Brisantes Duell Leverkusen - Köln Wirtz geht ohne quälende Gedanken ins Derby

Köln · Leverkusens Nationalspieler Florian Wirtz hat nach langer Verletzungspause wieder sein Top-Niveau erreicht. Er ist maßgeblich beteiligt am Aufschwung der Werkself. Das will er nun gegen seinen Ex-Club 1. FC Köln unterstreichen.

Feiner Techniker mit Spielverständnis: Bayers Mittelfeld-Juwel Florian Wirtz.

Feiner Techniker mit Spielverständnis: Bayers Mittelfeld-Juwel Florian Wirtz.

Foto: dpa/Andreas Gora

Finstere Gedanken an Vergangenes wollte er gar nicht erst aufkommen lassen. Für Florian Wirtz zählt gerade nur das Hier und Jetzt und die Zukunft. Und im Hier und Jetzt ist er am Mittwoch dem Teenageralter entstiegen, er ist 20 Jahre alt geworden. In diesen zwei Dekaden Lebenszeit hat der Nationalspieler schon einiges erlebt und erfahren. Auch und gerade in seiner Stellung als Berufsfußballer, in der die Zeit schneller voranzuschreiten scheint als in anderen Gewerben. Wirtz hat einen Reifeprozess durchlaufen wie im Zeitraffer, die 20, sagte er nun, fühle sich für ihn selbst „schon ein wenig älter an“. Die gut drei Jahre seit seinem Wechsel seien etwas schneller vergangen. Ein Wechsel, der ihn vom 1. FC Köln, bei dem der gebürtige Pulheimer zehn Jahre in der Jugend zu einem der vielversprechendsten Fußballer des Landes, ja, weltweit ausgebildet wurde, zu Bayer Leverkusen führte.

In seiner Zeit als Profi unter dem Bayer-Kreuz habe er sich „persönlich weiterentwickelt“, eine rasante Entwicklung hat er durchlaufen, die allerdings unterbrochen wurde von einem heftigen Rückschlag und einer Leidenszeit, die für junge Menschen auch schon mal zu (Selbst)-Zweifeln führen können. Vor gut einem Jahr hatte er sich einen Kreuzbandriss zugezogen, genauer: am 13. März – im Heimspiel gegen den 1. FC Köln. Quälende Gedanken? Das spiele „echt keine Rolle mehr“, sagte der Mittelfeldspieler, den sie in Leverkusen als sogenannten Schlüsselspieler einordnen, als Unterschiedsspieler, „ich habe jetzt schon viele Spiele nach der Verletzung gemacht, auf hohem Niveau und gegen Mannschaften, die für ihre körperliche Intensität bekannt sind.“

Kreuzbandriss vor einen Jahr im Duell mit dem FC

Ein weiteres Spiel dieser gehobenen Kategorie steht für Wirtz und die Werkself nun am Freitagabend an, wenn es erstmals seit dem für Bayer, vor allem aber für ihn selbst, so bitteren Derby im vergangenen Jahr (0:1) wieder zu einem Aufeinandertreffen in der Bayarena gegen den Rivalen vom Rhein kommt. Bedenken hat er keine – weder wegen seines Knies noch wegen seiner mentalen Verfassung –, wenn sich sein Ex-Club an der Dhünn vorstellt. Viele Menschen in seinem Umfeld verbinden das Derby „noch mit meiner Verletzung von damals“, sagte er in dieser Woche, „aber ich nicht. Ich bin vom Kopf her so weit, dass ich nicht daran denke, so etwas könnte noch einmal passieren“. Ganz klar, er hat das hinter sich gelassen. Der Blick nach vorn zählt. Und auf das Nachbarschaftsduell. Im FC erwartet Wirtz einen Gegner, der „heiß auf das Spiel“ ist, der „uns gern die Punkte wegnehmen möchte. Es ist ein Derby, und wir geben alles, um zu gewinnen. Es wird auf jeden Fall ein intensives Spiel“.

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Daran, dass Bayer in diesem in einer hervorragenden Form antritt, zeichnet ursächlich Trainer Xabi Alonso verantwortlich. Der frühere Weltklassespieler mit ausgeprägtem Sinn für das Strategische hat dieses Ensemble mit all den Hochbegabten nach wackligem Saisonstart zu einer Einheit geformt, deren Erfolge auch auf einer neuen defensiven Mentalität basiert. 17 von 31 Spielen hat er mit Leverkusen gewonnen, lediglich sieben verloren. Seit Mitte Februar in Liga und Europa League kein Spiel mehr verloren. Auch Wirtz hat Alonso wieder behutsam an sein imposantes Vor-Verletzungs-Niveau herangeführt – und darüber hinaus.

Köln verliert vergangene sechs Ligapartien an einem Freitag

Sein Kölner Pendant Steffen Baumgart, sonst um kein Kompliment für die Kollegen verlegen, zeigte sich vor dem Spiel schmallippig. „Sie spielen erfolgreich, sie haben sich verbessert“, sagte der FC-Trainer vor der 70. Auflage des Duells. „Alles gut: reicht!“ Gut möglich, dass Baumgart immer noch verärgert war über die Umstände der Spielverlegung. Ursprünglich hätte die Partie am Sonntag stattfinden sollen, doch Bayer erwirkte eine Vorverlegung um zwei Tage. Zu der Thematik wollte er sich am Mittwoch ebenfalls nicht ausführlich äußern. Bezogen auf eine möglicherweise nicht ideale Kommunikation vonseiten Bayers ließ er lediglich grimmig verlauten: „Das beantworte ich jetzt nicht.“ Der Gegner hätte sich entschuldigt. „Super gemacht. Toll. Ich nehme die Entschuldigung an“.

Dass die Partie nun an einem aus FC-Sicht sportlich offenbar etwas ungeeigneten Tag ausgetragen wird, ist Baumgart natürlich bewusst: Die zurückliegenden sechs Ligapartien an einem Freitag verloren die Kölner allesamt. „Dass ich mir etwas einfallen lassen möchte, ist klar“, sagte er. „Es wäre aber am Sonntag genauso kompliziert geworden, wenn man sich den Leverkusener Kader und ihre aktuelle Form anschaut.“

Fehlen wird ihm der zuletzt sehr überzeugenden Eric Martel, den Dejan Ljubicic im defensiven Mittelfeld ersetzen könnte. So oder so, Baumgart betonte: „Wir werden einen überragenden Tag haben müssen, um der Leverkusener Qualität etwas entgegenzubringen“. Und Wirtz.

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