Rückschlag für den 1. FC Köln Der FC erlebt beim 0:5 in Hoffenheim ein Debakel

Köln · Die kleine Erfolgsserie des 1. FC Köln ist gerissen. Nach fünf Spielen ohne Niederlage unterlag die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart bei der TSG Hoffenheim nach einer äußerst schwachen Leistung mit 0:5 (0:1).

 Alle gegen Timo Horn (M.). Der FC-Torhüter kassiert hier das 0:2 in Hoffenheim durch Bebou.

Alle gegen Timo Horn (M.). Der FC-Torhüter kassiert hier das 0:2 in Hoffenheim durch Bebou.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Manchmal sind es nur kleine Spielchen, mit denen dem Gegner etwas mehr Druck auferlegt werden soll. Die Favoritenrolle übernimmt schließlich niemand freiwillig gern. Und so könnte Sebastian Hoeneß’ Aussage dazu dienen, eben diese dem Gegner zuzuschieben. Als „Mannschaft der Stunde“ hatte der Trainer der TSG Hoffenheim den 1. FC Köln geadelt. Doch in diesem Fall könnte das Lob auch schlicht die Achtung vor der Leistung des Gegners ausgedrückt haben. Steffen Baumgart jedenfalls spielte die Kugel noch vor dem Spiel zurück in die Hoeneß-Füße. „Wir wissen schon, dass die TSG eines der besten Teams der Liga ist“, sagte der FC-Trainer. Tatsache jedenfalls ist, dass die Gäste vor dem Auftritt im Kraichgau als Tabellen-Sechster mit zwölf Punkten auf dem Konto vier Zähler vor dem Elften Hoffenheim lagen.

Doch der Vorsprung schrumpfte auf einen Punkt zusammen. Denn die Kölner gingen nach fünf Liga-Spielen ohne Niederlage erstmals als Verlierer vom Platz. Und die Pleite fiel nach einem schwachen Vortrag in Sinsheim recht happig aus: Doch selbst über das 0:5 (0:1) dürfen sich die FC-Profis nicht beklagen, liefen sie über weite Strecken der Partie dem Gegner hinterher. Es war ein Rückschlag gegen spielstarke, gnadenlos effektive Hoffenheimer, der in dieser Heftigkeit nicht zu erwarten war. „Wir kamen immer einen Schritt zu spät“, sagte Rafael Czichos, „uns sind zu viele individuelle Fehler im Spiel nach vorn unterlaufen. Wir waren nicht aggressiv genug.“

Baumgarts Mannschaft wirkte merkwürdig unorganisiert, fehlerhaft und ideenlos. Die vom Coach immer wieder geforderte Aktivität im Spiel konnte der Gegner für sich reklamieren. Die Kontrolle über den Ball jedenfalls war bei den Kölnern vor dem Wechsel nur selten vorhanden. Ein Fehlpass reihte sich an den nächsten, von präzisen Zuspielen lange nichts zu sehen. Und so war es Czichos, diesmal Kapitän für den erkrankten Jonas Hector, der die Kölner Kogge beinahe in Seenot geraten ließ. Ob es Absicht war oder nicht: Der Innenverteidiger verwechselte die Richtung und spielte eine unfassbare Bogenlampe zurück in den eigenen Strafraum, wo FC-Schreckgespenst Andrej Kramaric lauerte. Frei vor Timo Horn zog der Torjäger volley ab, doch der Kölner Keeper parierte hervorragend (8.).

Die Hoffenheimer schienen sich sehr ordentlich vorbereitet zu haben auf die Spielweise der Kölner, die überhaupt nicht in die Partie fanden. Salih Özcan hatte kaum Wirkung auf das Spiel in der Zentrale. Ein geordneter Aufbau war nicht zu sehen. Das Kölner Eigengewächs hatte alle Hände voll zu tun in der Zentralen, dort, wo die TSG ein Übergewicht schuf, auch weil sich Kramaric oft ein wenig fallen und anspielen ließ.

1. FC Köln gegen TSG Hoffenheim - Bilder vom Spiel - 0:5-Niederlage
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Bilder zur Partie des 1. FC Köln bei der TSG Hoffenheim

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Baumgart stiefelte wie gewohnt die Seitenlinie rauf und runter – mit Schiebermütze und im Polo-Shirt. Kalt dürfte ihm dennoch nicht geworden sein. Schon unter der Woche war er auf Beriebstemperatur. Er hatte die Ansetzung des Spiels an einem Freitag kritisiert, da seine Nationalspieler, die teilweise noch am Dienstag im Länderspieleinsatz waren, zu wenig Regenerationszeit erhalten würden.

Fest stand jedenfalls, dass Ellyes Skhiri wegen Knieproblemen die Partie in Sinsheim ebenso verpassen würde wie Dejan Ljubicic (Erkältung). Der Ausfall von Jonas Hector war nicht einkalkuliert, doch der FC-Kapitän hatte sich kurzfristig krankheitsbedingt abgemeldet. Im Vergleich zum Heimspiel gegen Greuther Fürth vor zwei Wochen rückten so Kingsley Ehizibue als Linksverteidiger für Hector, Salih Özcan, der im defensiven Mittelfeld Skhiri ersetzen sollte, und Jan Thielmann ins Team. Ondrej Duda blieb zunächst auf der Bank.

Man wolle nicht „jammern über die, die nicht dabei sind“, sagte Baumgart, denn „jeder Spieler bei uns hat die Qualität zu spielen“. Die Qualität auf Kölner Seite war allerdings nicht vorhanden. Die Gastgeber kontrollierten die Partie in Sinsheim und wirkten gefährlicher. Und mangelnde Qualität konnte dem FC gar abgesprochen werden, als der Zug der Hoffenheimer in Richtung Horns Kasten losging. Erst kam Ehizibue nicht in den Zweikampf, dann blieb Czichos nicht druckvoll an Kramaric dran, der mit einem feinen Zuspiel in die Schnittstelle der FC-Abwehr Bebou bediente. Der Angreifer durfte in aller seelenruhe Horn umkurven und einschieben (31.). Ohnehin machte die Abwehr einen erschreckenden Eindruck. Aggressives Verteidigungsverhalten jedenfalls vermieden die Spieler, als schauten sie auf der heimischen Couch ein Champions-League-Spiel.

Die Hoffnung der zahlreichen FC-Anhänger war jedoch weiterhin vorhanden, dass ihrem Team der erste Sieg in Hoffenheim seit sechseinhalb Jahren gelingen würde. Doch die wurde rasch zerstört, die TSG kombinierten sich eindrucksvoll und spielend leicht vor in die Kölner Gefahrenzone, dann waren es erneut Bebou, der starke Kramaric tat sich als Ideengeber hervor, und Christoph Baumgartner die per Doppelpack aus der knappen Führung einen Drei-Tore-Vorsprung herausschossen (49., 51.). Der Rest war Schaulaufen für die TSG. Köln kam nur noch selten nach vorn, hinten aber bestand häufig höchste Gefahr.

Der FC berappelte sich noch mal ein wenig. Mark Uth (65.) versuchte es mit einem Weitschuss. Doch eingreifen musste TSG-Keeper Oliver Baumann mit den Händen fast 90 Minuten lang nicht. Auf der anderen Seite waren es Dennis Geiger und Stefan Posch (74., 87.), die zum besorgniserregenden Endstand trafen. „Diese Niederlage haken wir nicht einfach ab“, sagte Baumgart, „sie tut weh. Wir müssen daraus lernen und die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Wir haben nicht das auf den Platz bekommen, was wir vor hatten und viele entscheidende Zweikämpfe verloren.“

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