Ein bitterer Verlust Das bedeutet der Abgang von Rafael Czichos für den 1. FC Köln

Köln · Pünktlich zum Trainingsauftakt hat der 1. FC Köln am Sonntag seinen ersten Abgang des neuen Jahres bekanntgegeben. Rafael Czichos verlässt den Verein. Ein herber Verlust.

Das bedeutet der Abgang von Rafael Czichos für den 1. FC Köln
Foto: dpa/Marius Becker

Unumstritten war Rafael Czichos in Köln nie, zumindest nicht bei vielen Fans des 1. FC Köln. Er sei mitunter zu langsam, behäbig. In der Mannschaft sah das anders aus. 2018 wechselte Czichos von Holstein Kiel nach Köln. Der Innenverteidiger war im Team hochangesehen und etablierte sich. In der vergangenen Saison setzte sich Czichos im internen Duell gegen Jorge Meré durch und nahm die Position neben Abwehrchef Sebastiaan Bornauw ein. In dieser Spielzeit übernahm er eben jenen Posten des Abwehrchefs. „In jeder Saison und unter jedem Trainer hat er sich weiterentwickelt, war Stammspieler und Rückhalt für unsere Mannschaft. Dafür möchten wir ihm ein großes Dankeschön aussprechen“, sagte Interims-Sportchef Jörg Jakobs. Unvergessen die schwere Halswirbelverletzung, die er sich Anfang 2020 zugezogen hatte. Eine Querschnittslähmung wäre denkbar gewesen. Czichos kämpfte sich zurück und wurde für den FC unverzichtbar. 111 Mal lief Czichos für die Kölner auf.

Der Innenverteidiger war nicht nur der Kölner Abwehrchef, er war der Dauerbrenner. Kein anderer FC-Profi stand in der Hinrunde so viele Minuten auf dem Feld wie Czichos. Und er war beim FC der verlängerte Arm von Trainer Steffen Baumgart. „Mit Rafa verlässt uns ein absoluter Führungsspieler, er war im letzten halben Jahr auf und neben dem Platz ein ganz wichtiger Ansprechpartner für mich“, sagte Baumgart. „Zudem zählte er auch sportlich zu unseren Leistungsträgern.“ Das zeigt auch die Statistik. Der 31-Jährige brachte 86 Prozent seiner Pässe bei den Mitspielern unter, gewann zwei Drittel seiner Zweikämpfe. Damit gehört Czichos in beiden Kategorien zu den Top-Spielern des FC.

Czichos wichtig für das Baumgartsche Spielsystem

Gewinner und Verlierer der Hinrunde des 1. FC Köln
30 Bilder

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Gerade die Passgenauigkeit aus der eigenen Abwehr ist für das Baumgartsche Spielsystem im Aufbau von zentraler Bedeutung. Auf diese Konstanz konnte Baumgart bauen. Dazu überzeugte der Abwehrspieler mit einem starken Stellungsspiel. Zudem verfügt Czichos über ein herausragendes Kopfballspiel. In der Wertung der gewonnen Kopfball-Duelle gehört Czichos zur Bundesliga-Spitze.

Dennoch: „Wir haben mit Luca (Kilian, d. Red.) und Timo Hübers zwei, die es schon bewiesen haben, dass sie die Qualität besitzen. Auch auf Jorge können wir uns verlassen. Das wissen wir. Wir sind also sehr gut aufgestellt“, sagte Baumgart. Dennoch trifft den FC der Abgang hart. Kilian, Hübers und Meré wirken unter Druck alles andere als sattelfest. Der Verlust von Czichos ist aber nicht nur sportlich groß. „Er ist ein gradliniger, offener Typ mit einem Top-Charakter“, sagte Baumgart. Sein Charakter fand auch in der Mannschaft große Akzeptanz. Nicht umsonst war Czichos Vize-Kapitän. „Mitten in der Saison einen Leistungsträger und Führungsspieler zu verlieren, ist kein Szenario, das man sich wünscht“, sagt Jakobs. Gut möglich also, dass der FC auf dem Transfermarkt noch einmal nachlegt. „Wir werden so oder so auf den einen oder anderen Positionen die Augen und Ohren offen halten, ohne zu sagen, dass wir etwas machen müssen“, sagte Baumgart am Sonntag. 

Wirtschaftlich lohnt sich der Abgang für die Geißböcke. Czichos Vertrag wäre im Sommer ausgelaufen. Durch den vorzeitigen Wechsel streicht Köln einen sechsstelligen Betrag ein und spart ein hohes Gehalt.

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