1. FC Köln Altlasten diktieren den Neuaufbau

KÖLN · Die prekäre wirtschaftliche Situation beim 1. FC Köln hat die Verantwortlichen gestern zum Handeln veranlasst. In einem dreiseitigen Brief an die Mitglieder erläutern Präsident Werner Spinner sowie die Geschäftsführer Claus Horstmann und Oliver Leki die finanzielle Situation.

Dabei wurden Schuldzuweisungen in direkter Form an die in der Vergangenheit Verantwortlichen des Clubs unterlassen.

Allerdings sagte Werner Spinner: "Um die heutige wirtschaftliche Situation zu erklären, muss man in die Vergangenheit schauen. Die Vertragsprüfung durch eine Anwaltskanzlei hat ergeben, dass man sich hinsichtlich der finanziellen Höhe der Spielerverträge, der Laufzeiten und Wirksamkeiten in einigen Fällen nicht mit der Zweiten Liga befasst hat. Da waren 43 Spieler unter Vertrag, und niemand hat so richtig an einen Abstieg gedacht."

Allein in der letzten Saison habe sich ein Finanzloch von bis zu zehn Millionen Euro aufgetan, weil geplante Transfererlöse nicht realisiert worden seien. "Deshalb mussten wir Sondererlöse erzielen, um ein ausgeglichenes Ergebnis sicherzustellen", sagte Finanzchef Oliver Leki.

So wurde auf Gelder aus Vertragsverlängerungen mit Rechtevermarkter IMG und Sponsoren, die teils bis 2016 laufen, vorgegriffen. Das führt zu entsprechend langfristigen finanziellen Belastungen. Weder habe man, wie ursprünglich geplant, im Vorjahr Leistungsträger verkauft noch auf teure Einkäufe verzichtet. Stattdessen sei man mit einem Rekordetat von 33 Millionen Euro in die Saison gegangen.

Dabei lag dem FC dem Vernehmen nach ein Acht-Millionen-Euro-Angebot für Pedro Geromel vor. Der Brasilianer habe auch wechseln wollen, jedoch keine Freigabe erhalten. Jetzt will und muss man ihn verkaufen, und bekommt ihn nicht mal für die Hälfte los.

"Wir bauen den Kader nun um und reduzieren damit die Kosten auf unter 20 Millionen Euro", sagte Werner Spinner. Zudem suche man nach weiteren Einsparpotenzialen in allen Bereichen des Clubs. Angesichts der neuen Kompetenz durch die Verpflichtung von Jörg Jakobs als Kaderplaner könnte davon die SportsLab genannte Scouting-abteilung betroffen sein. Zudem wird es nach dem Ausscheiden von Claus Horstmann und Oliver Leki im Sommer 2013 nur noch einen Geschäftsführer geben.

Auch die Neuauflage einer FC-Anleihe mit einem geplanten Volumen von zehn Millionen Euro soll der wirtschaftlichen Besserung dienen. "Das Ziel ist eine Umschuldung. Wir wollen eine weitere Unabhängigkeit von einzelnen Investoren und Banken schaffen", heißt es.

Dahinter steckt wohl der Plan, Frank Asbeck, Chef von FC-Partner SolarWorld, ein Fünf-Millionen-Darlehn und einem anderen privaten Geldgeber rund drei Millionen Euro zurückzuzahlen.

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