1. FC Köln Der 1. FC Köln reist mit Hoffnung nach München

Köln · FC-Trainer Markus Gisdol sieht seine Elf vor der Partie beim Tabellenführer Bayern München nicht chancenlos. Dennoch zeigt sich der Coach beeindruckt von der Qualität des Meisters.

  Der Spaß im Training kam nicht zu kurz bei den FC-Profis Jorge Meré (l.) und Emmanuel Dennis.

Der Spaß im Training kam nicht zu kurz bei den FC-Profis Jorge Meré (l.) und Emmanuel Dennis.

Foto: Herbert Bucco

Der defensive Zweierblock hielt stand. Da gab es kein Durchdringen für all diejenigen, die auf weitere Einlassungen von Horst Heldt und Markus Gisdol gewartet hatten. Das Thema war ja am Wochenende nach dem 0:1 gegen den VfB Stuttgart verstärkt aufgekommen. Die Erwartungshaltung im Umfeld des 1. FC Köln und bei Teilen der Medien hatte Sportchef Heldt aus der Defensive gelockt. Denn immer wieder waren Forderungen nach einer offensiveren Grundausrichtung aufgekommen, nach einem Mehr an Torgefahr, Torchancen, Torabschlüssen. Anlass genug für Heldt, die Kritiker zu kritisieren und energisch für mehr Realitätssinn bei den Beobachtern im Hinblick auf die Kölner Mannschaft zu werben.

Er habe die ganze Woche nicht so viel gelesen, sagte Heldt am Donnerstag, und war sichtlich bemüht, dem Thema keine weitere Beachtung zu schenken. Auch Trainer Gisdol mochte nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge eher der Realität ins Auge sehen. Und die heißt am Samstag: Bayern München. Zwar wollte er den jüngsten 3:3-Heimrückschlag des Branchenführers gegen Armina Bielefeld, der im Schneegestöber von München den Durchblick verloren hatte, nicht als Maßstab für sein Team verstanden wissen. Denn kurz nach der Club-WM in Katar und unter den widrigen Bedingungen seien es für die Elf von Trainer Hansi Flick „nicht die besten Voraussetzungen“ gewesen. Dass seine Mannschaft jedoch gegen Liga-Schwergewichte, insbesondere auswärts, schon häufiger eine große Widerstandsfähigkeit gezeigt hat, erinnerte den Trainer daran, nicht gänzlich ohne Hoffnung die Reise nach Bayern antreten zu müssen. Den Gegner konsequent 90 Minuten zu bearbeiten, einen guten Zugriff auf ihn zu haben, das sei gegen Top-Teams in vielen Spielen gelungen. „Und dann haben wir auch sehr effektiv nach vorn gespielt.“

Heldt: FC mit Top-Mentalität

Zuletzt gegen Stuttgart allerdings waren diese Fähigkeiten tief verbuddelt. Als logische Konsequenz leitet Gisdol daraus ab, „dass es uns derzeit in die Karten spielt, auswärts das Spiel nicht machen zu müssen“. Zumal Winterzugang Emmanuel Dennis zwar bisweilen gute Ansätze zeigte, es an der nötigen Effektivität aber bislang vermissen ließ. Was Gisdol nicht verwundert. „Man denkt, neue Spieler haben nach vier Wochen direkt ihre Wettkampfform erreicht“, sagte er und dämpft auch hier die Erwartungen, „doch manche benötigen dafür ein halbes Jahr.“ So viel Zeit bleibt den Kölnern jedoch nicht – zwölf Spieltage sind noch zu absolvieren in einer Saison, in der es für den FC von Anfang an einzig da-
rum ging, die Klasse zu halten. Zwölf Spieltage also, in denen ein weiterer Neuer seinen Beitrag zum Ligaverbleib des FC leisten soll. Der gegen den VfB nach seiner Einwechslung überzeugende Ex-Nationalspieler Max Meyer darf sich durchaus Chancen ausrechnen, mehr als eine Alternative für die Startelf zu sein. Es sei schön zu sehen, sagte Gisdol, dass Meyer „immer besser wird und näher heranrückt“.

Die Distanz in der sportlichen Qualität gegenüber den Bayern ist dagegen offensichtlich. Den Weltpokalsieger adelt der FC-Trainer als „das aktuell beste Team, das ich kenne“. Wie sich die Münchner schon die ganze Saison über präsentieren (neudeutsch: performen) – trotz fehlender Pause wegen des Champions-League-Sommers und der Mehrfachbelastung –, das nötigt ihm den größten Respekt ab. Die jüngsten Ergebnisse der Bayern haben jedoch auch Gisdol zu dem Schluss kommen lassen, dass da am Samstag „Menschen und keine Maschinen“ auf dem Platz als Gegner zu finden sind. Gleichwohl will der Schwabe keine überzogene Erwartungshaltung heraufbeschwören, denn die gibt es laut Heldt ja ohnehin schon länger im FC-Umfeld. Das 4:1 im Achtelfinal-Hinspiel der Bayern bei Lazio Rom hat nachhaltige Wirkung erzeugt. „Lazio hätte auch 1:8 verlieren können“, meint Gisdol, es sei schon „beeindruckend, welche Klasse die Bayern haben“. Wenn sich die Möglichkeit am Samstag auf einen oder gar drei Punkte bietet, dann, das fordert er gleichzeitig, „müssen wir zupacken“.

Kainz, Andersson und Bornauw fallen weiterhin aus

Nur zu gerne versieht der Außenseiter solcher David-gegen-Goliath-Spiele seine Mission mit der kämpferischen Botschaft, Mentalität, Charakter zeigen zu wollen. Ex-Profi Heldt spricht seiner Mannschaft jedoch ohnehin „grundsätzlich eine Top-Mentalität“ zu. Gisdol warnt dagegen vor einer Vermischung von Mentalität und Leistungsfähigkeit, die in erster Linie für gute Ergebnisse zuständig ist. „Das ist Sport, und manchmal ist eben der Gegner besser oder auch wir.“ Am Samstag in München jedenfalls dürfte die Erwartungshaltung mit Blick auf die Kölner, die weiterhin auf Florian Kainz, Sebastian Andersson und Sebastiaan Bornauw verzichten müssen, nicht übertrieben hoch sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort