Nach 0:1-Pleite gegen Augsburg Dem FC fehlen die spielerischen Mittel

Analyse | Köln · Der FC enttäuscht bei der 0:1-Niederlage gegen Augsburg erneut in der Offensive. Sportchef Horst Heldt nimmt den Kölner Trainer Markus Gisdol in die Pflicht.

Frustriert und ratlos: Sebastiaan Bornauw war gegen Augsburg einer der besseren Kölner.

Foto: dpa/Marius Becker

Horst Heldt wählt sehr genau aus, wann er vor die Mikrofone tritt. Als der 1. FC Köln in den Wochen vor dem Jahreswechsel zu langersehnten Erfolgserlebnissen gekommen war, verzichtete der Sportchef des Fußball-Bundesligisten am Tag nach dem jeweiligen Spiel darauf, in der Öffentlichkeit zu sprechen.

Wenn die sportliche Situation dagegen Anlass für erhöhten Redebedarf hergibt, stellt sich der 51-Jährige regelmäßig den drohenden unbequemen Fragen. Also stand Heldt am Sonntagvormittag, dick eingepackt in Winterjacke und Schal, vor dem Spielertrakt des Geißbockheims und begab sich in die Analyse zur 0:1 (0:0)-Heimpleite gegen den FC Augsburg. Zwar hatte sich für Heldt mit dem Abstand von nur einer Nacht „noch kein klares Bild“ ergeben, „dafür brauche ich noch einen Tag“.

Schwache Passquote beim FC

Ein Blick auf die statistischen Daten des Spiels hatte ihm aber ausgereicht, um zumindest das Grundübel für den verpatzten Jahresauftakt und das 13. sieglose Bundesliga-Heimspiel in Folge schon mal benennen zu können.  Aus den überwiegend ausgeglichenen Zahlen war schließlich die miserable Kölner Passquote ins Auge gestochen. Nur 71 Prozent angekommener Zuspiele waren einer der Hauptgründe dafür, warum der FC spielerisch einmal mehr nicht stattgefunden hatte. Die gravierenden Probleme beim Passspiel ziehen sich wie ein roter Faden durch die Saison. „Das war gegen Augsburg nicht zum ersten Mal so“, ärgerte sich Horst Heldt dementsprechend.  Mit einer Passquote von 77,8 Prozent weisen die Kölner den schlechtesten Wert der gesamten Bundesliga auf.

Bildergalerie zu der Partie 1. FC Köln gegen den FC Augsburg
16 Bilder

1. FC Köln - FC Augsburg

16 Bilder

„Die Passgenauigkeit muss besser werden“, forderte der FC-Sportchef, ehe er indirekt Trainer Markus Gisdol in die Pflicht nahm: „Daran müssen wir intensiv arbeiten. Wir müssen Trainingsmethoden und -inhalte finden, mit denen wir es nachgewiesenermaßen besser machen können.“

Allerdings hapert es beim Tabellenfünfzehnten auch in anderen Bereichen des Spiels gewaltig. Fünf Monate nach Trainingsbeginn ist noch immer kein Konzept ersichtlich, wie die Kölner mit dem Ball am Fuß in gefährliche Tornähe gelangen wollen. Gisdol ist es zuletzt zwar gelungen, seinem Team eine neue Defensivstabilität zu verleihen. Das Spiel nach vorne liegt aber selbst gegen Mannschaften auf Augenhöhe wie Augsburg nach wie vor nahezu komplett brach. „Wir haben offensiv Luft nach oben und tun uns schwer damit, Chancen in engen Räumen herauszuspielen. Das begleitet uns schon eine längere Zeit“, gestand der FC-Coach.

FC-Sportdirektor wünscht sich mehr Entschlossenheit

Sein Sportchef hätte sich deshalb mehr Entschlossenheit gewünscht. „Wir hatten Situationen, die wir zum wiederholten Male nicht gut gespielt haben“, kritisierte Horst Heldt nach der bereits sechsten Heimniederlage der laufenden Saison. „Nach Balleroberungen gab es Szenen, in denen wir mutlos gewesen sind, weil wir die Möglichkeit offensiv nicht genutzt haben und lieber nochmal einen sicheren Ball gespielt haben.“ Heldt sieht darin „Ansatzpunkte, die die Spieler in den Kopf bekommen müssen: Dass wir versuchen müssen, auf das gegnerische Tor zu laufen, wenn wir einen Ball gewinnen.“

In Ermangelung von Mut und Ideen resultierten die beiden einzigen zwingenden Chancen der überraschend defensiven Kölner aus ruhenden Bällen von Ondrej Duda. Sebastiaan Bornauw vergab aus kurzer Distanz per Kopf (36.) aber ebenso wie Marius Wolf, dem die Kugel freistehend vor die Füße gefallen war (69.). „Den muss ich natürlich machen“, haderte Wolf mit seinem Fehlschuss aus zwölf Metern. Auf der Gegenseite nutzten die ebenfalls harmlosen Augsburger einen ihrer wenigen Vorstöße zum Siegtor durch Iago. „Wir stellen uns beim Gegentor dumm an“, schimpfte Wolf über das kollektive Kölner Defensivversagen 13 Minuten vor dem Ende.

Trotz alledem wollte Markus Gisdol mit seiner Mannschaft „nicht zu hart ins Gericht gehen. Wenn wir das 1:0 machen, bin ich sicher, dass wir das Spiel gewinnen. Dann sagen alle: Klasse gestartet“. Stattdessen stand ein Fehlstart in den richtungsweisenden Januar zu Buche. Auf die eigentlich dringend erforderliche Offensiv-Verstärkung werden die finanziell klammen Kölner zumindest vorerst aber verzichten müssen, wie Heldt durchblicken ließ: „Ich habe keinen Warenkorb wie bei Amazon, auf den ich draufklicken kann und dann sind am nächsten Tag zehn neue Spieler da.“