Wie gut hat der FC eingekauft? Das sind die Neuverpflichtungen für den 1. FC Köln bislang wert

Analyse | Köln · Die Aktivitäten auf dem Transfermarkt liefen beim FC schleppend. Fünf Neuverpflichtungen hat Köln zu vermelden. Wirklich überzeugen konnten bislang aber nur zwei.

Wie gut hat der FC eingekauft?: Das sind die Neuverpflichtungen für den 1. FC Köln bislang wert
Foto: Eduard Bopp

Der Einstand von Steffen Baumgart als Trainer des 1. FC Köln ist durchaus als gelungen anzusehen. Sieben Punkte aus den ersten vier Spielen, dazu die deutliche Leistungssteigerung einiger Akteure – es läuft rund beim FC. Nicht ganz so geschmeidig lief dagegen die Transferperiode zur aktuellen Saison. Zwar legte der FC mit der Verpflichtung von Dejan Ljubicic einen Schnellstart hin, dann mit den Transfers von Mark Uth, Marvin Schwäbe und Timo Hübers eine solide Basis, auf der Zielgeraden ging dem FC aber ein wenig die Transferpuste aus. Einzig Luca Kilian wurde noch kurz vor Toresschluss verpflichtet. Anderes Namen wurden gehandelt, Verpflichtungen waren aber abhängig von Abgängen weiterer Kölner Spieler und wurden letztlich nicht umgesetzt. Das Vertrauen in den aktuellen Kader zahlt sich bislang aus. Zu dieser frühen Phase der Saison hat aber nicht jeder Neuzugang eingeschlagen.

■ Dejan Ljubicic: Die Verpflichtung des Österreichers stand bereits im April dieses Jahres fest. Der FC steckte mitten im Abstiegskampf, der sichere Verbleib in der Liga war mehr als nur fraglich. Ljubicic sollen Angebote aus Frankfurt und Rom vorgelegen haben. Dennoch entschied sich der Mittelfeldspieler für den FC. Wohl auch ein Verdienst des Ex-Geschäfstführers Horst Heldt. Der mit der Verpflichtung von Trainer Steffen Baumgart und Ljubicic gleich zwei Volltreffer landete.

Denn der 24-Jährige hat sich in die erste Elf gespielt und ist aktuell dort auch nicht mehr wegzudenken – trotz starker Konkurrenz. „Ljubicic hat vor der Saison keiner gekannt. Jetzt hat er drei überragende Spiele hingelegt und inzwischen kennt ihn jeder“, hatte Baumgart über seinen Neuzugang vor dem Freiburg-Spiel gesagt. Der 23-Jährige kommt bei seinen vier Bundesliga-Einsätzen auf eine starke Passquote von 83 Prozent, ist ähnlich laufstark wie Ellyes Skhiri und hat eine positive Zweikampfbilanz. Ljubicic stopft zahlreiche Löcher, ist am Spielaufbau entscheidend beteiligt und sucht auch ab und an den Abschluss. Zudem verfügt der 23-Jährige über ein extremes Potenzial. Ljubicic ist bislang die Erfolgsgeschichte der Kölner Sommertransfers.

  Mark Uth: Dass der gebürtige Kölner Fußball spielen kann, stand außer Frage. Viel mehr durfte man sich fragen, wie die aktuelle Verfassung ist, in welche Richtung die Formkurve des Offensivspielers zeigt. Sie zeigt nach oben. Zugegeben, das war nach dem Katastrophenjahr auf Schalke auch nicht schwer. Bei Königsblau kam er in der Bundesliga zu 20 Einsätzen, erzielte drei Treffer und gab einen Assist. Bezeichnend: Er kassierte im gleichen Zeitraum fünf Gelbe Karten. Beim FC scheint er die Spielfreude wiedergefunden zu haben. Bei seinen drei Einsätzen war er bislang einmal erfolgreich. Doch der 30-Jährige strahlt eine andere Präsenz aus, als noch in der Vorsaison. Mit zehn abgegebenen Torschüssen gehört er zu den angriffslustigsten Spielern der Bundesliga. Das System des Trainers scheint Uth zu liegen. Den internen Zweikampf mit Ondrej Duda hat der einmalige Nationalspieler jedenfalls gewonnen. Auch, weil er als gefährlicher Umschaltspieler gilt. Alleine gegen Freiburg kamen mehr als 90 Prozent seiner Pässe beim Mitspieler an. Auch Uth kann man also getrost bislang als geglückten Transfer bezeichnen.

