„Fehler gehören zum Fußball dazu“ Darum war FC-Trainer Steffen Baumgart zufrieden mit dem Punkt
Köln · Der 1. FC Köln kommt nicht über ein glückliches 2:2-Unentschieden gegen den VfL Bochum hinaus. Dennoch zeigte sich FC-Trainer Steffen Baumgart zufrieden.
Dass Steffen Baumgart ein Mann der klaren Worte ist, bewies der Trainer des 1. FC Köln in der 19. Minute des Bundesliga-Auswärtsspiels beim VfL Bochum zum wiederholten Male. Der 50-Jährige stapfte im Duell mit seinem Trainerfreund Thomas Reis in gewohnter Manier die Seitenlinie entlang, forderte lautstark sein Team, feuerte es mindestens genauso lautstark an. Als ein Bochumer Fan den Kölner Trainer mit den Worten „Halt die Fresse“ anging, entgegnete Baumgart ganz cool: „Ganz bestimmt nicht.“ Warum auch – der FC-Coach war in seinem Element, bemüht korrigierend in das Spiel gegen den VfL einzugreifen.
Das war zu diesem Zeitpunkt auch nötig. Zwar hatte Baumgart vor dem Duell ein „enges Spiel“ erwartet, doch im Ruhrstadion zeichnete sich gerade in der Anfangsphase ein deutliches Chancenplus der Westfalen ab. Vor allem mit dem schnellen Gerrit Holtmann hatte die Kölner Defensive zunächst erhebliche Probleme. „Ich glaube, wenn so ein Angriff von Bochum kommt, ist Gerrit nicht zu kriegen. Wir hatten drei, vier Bälle, die sehr tief gekommen sind“, sagte Baumgart.
Bei einem dieser tiefen Bälle brachte Holtmann den Ball von links, Milos Pantovic wartete im Zentrum. Der Schuss des Offensivspielers wurde aber von Timo Hübers geblockt. Drei Minuten später scheiterte Anthony Losilla an Marvin Schwäbe, stand dabei aber im Abseits. Dann scheiterte Holtmann frei vorm Kölner Tor, anschließend aus spitzem Winkel. Bezeichnend, dass die größte Kölner Gefahr bis dahin von Innenverteidiger Luca Kilian nach einem Eckball ausging. Erst nach 20 Minuten spielte Dejan Ljubicic Anthony Modeste das erste Mal frei, doch der Kölner Torjäger geriet in Rücklage und jagte den Ball über das Tor.
Baumgart: „Die taktische Änderung hat funktioiniert“

So bewerten wir die FC-Spieler gegen Nizza
Köln hatte auch die nächste Offensivaktion, doch Bochum fing den Einwurf ab, leitete den schnellen Konter ein und nutzte ihn dieses Mal auch eiskalt. Jürgen Locadia spielte den heraneilenden Holtmann an, der Jonas Hector problemlos enteilte und Schwäbe den Ball abgebrüht durch die Beine schob. Baumgart reagierte früh, beorderte einen weiteren Sechser ins Mittelfeld und machte damit die Räume eng. „Die taktische Änderung auf eine Doppelsechs hat nach dem 0:1 gut funktioniert. Dadurch konnten wir das Umschaltspiel der Bochumer etwas bremsen“, sagte der Kölner Coach. Zwar hätte Locadia erhöhen müssen, das nächste Tor fiel aber auf der anderen Seite. Nach einer Ecke von Florian Kainz köpfte Salih Özcan gleich zwei Bochumer Abwehrspieler an, der Ball fiel vor Hübers Füße, der zum 1:1 traf – sein erstes Bundesliga-Tor. „So wie es gefallen ist, muss ich mir das Tor nicht unbedingt merken. Es war nicht das schönste, aber es ist für mich ein Meilenstein“, sagte Hübers. „Ich musste mir in der Halbzeit schon den einen oder anderen Spruch anhören, dass ich offenbar nur so ein Tor schießen kann.“
Baumgart: „Fehler gehören zum Fußball dazu“
Einen Spruch wird sich Modeste für seinen Treffer zum 2:1 vermutlich nicht anhören müssen. Einen Ball von Pantovic fing Kainz ab, spielte einen Traumpass auf den Kölner Torjäger, der aus 20 Metern VfL-Keeper Manuel Riemann überlupfte. „Wir freuen uns alle darüber, dass Tony so da ist, wie er da ist“, sagte Baumgart. Mit der Führung im Rücken trat der FC im zweiten Abschnitt sicherer auf, konzentrierte sich fortan auf eine stabile Defensive. Nach vorn ging bei den Kölnern nicht mehr viel. „In der zweiten Halbzeit haben wir es versäumt, das dritte Tor nachzulegen“, sagte der Coach.
Das rächte sich. Einen Bochumer Einwurf konnte die gesamte Kölner Hintermannschaft nicht verteidigen. Sebastian Polter leitete auf den eingewechselten Takuma Asano weiter, der zum 2:2 einschob. „Wir haben aus einem Fehler von Bochum eine Ecke erhalten, aus der wir einen Treffer erzielt haben. Umgekehrt konnte der VfL einen Fehler von uns in Person von Asano nutzen“, sagte Baumgart. „Fehler gehören zum Fußball dazu.“
In der Schlussphase zeigte sich zunehmend die harte Woche mit dem Heimspiel geen die Bayern und dem Pokalfight am Dienstag. Beide Mannschaften taten sich schwer. Einzig Patrick Osterhage hätte für den VfL aus fünf Metern noch treffen können. Es blieb bei der letztlich verdienten Punkteteilung. „Man hat schon gemerkt, dass den Jungs die letzte Zeit ein bisschen in den Knochen hängt“, sagte der Kölner Trainer und gab dann gewohnt ehrlich zu: „Ich gehe vielleicht ein bisschen mehr zufrieden mit dem Punkt nach Hause, auch wenn wir geführt haben.“ Trainerkumpel Reis ergänzte, dass man die Punkte „freundschaftlich teilen“ könne.