Verdientes Remis des 1. FC Köln gegen Top-Team Zufriedenheit beim FC über Unentschieden gegen Leipzig
Köln · Der 1. FC Köln überzeugt beim Remis gegen den Titelkandidaten Leipzig erneut mit einem leidenschaftlichen Auftritt. Dabei zeigt die Baumgart-Elf eine reife Abwehrleistung.
Vielleicht hätte Steffen Baumgart einfach nur etwas spendabler sein sollen, als er diesen kleinen Ball mit dem Smiley anbot, der perfekt in eine Hand passt. Seinem guten Kumpel und Trainerkollegen Marco Rose jedenfalls hatte er beim Wiedersehen der beiden einen solchen Wutball in Aussicht gestellt, der in bestimmten Situationen herhalten muss, um kräftig gedrückt zu werden. Mit dem Ziel des Stressabbaus. Doch, das bedauerte RB Leipzigs Trainer Rose nach einem intensiven Spiel ohne Tore und einem eigenen ebenso intensiven Wutanfall am Ende des Spiels, Baumgart hatte ihn nicht hergegeben. Und so musste der Leipziger Trainer von RB-Lizenzspielerleiter Frank Aehlig, in gleicher Funktion zuvor beim 1. FC Köln tätig, mit allen Kräften zurückgehalten werden, damit der Vierte Offizielle, Thomas Gorniak, nicht schutzlos der Attacke Roses ausgeliefert sein würde.
Rose und Baumgart sind zwar befreundet, aber den Ball hatte der Kölner Trainer dann doch als Eigenbedarf angemeldet. Seinen Fast-Ausraster lastete der Leipziger Coach dann auch nicht sich selbst an. Das sei „Baumis Schuld“ gewesen, „er wollte mir vor dem Spiel einen grauen Ball mit ‘nem Smiley geben – so einen Wutball. Ich dachte, er schenkt ihn mir, aber er hat ihn wieder mitgenommen und gesagt, wenn du ihn brauchst, komm‘ rüber“, erzählte Rose am Samstagabend in Müngersdorf. Und grinste: „Ich habe vergessen rüberzugehen – weil dann hätte ich wieder ,Gelb‘ gekriegt.“ Aehligs Rettungstat sei Dank, kam er so um seine vierte Gelbe Karte und folglich eine Sperre herum.
Wutanfall von Leipzig-Trainer Rose
Rose, der sich selbst bei der leidenschaftlichen Auseinandersetzung in Köln als „echt brav“ empfand, führte seine Sicht der Dinge weiter aus, also habe er sich „wie ein Kind auf den Boden geschmissen, wie ein bockiges“, sagte der RB-Coach, der mit der einen oder anderen Entscheidung des Schiedsrichters Martin Petersen offenbar nicht einverstanden war, „ich hab’s überlebt, keine Gelbe Karte gesehen, top“. Beide Trainer warfen sich die Bälle nach dem 0:0 zu (selbst wenn der kleine graue mit dem Smiley nicht dabei war), und so stellte auch Baumgart Rose mehr Auslauf in Aussicht an der Seitenlinie. „In Köln“, sagte er mit Blick auf seinen Kumpel, mit dem er seit dem gemeinsamen Trainerlehrgang 2015 in Hennef in regelmäßigem Kontakt steht, „in Köln ist die Coachingzone größer, wie du bei mir siehst. Also, bei uns darfst du rübergehen, kurzes Gespräch, kriegst den Anti-Stress-Ball – und dann läuft das.“

Diese Promis sind Fans vom 1. FC Köln
Ans Laufen gekommen waren zuvor beide Teams. Die Kölner Mannschaft riss insgesamt beachtliche 126,5 Kilometer ab, fast sieben mehr als die Gäste. Auch ein Grund, weshalb sie auch im vierten Ligaspiel in diesem Jahr ungeschlagen blieb und dabei mit dem FC Bayern und Leipzig den beiden wohl besten deutschen Mannschaften ein Remis abrang. Zwar besaßen die Sachsen mehr Großchancen, aber auch die Baumgart-Elf hätte bei einer Doppelchance, bei der kurz vor der Pause Pfosten und Latte im Weg standen, durchaus in Führung gehen können, wenn nicht sogar müssen. Einen Wutball musste Linton Maina zwar nicht in Anspruch nehmen nach seinem Pfostentreffer, aber „das war dann ärgerlich“, sagte der Kölner Angreifer. „Ich dachte, dass es Abseits ist. Aber ich habe es vielleicht ein wenig zu genau genommen.“ Letztendlich sei es aber „ein geiles 0:0“ gewesen. Die Basis dafür fanden die Kölner in einer widerstandsfähigen Defensive.
Martel zeigt die beste Laufleistung des Spiels
Es schien, als könnten beide Parteien mit dem Ergebnis gut leben, zumal der FC zum zweiten Mal hintereinander ohne Gegentreffer blieb. Dazu beigetragen hatte auch der Kölner Maschinenraum, der von Vorarbeiter Ellyes Skhiri und Eric Martel überzeugend besetzt war. Gegen seinen Ausbildungsclub hatte Martel mit absolvierten 13,26 Kilometern – Spielbestwert – eine noch imposantere Laufleistung aufzuweisen als der Tunesier (13,06). Auch das Abwehrduo Timo Hübers und vor allem Jeff Chabot verrichtete überzeugende Arbeit.
Während der erneut sehr überzeugende Kölner Torwart Marvin Schwäbe von einem „sehr guten Spiel von uns“ sprach und auch wegen der hohen Intensität beider Mannschaften „kein typisches 0:0-Spiel“ miterlebt hatte, war FC-Geschäftsführer Christian Keller „total zufrieden. Wir haben eine tolle Leistung gegen einen richtig guten Gegner gezeigt“.
Stürmer Selke erneut verletzt
Zufriedenheit also allenthalben, auch bei Baumgart, der gesehen hatte, „was wir sehen wollten“. Und das waren „zwei Mannschaften, die mit hoher Intensität auf Sieg spielen. Es hat von der ersten bis zur letzten Minute Spaß gemacht. Da war Feuer drin, so stelle ich mir ein Fußballspiel vor. Alles, was dazugehört, war zu sehen – nur die Tore nicht“. Ein Satz seines Kumpels Rose dürfte im Kölner Lager dann besonders gut angekommen sein: „Kompliment an meine Spieler, dass sie das Kölner Spiel so gut angenommen haben.“ Dass sich dieses Top-Team auch an der Kölner Spielanlage ausrichtet, ist mindestens bemerkenswert, doch überraschend kommt es nicht, dass der FC inzwischen einen guten Ruf ob seines aufwendigen Solidaritätsfußball in der Liga genießt.
Nur einer hätte sich anscheinend am liebsten mit einem kleinen grauen Antistress-Ball beschäftigt: Stürmer Davie Selke, der in der Schlussphase wenige Minuten nach seiner Einwechslung wegen einer erneuten Verletzung schon wieder den Platz verlassen musste. Er zerriss vor lauter Frust sein Trikot. Doch den Ball wollte Baumgart auch ihm nicht reichen.