Unnötige Niederlage Der 1. FC Köln bringt sich gegen den BVB selbst um den Lohn

Dortmund · Auch gegen Borussia Dortmund zeigt der 1. FC Köln, dass er gegen die Top-Teams der Liga mithalten kann. Bei der 0:2-Niederlage wäre für Köln mehr möglich gewesen.

 Hart gekämpft, gut gespielt und trotzdem verloren: FC-Kapitän Jonas Hector war nach dem 0:2 enttäuscht.

Hart gekämpft, gut gespielt und trotzdem verloren: FC-Kapitän Jonas Hector war nach dem 0:2 enttäuscht.

Foto: AP/Martin Meissner

Es lief bereits die 93. Minute zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln, als FC-Trainer Steffen Baumgart noch einmal zu einem kleinen Sprint ansetzte. Natürlich war dem Kölner Coach zu diesem Zeitpunkt klar, dass der FC das 0:2 beim BVB nicht mehr würde drehen und den erhofften Auswärtssieg nicht mehr würde einfahren können. Doch Baumgart sprintete dennoch. Er sprintete in der Hoffnung, sein Team noch einmal nach vorne peitschen zu können. Und sei es nur für den Anschlusstreffer. Für einen kleinen Glücksmoment. Damit die Arbeit, die hohe Intensität gegen den Favoriten nicht völlig umsonst gewesen war.

Der Schuss des eingewechselten Louis Schaub war jedoch einmal mehr zu ungefährlich. „Es hat vieles geklappt, was wir uns vorgenommen hatten. Was nicht geklappt hat, ist, dass wir ein Tor gemacht haben“, stellte Baumgart fest. In der Tat hätte unter anderem Doppelpacker Anthony Modeste vor 67 000 Zuschauern im Dortmunder Stadion dem Spiel einen anderen Stempel aufdrücken können.

Der Kölner Top-Torjäger drehte in der zweiten Halbzeit geradezu auf. Eine Flanke von Jan Thielmann köpfte der Franzose Richtung Winkel. Allerdings nur in die Richtung, für Dortmunds Keeper Gregor Kobel kein Problem. Modeste schoss den Ball knapp am Gehäuse vorbei, dann zentral auf Kobel. „Gefährlich waren wir auch heute, aber wir waren im letzten Drittel nicht konsequent. Es hat immer ein Pass gefehlt, dass wir vielleicht eine bessere Chance hätten herausspielen können“, sagte FC-Kapitän Jonas Hector. „Im Abschluss hat uns auch die nötige Konsequenz gefehlt, dass wir ein Tor schießen.“

Markt Uths Treffer wird aberkannt

Ein Tor hatten die Kölner geschossen. Bereits im ersten Abschnitt – nach 17 Minuten. Einen Ball des starken Salih Özcan nahm Mark Uth auf, ließ Marin Pongracic stehen, schob ihn dann aber auch an Kobel vorbei. Nutzte er gegen den BVB-Keeper den Fuß, war bei Pongracic auch die Hand dabei. Schiedsrichter Martin Petersen gab den Treffer regelkonform nicht. Drei Minuten später war es Ondrej Duda, der Kobel prüfte. Dortmunds Schlussmann stand überraschend weit vor dem Tor, als Duda in Ballbesitz kam. Der Slowake versuchte es aus 45 Metern. Kobel rettete in höchster Not und nahm einen schmerzhaften Zusammenprall mit dem Pfosten in Kauf.

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Foto: dpa/Marius Becker

Köln war zu diesem Zeitpunkt das bessere Team. Gefährlich wurde der BVB nur selten. „Der BVB hatte glaube ich nicht so viele Offensivaktionen, wie wir sie am Ende hatten. Aber die haben sie relativ gut genutzt“, sagte Rafael Czichos, der zunächst nur auf der Bank Platz genommen hatte. Baumgart schenkte überraschend Luca Kilian das Vertrauen – und Timo Hübers. Der Kölner Innenverteidiger knüpfte zunächst an die gute Leistung aus dem Pokalspiel gegen Stuttgart an, war dann aber entscheidend am ersten Gegentor beteiligt. Zunächst hinderte er Julian Brandt nicht an einem Kopfball, dann stand er erschreckend weit von Jude Bellingham entfernt, der den Ball gefühlvoll auf Thorgan Hazard flankte. Der Belgier nutzte die Chance zur Dortmunder Führung, Hazards erster Kopfballtreffer in der Liga. „Ich hatte das Gefühl, dass wir wirklich dran waren. Auch in der zweiten Halbzeit haben wir von Anfang an auf das Tor gespielt“, sagte Hector. Köln war in der Tat weiterhin die engagiertere Mannschaft. Auch, weil der BVB einen Gang zurückschaltete, den Kölnern das Spiel überließ.

Köln gibt nach dem 0:2 nicht auf

Das Dortmunder 2:0 fiel quasi aus dem Nichts. Eine Ecke von Brandt verwertete Steffen Tigges. Ausgerechnet Tigges, der noch im Sommer beim FC im Gespräch gewesen war. Köln gab nicht auf, kam zu weiteren Chancen. Der Anschlusstreffer wollte aber nicht mehr gelingen. „Hinten heraus hat uns dann auch ein wenig die Kraft gefehlt, dass wir noch einmal eine richtige Schluss-Offensive hätten fahren können“, sagte Hector. So stand am Ende ein 0:2. Eine Pleite ohne Glücksmoment. „Wir sind auch ein Stück weit stolz. Wir müssen schon sehen, dass wir fast 60 Prozent Ballbesitz hatten“, sagte der Kölner Lizenzspiel-Leiter Thomas Kessler. „Der BVB hat erstaunlich wenig für das eigene Spiel getan und sich teilweise hinten reingestellt und abgewartet. Am Ende ist auch das eine Auszeichnung für das, was die Jungs am Ende abgerissen haben.“ Es war ein weiterer Beweis, dass der FC gegen die Schwergewichte der Liga mithalten kann. Und dennoch fühlte es sich für die „Jungs“ an, als haben sie sich um den Lohn gebracht.

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