Klare Botschaft in Mainz Darum hat der FC einen so großen Kredit bei den Fans

Köln · Der 1. FC Köln hat sich in Mainz eine klare Niederlage abgeholt. Die Fans feiern die Mannschaft dennoch.

Die Kölner Fans feuern ihre Mannschaft unermüdlich an. Auch wenn sie – wie in Mainz – dabei Bangalos abfackeln.

Die Kölner Fans feuern ihre Mannschaft unermüdlich an. Auch wenn sie – wie in Mainz – dabei Bangalos abfackeln.

Foto: dpa/Thomas Frey

Noch mehr als fünf Minuten waren zu spielen, da erhoben sich die Fans. Das ganze Stadion stand. Das Kölner Publikum, so schien es, wollte seine Mannschaft aufrecht zum Sieg begleiten. Der Lärm im Müngersdorfer Rund erreichte einen Pegel, der selbst die Seismographen der Erdbebenstation in Bensberg hätte zum Ausschlag bringen können. Und die fiebrige Anfeuerung sollte sich lohnen. Nach einem 0:1-Pausenrückstand kämpfte sich der 1. FC Köln zurück in die Partie gegen Borussia Dortmund und gewann mit 3:2.

Nun ist es per se nicht ungewöhnlich, dass die Anhänger derart hinter einem Team stehen, wenn die Aussicht auf einen Erfolg gegeben ist. Dass jedoch die Kölner Fans auch hinter dem Team stehen, wenn es einmal nicht läuft, hat sich gerade deutlich gezeigt. Nach der 0:5-Klatsche in Mainz an einem, so Kapitän Jonas Hector, „gebrauchten Tag“ musste es dem Beobachter vorgekommen sein, als habe der FC gerade ein Fußballspiel gewonnen – und nicht, wie tatsächlich geschehen, eine Abreibung klassiert. Die Anfeuerung während der bitteren 90 Minuten war gefühlt immer lauter geworden, je höher die Gastgeber das Ergebnis schraubten.

Steffen Baumgarts Dank an die Fans

Es waren außergewöhnliche Szenen, die sich da auch nach dem Schlusspfiff im Mainzer Stadion abspielten. Als die geschlagenen Spieler Richtung Gästeblock schlichen, schallte ihnen aufmunternder Applaus entgegen und „Erster Fußball-Club Köln“-Gesänge. Die Anhänger feierten die Spieler, bauten sie auf. Die Profis waren beinahe gerührt von so viel Zuspruch. „Dafür muss man ein ganz großes Dankeschön aussprechen. Wie die Fans uns gepusht haben über 90 Minuten, gleich, bei welchem Spielstand, das war nicht selbstverständlich“, sagte FC-Torhüter Marvin Schwäbe. „Das gibt uns für die nächsten Spiele ein gutes Gefühl.“

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Foto: dpa/Marius Becker

Die Unterstützung von den Rängen begleitet die Mannschaft schon die gesamte Saison über. Die Fans zeigen sich als der vielgerühmte 12. Mann, selbst wenn sie dabei hin und wieder über das Ziel hinausschießen. Auch in Mainz wurde wieder mindestens 70 Bengalos im Gästeblock gezündet, was die nächste Strafe nach sich ziehen wird. Gerade erst war der Verein mit seiner Berufung im Hinblick auf die Strafe aus dem letzten Heimspiel der vergangenen Saison gegen den VfL Wolfsburg gescheitert. 36 000 Euro muss der FC zahlen. Vier weitere Berufungsurteile wegen Pyro-Vergehen, ebenfalls aus der vergangenen Spielzeit, stehen noch aus.

Anhänger honorieren Einsatz und Leidenschaft

Doch die Unterstützung von den Rängen ist für die Kölner unbezahlbar. Auch Steffen Baumgart zeigte sich in Mainz höchst angetan davon, er kletterte nach der Pleite in die FC-Kurve, umarmte, klatschte ab, er wollte sich „einfach nur bedanken“. Die große Mehrheit der Fans steht bedingungslos hinter dem Team, gleich bei welchem Resultat. Pöbelnde Kommentare, vor allem aus dem VIP-Bereich, über die sich der Trainer nach der Conference-League-Partie gegen Partizan Belgrad beklagt hatte, bilden da die Ausnahme. Im Mainz sendeten die FC-Anhänger eine klare Botschaft aus: Wir unterstützen euch, gleich was passiert. „Das sind die Jungs, die wirklich zu uns stehen“, sagte Baumgart in Mainz. „Die lassen sich nicht beeinflussen, sondern stehen zu 100 Prozent hinter der Mannschaft und respektieren sie für das, was sie leistet. Unabhängig vom Ergebnis.“

Die Fans honorieren den Einsatz, die Leidenschaft der Mannschaft, die unter finanziell schwierigen Bedingungen zusammengestellt wurde. Der Kredit, den sie sich bei ihnen erworben hat, ist längst nicht überzogen. Die Spieler, so wirkt es auf das Publikum, zahlt zurück. Dass muss sich nicht unbedingt immer in Ergebnissen widerspiegeln, fest steht aber, dass die Profis stets ans Limit gehen – und darüber hinaus. Auch nach Rückständen lassen sie sich nicht hängen, was in der Comeback-Qualität der Mannschaft abzulesen ist. Bereits zwölf Punkte holten die Kölner in der Liga nach einem 0:1-Rückstand. Drei Mal verwandelte der FC einen solchen sogar in einen Sieg, drei weitere Mal gab es zumindest noch ein Unentschieden. Kein anderes Team konnte auch nur annähernd so viele Spiele drehen. Mit dieser Niemals-aufgeben-Mentalität haben die Kölner die Fans hinter sich versammelt. „Wir wissen, dass uns unsere Fans unterstützen – darauf bauen wir“, sagt Kapitän Jonas Hector. „Klar, wir wollen auch etwas zurückgeben. Das haben wir in Mainz auf gar keinen Fall hinbekommen. Nächste Woche gibt’s die nächste Chance.“ Ein erneutes Comeback der Mannschaft gegen die TSG Hoffenheim ist möglich. Diesen Fans wäre es auf jeden Fall zu wünschen.

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