1. FC Köln Das Trainingslager von Windischgarten - Peter Stöger zieht Bilanz

WINDISCHGARTEN · Die Spieler des 1. FC Köln haben in Oberösterreich schwer geackert, um die konditionellen Grundlagen für die mit dem Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden am 20. Juli beginnende neue Saison der 2. Fußball-Bundesliga zu legen. Der Schweiß floss in Strömen, die FC-Profis trieben den Puls mehr als einmal bis ans Limit.

 Propagiert den mündigen Profi: FC-Trainer Peter Stöger bietet den Spielern das "Du" an.

Propagiert den mündigen Profi: FC-Trainer Peter Stöger bietet den Spielern das "Du" an.

Foto: J. SCHMIDT

Im Kontrast dazu analysiert FC-Trainer Peter Stöger im Gespräch mit unserer Redaktion in aller Seelenruhe das Trainingslager von Windischgarten - und formuliert seine Erwartungen an die Spieler.

Herr Stöger, das Trainingslager neigt sich dem Ende. Ihr Fazit?
Peter Stöger: Die Rahmenbedingungen haben, wie nicht anders zu erwarten, gepasst. Wir konnten alles durchziehen, was wir uns trainingsmäßig vorgenommen hatten. Die Intensität war hoch, aber die Jungs haben super mitgezogen.

Haben Sie die Startelf für den Saisonauftakt bereits gefunden?
Stöger: Sicherlich haben wir uns Gedanken gemacht. Aber wir müssen auch so flexibel sein, kurzfristig noch Änderungen vorzunehmen.

Im Vorjahr ging der Start völlig daneben ...
Stöger: Natürlich wollen wir nicht erneut nach sechs Spielen nur zwei Punkte vorweisen. Nach zwei Spielen sechs Punkte zu haben wäre ideal. Aber ein guter Saisonstart allein nutzt wenig, wenn danach die Substanz nicht reicht.

Miso Brecko bleibt Kapitän, wer wird sein Stellvertreter?
Stöger: Da werde ich keinen bestimmen. Sollte Miso einmal ausfallen, wird einer der Spieler aus dem Mannschaftsrat die Aufgabe übernehmen.

[kein Linktext vorhanden]Sie legen viel Wert auf Demokratie. Wie lassen Sie sich denn von den Spielern ansprechen?
Stöger: Es ist ihnen freigestellt. Ich habe ihnen gesagt, dass ich sie gerne duze. Wenn ich das mache, muss ich ihnen diese Option auch einräumen. Schließlich arbeiten wir alle am selben Ziel. In Österreich habe ich als Trainer Spieler gehabt, mit denen ich zuvor auch zusammen gespielt hatte. Die kann ich nicht plötzlich siezen.

Nehmen die Spieler das Angebot an?
Stöger: Unterschiedlich. Manche sagen ,Trainer' und ,Du', andere ,Sie' - das ist in Ordnung. Respekt hängt nicht davon ab, ob die Spieler ,Herr Stöger' oder ,Peter' sagen. Respekt hängt ab von der Arbeit, vom gegenseitigen Vertrauen.

Als Louis van Gaal Bayern-Trainer war, sagte er mal, dass seine Töchter ihn siezen müssen.
Stöger: Ja, das habe ich auch gelesen, leider. Louis van Gaal ist ein großartiger Trainer.

Köln ist eine lebensfrohe Stadt. Wie machen Sie Ihren Schützlingen klar, dass sie nicht über die Stränge schlagen dürfen?
Stöger: Das geht nur über Gespräche. Die Spieler müssen es selbst einsehen. Sie nehmen solche Sachen hoffentlich auf, und wer es nicht kapiert, der wird früher oder später scheitern. Mir ist wichtig, dass die Dinge angesprochen werden. Wir haben viele junge Spieler, natürlich dürfen die auch mal ausgehen. Die werden auch mal ein Kölsch zu viel trinken. Dann muss zumindest das Auto stehen bleiben. Aber ich kann nicht nur sagen: Du sollst aufstehen, trainieren, Nudeln essen, ausruhen, trainieren und dann acht Stunden schlafen. Das ist Disziplin - und Wahnsinn. Spaß am Leben ist auch wichtig im Sport. An die richtige Balance muss man die jungen Spieler heranführen. Mag sein, dass das in Köln etwas schwieriger ist als anderswo.

Mussten Sie als junger Spieler die Bälle tragen für die älteren?
Stöger: Na logisch, das war so. Aber das gibt es bei mir nicht. Das passt nicht zum Bild von gleichwertigen Spielern in einem Team.

Und wie verhält es sich mit dem Strafenkatalog? Es gibt ihn fast in jedem Club. Für Gelbe Karten oder Zuspätkommen. Hilft das?
Stöger: Er füllt zumindest die Mannschaftskasse, man unternimmt mit den Einnahmen etwas zusammen, immerhin. Aber ich bin kein Freund von Strafen, und was soll es erzieherisch helfen, wenn ich einem Jungen 40 Euro aus der Tasche ziehe. Nehmen Sie mal Bayern München, da müssten Sie einem Spieler schon 20.000 Euro abnehmen, um etwas zu bewirken. Ich halte das für nicht zielführend.

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