts ändern. Der Stürmer kann zwar zwei Einsätze für Island bei der WM 2018 und 1,3 Millionen Anhänger auf Instagram vorweisen, zuletzt beim 1:1 in Darmstadt wurde der 30-Jährige aber nur eingewechselt.

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