Freiburg/Köln Der FC gegen Freiburg mit einem Offenbarungseid

Köln · Mit dem 0:5 hat der 1. FC Köln beim SC Freiburg die höchste Saisonniederlage kassiert. Trotz des erschreckend schwachen Auftritts hält der Sportdirektor am Trainer fest.

 Einer der wenigen Lichtblicke: Auch Marius Wolf konnte die Niederlage nicht verhindern.

Einer der wenigen Lichtblicke: Auch Marius Wolf konnte die Niederlage nicht verhindern.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Auf der verzweifelten Suche nach etwas Positivem musste Markus Gisdol  am Samstag zurückblicken. Der Trainer des 1. FC Köln fand nach der 0:5-Blamage beim SC Freiburg für einen  Moment Trost im triumphalen 4:0-Heimsieg über den Sportclub im Januar 2020. Fantastische Zeiten mit Zuschauern in den Stadien der Fußball-Bundesliga und einem FC, der sich auf einem unerwarteten Höhenflug anschickte, die Fans vom vorzeitigen Klassenerhalt und Europa träumen zu lassen.

Im Januar 2021 sind die Geißböcke davon meilenweit entfernt. Das neue Jahr hält für die Geißböcke bislang nichts als Enttäuschungen und Sorgen bereit. Das Debakel an der Dreisam erneuerte nicht nur  die Bedenken hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit des FC-Kaders, sondern  dürfte auch die Überzeugung der Chefetage an der Arbeit von Trainer Markus Gisdol ins Wanken bringen.

FC-Trainer Markus Gisdol bleibt gelassen

Für ein Ereignis mit der Tragweite dieses fußballerischen Offenbarungseids in Freiburg reagierte der Kölner Trainer hinterher recht gelassen. Wie es die Öffentlichkeit in solch prekären Situationen von Gisdol kennt, stellte er sich vor seine Spieler. „Die Jungs haben ihr Bestes versucht, das hat nicht gereicht“, stellte der 51-Jährige milde fest und erklärte ruhig: „Tore im Fußball fallen in erster Linie durch individuelle Fehler. Da hat der eine oder andere einen zu viel gemacht, aber dafür stelle ich keinen Spieler an die Wand. Sie machen das nicht mit Absicht.“

Bilder vom Kölner Debakel
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Horst Heldt zeigte  Verständnis für Gisdols Reaktion, die viele  überrascht hatte. „Es geht in so einer Situation nicht um Polemik und öffentliche Erwartungshaltungen. Das wird uns nicht die Klasse halten. Sie können sich aber sicher sein, dass wir das intern intensiv und hart aufarbeiten. Wir haben alles vermissen lassen, da können wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, sagte der Kölner Sportchef Heldt. Tatsächlich lief bei den Kölnern gegen das aktuell erfolgreichste Team der Liga alles schief.

Gisdols Plan geht nicht auf

Gisdols Plan, nach dem 0:1 gegen Augsburg höher zu stehen und mutiger anzulaufen, um mehr Offensivkraft zu entwickeln, ging nicht auf.  Vielmehr nahm diese Idee der Defensive die Stabilität, die sie sich vor Weihnachten mühsam erarbeitet hatte. Die Geißböcke fremdelten mit den offensiven Ideen des Trainerteams, wirkten überfordert. Wie Anthony Modeste, der als Zielspieler in der Sturmspitze völlig neben der Spur lief und körperlich  weit von Bundesliga-Format entfernt ist. Dazu gesellten sich  die , individuellen Aussetzer, die es in den ersten Saisonspielen schon im Überfluss gegeben hatte. Jorge Meré und Torwart Timo Horn verschuldeten das 0:1 durch Ermendin Demirovic (18.), Salih Özcan das 0:2 von Nicolas Höfler (39.).

Nach der Pause stellte Gisdol auf Dreierkette um und sah den FC 15 Minuten lang „besser im Spiel“. Nach dem 0:3 durch Roland Sallai (59.) ergab sich  der FC aber seinem Schicksal. So wehr- und leblos,  dass es tiefe Sorgenfalten in die Gesichter der Verantwortlichen grub, weil das  Team eine solche Haltung bislang erfolgreich verweigert hatte. Nach weiteren Gegentreffern durch Philipp Lienhart (69.) und Lucas Höler (79.) war der Schlusspfiff eine Erlösung.

Während sich die effizienten Freiburger über den Clubrekord von fünf Siegen in Folge und den ersten Erfolg von Trainer Christian Streich gegen Kollege Gisdol freuen durften, blieben die Kölner ratlos und sauer zurück. „So können wir uns nicht präsentieren. Das war zwar das erste Mal, seit ich hier bin, aber das macht es nicht besser“, kritisierte Horst Heldt.

Der 1. FC Köln fällt in alte Muster zurcük

Der FC fiel bei seiner höchsten Saisonniederlage wieder in alte Muster zurück, lief fünf Kilometer weniger als die nicht überragenden, dafür aber fokussierten Breisgauer. „Das hat etwas mit dem Einsatz und dem Verteidigen bis ans Maximum zu tun. Da weiß ich nicht, ob das da war, und ob wir so demütig verteidigt haben, wie in den Spielen, in denen wir gepunktet haben“, sprach Markus Gisdol seinem Team die grundsätzlichen Tugenden im Abstiegskampf ab. Der von Auflösungserscheinungen und  Verweigerungsattitudenbegleite Auftritt kostete zudem den Vorteil des guten Torverhältnisses.

Schalke 04 holte allein neun Tore auf die Geißböcke auf, die selbst seit 395 Bundesliga-Minuten ohne eigenen Treffer sind. „Das war eine harte Antwort der Freiburger auf unser 4:0 im letzten Duell“, sagte Markus Gisdol. Mit dem Wissen, dass dieses grauenhafte 0:5 mehr  bedeutete und vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin  vieles in Frage stellen wird – auch seine Arbeit.

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