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Foto: dpa/Marius Becker

Marvin Schwäbe: Der Keeper wurde auch verpflichtet, um den internen Druck auf Timo Horn hochzuhalten. Die Maßnahme zahlte sich bereits in der vergangenen Spielzeit aus, als mit Ron-Robert Zieler starker Ersatz ausgeliehen wurde. Schwäbe ist ein hochtalentierter Keeper, dessen Stärke vor allem die Reflexe auf der Linie sind. FC-Coach Baumgart zählt auf den Keeper im Pokal, in der Liga wird es Schwäbe gegen Horn allerdings schwer haben. Und das, obwohl der Torhüter als frisch gebackener dänischer Meister nach Köln gekommen ist. Besonders ärgerlich für Schwäbe: Bei den Vertragsgesprächen hieß der Torwarttrainer und Gesprächspartner noch Andreas Menger, der inzwischen für die Hertha tätig ist. Mit Schwäbe verfügt der FC über einen starken Ersatz für Horn, falls dieser Mal ausfällt, und einen Kontrahenten, der Druck ausüben kann.

■ Timo Hübers: Die Kritiker werden sich schon früh zur Saison bestätigt sehen: Timo Hübers ist verletzt. Das ist ärgerlich und doch nicht so wirklich die große Überraschung. Dass Hübers verletzungsanfällig ist, war bereits vor der Saison bekannt. Die Krankenakte ist lang: zwei Kreuzbandrisse, eine Schambeinprellung, mehrere weitere Knie-OPs, muskuläre Probleme – Hübers bringt es auf mehr als 1000 Krankentage in den vergangenen sechs Jahren. Dazu war Hübers einer der ersten Profis, die positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Zu Beginn der Saison gewann der Innenverteidiger ein wenig überraschend das interne Duell gegen Jorge Meré. Direkt im ersten Spiel gegen Hertha BSC bekam der 24-Jährige einen Schlag auf das Sprunggelenk ab, seitdem laboriert er an Knieproblemen. Immerhin konnte er zuletzt wieder mit der Mannschaft trainieren und ist am Samstag gegen RB Leipzig (18.30 Uhr, Sky) eine Option. Aktuell ist über sein Leistungsvermögen und den Wert des Transfers nicht viel zu sagen. 

■ Luca Kilian: Der jüngste Neuzugang der Kölner ist nach Aussage von Baumgart eine Investition in die Zukunft. Baumgart und Kilian umgibt eine gemeinsame Vergangenheit. Schon beim SC Paderborn hat der Kölner Coach den Innenverteidiger protegiert. Gegen Bochum spielte Kilian eine starke Halbzeit, nachdem er für Jorge Meré eingewechselt wurde. Das Potenzial ist offenbar groß. Aktuell durften Jorge Meré und vor allem aber der fitte Timo Hübers noch die erste Wahl neben dem gesetzten Rafael Czichos sein. Für die Zukunft ist der 22-Jährige aber definitiv eine Option.

■ Rückkehrer/Nachwuchs: Trotz der nur fünf Neuzugänge wirkt es allerdings so, als habe sich der FC in der Breite verstärkt. Auch, weil Spieler wie Louis Schaub oder Tomas Ostrak von Leihen zurückgekehrt sind und unter Steffen Baumgart aufblühen, zumindest aber eine Chance erhalten. Auch junge Spieler wie Tim Lemperle werden verstärkt in den Profikader eingesetzt.

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