Duell der Krisen-Clubs Der 1. FC Köln empfängt Hertha BSC

Köln · Vor dem Spiel gegen Hertha BSC fordert FC-Trainer Markus Gisdol von seiner Mannschaft die Rückkehr zum zweikampforientierten Spiel.

 Enorm unter Druck stehen im Krisengipfel sowohl Kölns Trainer Markus Gisdol (links) als auch Hertha-Coach Bruno Labbadia.

Enorm unter Druck stehen im Krisengipfel sowohl Kölns Trainer Markus Gisdol (links) als auch Hertha-Coach Bruno Labbadia.

Foto: dpa/GA/GA Collage

Als die Mannschaft des 1. FC Köln am Freitagnachmittag zum Abschlusstraining vor dem schicksalhaften Heimspiel gegen Her­tha BSC Berlin (Samstag, 15.30 Uhr, Sky) zusammenkam, wurde sie im Franz-Kremer-Stadion von einem riesigen Spruchband in Empfang genommen. Es überbrachte einen scharfen Vorwurf, der die Haltung der FC-Profis gegenüber ihrem Verein infrage stellte. „Wisst ihr eigentlich, welches Trikot ihr da tragt? Charakter zeigen!“ stand auf dem Banner geschrieben, das, hinter einem der beiden Tore aufgespannt, von einer Eckfahne bis zur anderen reichte.

Fans äußern Kritik mit einem Banner am Geißbockheim

Der wehrlose Untergang bei der 0:5-Klatsche in Freiburg war wohl der berühmte Tropfen, der bei einigen Anhängern des abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Weil diese ihrem Unmut über die sportliche Situation seit Monaten nicht im Stadion Verhör verschaffen können, taten sie es nun mit der Anfertigung eines Banners. Zugleich stellte die Aktion einen in Köln recht selten gewordenen Vorgang dar. Per Spruchband geäußerte Kritik an den Spielern war auf dem Trainingsgelände am Geißbockheim schon länger nicht mehr zu lesen gewesen.

Die Corona-Pandemie hat neben weltweit leeren Arenen auch dafür gesorgt, dass eine Distanz zwischen Clubs und Fans entstanden ist. Jener Abstand hat die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol (51) trotz anhaltender sportlicher Misere im vergangenen halben Jahr weitestgehend abgeschottet von der Außenwelt in Ruhe arbeiten lassen. Doch nun ist zum Ende einer geräuschvollen Woche auch abseits des Spielfeldes der Ton rauer geworden bei den auf den Relegationsplatz abgerutschten Kölnern.

Horst Heldt ist überzeugt davon, dass die FC-Profis den Ernst der Lage inzwischen erkannt haben. „Wir hatten in dieser Woche viele gute Gespräche mit den Spielern“, gab der Sportchef einen Einblick in die Aufarbeitung des Debakels von Freiburg. Bestärkt wurde sein Gefühl durch Beobachtungen bei den Trainingseinheiten: „Was ich dort gesehen habe, stimmt mich optimistisch.“ Nun will Heldt das Besprochene auch im Abstiegskampf angewandt sehen: „Es ist Brisanz und Feuer drin. Wir müssen uns voll und ganz darauf konzentrieren.“

„Wir brauchen wieder das zweikampf­orientierte Spiel“

Auch Gisdol, der überraschend Jorge Meré aus dem Kader stricht, sendete einen eindringlichen Appell. „Wir brauchen wieder das zweikampf­orientierte Spiel“, forderte der FC-Coach eine Rückkehr zu den Grundtugenden. „Die Partie in Freiburg hat gezeigt: Ohne gutes Spiel gegen den Ball hast du in der Bundesliga gegen keine Mannschaft eine Chance.“ Wird Gisdol von seiner Mannschaft dagegen erneut die Gefolgschaft verwehrt, droht ihm das Aus.

Sein Kollege Bruno Labbadia (54) steht spätestens seit der jüngsten 0:1-Pleite bei Aufsteiger Arminia Bielefeld ebenfalls massiv unter Druck. Vom hochtrabenden Ziel Königsklasse ist der Hauptstadtclub trotz Millionen-Zuwendungen von Investor Lars Windhorst meilenweit entfernt. „Die Ergebnisse sind bis hierhin enttäuschend. Das ist so, das wissen wir“, sprach Manager Michael Preetz seine Unzufriedenheit über den zwölften Tabellenplatz offen aus. Dass der ehemalige Kölner Torjäger Jhon Cordoba erstmals seit seinem Wechsel im vergangenen Sommer am Samstag nach Müngersdorf zurückkehrt, gerät angesichts der Unruhen in beiden Clubs fast schon in den Hintergrund.

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