Ehemaliger Kölner und Leverkusener Trainer Christoph Daum wird 65

KÖLN · Der ehemalige Kölner und Leverkusener Trainer Christoph Daum wird an diesem Mittwoch 65 Jahre alt. Der Fußball-Lehrer blickt auf ein bewegtes Leben zurück.

 Große Gesten und laute Worte waren immer schon ein Merkmal von Christoph Daum. FOTO: DPA

Große Gesten und laute Worte waren immer schon ein Merkmal von Christoph Daum. FOTO: DPA

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Nein, in Rente möchte Christoph Daum noch nicht gehen, auch wenn er an diesem Mittwoch 65 Jahre alt wird. Ein Alter, das jahrzehntelang den Eintritt in den Ruhestand markierte, hat in dieser Hinsicht seit der letzten Rentenreform die Bedeutung verloren. Der Fußball-Lehrer müsste noch sieben Monate auf die Altersbezüge warten – oder eine Rentenminderung in Kauf nehmen. Aber beides kommt für den stets von sich selbst getrieben wirkenden Zeitgenossen keinesfalls infrage.

Es gebe für ihn keinen Ruhestand. „Dafür habe ich keine Zeit. Alt werde ich in dem Moment, in dem ich aufhöre zu arbeiten“, sagte Christoph Daum dazu gegenüber dem „Kicker“. Mit Fußballspielern arbeiten, das war seine Passion, das soll sie noch einmal werden. Seit er vor gut einem Jahr das Amt des rumänischen Nationaltrainers verlor, nimmt er mehr Vortragsangebote an und sondiert Angebote aus dem Ausland. Hierzulande aber möchte er nicht noch einmal einen Club betreuen.

So wie den 1. FC Köln, ab Juli 1981 seine erste Trainerstation. Von 1986 bis 1990 war er Cheftrainer, wurde mit einem dritten Platz und zwei Vize-Meisterschaften zum Bayern-Jäger. Dabei tat sich Christoph Daum nicht nur als gewiefter Trainer, sondern auch als „Lautsprecher“ und „Cassius vom Rhein“ hervor. Die verbalen Giftpfeile, die zwischen ihm und Uli Hoeneß flogen, gipfelten im legendären Streit im ZDF-Sportstudio.

35 Tausendmarkscheine zwecks Motivation

Beendet wurde seine Erfolgsarbeit mit einem Knalleffekt: Während der WM in Italien verkündete FC-Präsident Dietmar Artzinger-Bolten im deutschen Mannschaftsquartier Daums Entlassung. Der Trainer war den Funktionären zu mächtig geworden. Wenige Monate später bediente sich der VfB Stuttgart seiner Dienste. Der Trainer dankte es im Mai 1992 mit dem Meisterschaftsgewinn. Zwei Jahre später trug man ihn erstmals auf Schultern durch Istanbuls Stadtteil Besiktas. Dem türkischen Pokalsieg mit dem Traditionsclub folgte 1995 der Meisterschaftsgewinn.

Symptomatisch für Christoph Daums Trainerleben sind die folgenden Höhen und extremen Tiefen bei Bayer Leverkusen. In vier Jahren bis 2000 wurde er drei Mal Zweiter und einmal Dritter. Im Milleniums-Jahr war die Meisterfeier hergerichtet, da verlor seine Mannschaft am letzten Spieltag mit 0:2 in Unterhaching, während die Bayern gegen Bremen gewannen und Uli Hoeneß wieder über ihn triumphierte.

Noch härter traf es Christoph Daum fünf Monate später. Da wäre er um ein Haar Bundestrainer geworden. Ein Expertengremium hochrangiger Vertreter des deutschen Fußballs entschied sich für ihn als Nachfolger des scheidenden Rudi Völler. Dann meldete sich Uli Hoeneß zu Wort und meinte, wenn „ein verschnupfter Daum“ Fakt sei, könne er nicht Bundestrainer werden. Der Auserwählte willigte in eine Haarprobe ein. Deren Ergebnis: Regelmäßiger Kokainkonsum. Heute sagt Christoph Daum dazu: „Es war ein großer Fehler, den ich eingestanden und für den ich mich entschuldigt habe. Wer kann behaupten, dass sein Leben fehlerfrei ablief?“

Der charismatische Trainer, der während seiner Kölner Zeit vor einem Spiel 35 Tausendmarkscheine zwecks Motivation an die Kabinentür klebte und Bayer-Profis mit nackten Füßen über glühende Kohlen und Glasscherben laufen ließ, setzte seine Wanderschaft fort. Austria Wien führt er 2003 zum Double, Fenerbahce Istanbul 2004 und 2005 zum Titel, den 1. FC Köln 2009 zurück in die Bundesliga und wenige Wochen später Fenerbahce zum Supercup-Gewinn. Danach blieb der Trophäenschrank von Christoph Daum in seinem Heim im Kölner Prominentenviertel Hahnwald für Neuerwerbungen geschlossen. Ob er sich noch einmal öffnet? Am Engagement seines Besitzers wird es nicht liegen.

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