Auswärtssieg gegen Darmstadt Der 1. FC Köln springt auf Nichtabstiegsplatz
Bonn · Der 1. FC Köln hat seinen zweiten Saisonsieg gefeiert. Durch das 1:0 bei Aufsteiger Darmstadt 98 hat das Team von Trainer Steffen Baumgart die Abstiegsränge zunächst verlassen.
Die deutsche Fußballsprache hat schon einige Kuriositäten auf den Markt gebracht. Sechs-Punkte-Spiel, natürlich, gibt es nicht, zu vergeben sind immer nur drei pro Partie. Aber jeder weiß bei der Verwendung des Begriffs, dass damit ein immens wichtiges Spiel gemeint ist zwischen zwei Kontrahenten, die tabellarisch nicht weit voneinander entfernt platziert sind. Drei Punkte für die eine Mannschaft, keinen für die andere, die damit auf drei Punkte verzichten müssen. Alles klar? Ergibt sechs Punkte für ein Team und keinen Sinn, weshalb Torsten Lieberknecht eine ganz andere Rechnung aufstellte vor dem Kellerduell mit dem 1. FC Köln. „Viele sprechen von einem Sechs-Punkte-Spiel“, hat der Trainer des SV Darmstadt 98 unter der Woche gesagt. Und schmunzelte. „Ich würde sogar sagen, es ist ein Neun-Punkte-Spiel, wenn der Spieltag perfekt läuft."
Der erste Teil des 13. Spieltages mit dem Freitagabendspiel am Darmstädter Böllenfalltor hat den Mathematikern unter den Sportlern eine einfache Lösung präsentiert: drei Punkte (und keine sechs), für den FC, dem in der Tabelle nach dem 1:0 (0:0)- Sieg nun zunächst der Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz gelungen ist. Das hatte sich die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart letztlich verdient durch einen Auftritt, bei dem sie vor allem viel Kampf anbot. Ein „Neun-Punkte-Spiel“ kann es jetzt nur noch für Köln werden. „Wir haben uns vorgenommen, weniger zu reden und mehr zu machen“, sagte Torschütze Davie Selke. „Der Sieg war extrem wichtig heute, ein gelungener Abend.“
Nur ein Wechsel in der Startelf
Dem Experiment mit der Abwehr-Dreierkette hat Baumgart zunächst ein schnelles Ende bereitet, er vertraute wieder der gewohnten Viererkette und beinahe der Aufstellung wie beim 0:1 gegen die Bayern. Allein Dominique Heintz rückte von der Bank links in die Abwehr, da sich Rasmus Carstensen wegen einer Armverletzung abgemeldet hatte.
Es war lange ein Abtasten, ein Abwägen und Probieren, ohne das große Risiko zu gehen. Der erste Kölner Torschuss, den Kapitän Florian Kainz nach 16 Minuten abgab, kullerte weit am Tor vorbei. Der Aufbau der Kölner wurde immer wieder unterbunden. Sie fanden schwer in die Partie, selbst wenn sich die Erwartungen an ein rauschendes Fußballfest am Böllenfalltor nicht nur wegen der Tabellensituation ohnehin auf äußerst niedrigem Niveau bewegt hatten. Kainz hatte dann auch schnell genug vom wenig erwärmenden Spiel beider Mannschaften in eisiger Kälte. Er holte sich nach einem Foul im Mittelfeld an Marvin Mehlem zu Recht die Gelbe Karte ab, der Darmstädter musste wenig später ausgewechselt werden.
Selke trifft zum Sieg
Am Spiel änderte sich zunächst wenig. Köln, um Kontrolle bemüht, suchte die gefährlichen Räume, fand sie aber nicht gegen zwei dicht gestaffelte Defensiv-Ketten der „Lilien“. Es wirkte alles ein wenig gehemmt, so als stünde die Vermeidung einer Niederlage über der Gier, unbedingt gewinnen zu wollen. Bei beiden Teams. Die Kölner Offensivbemühungen waren nicht mehr als Bemühungen, Stürmer Selke wirkte wie ein Ertrinkender in der Nähe all der Darmstädter Abwehr-Leuchttürme. „Wir müssen den Kampf Mann gegen Mann annehmen“, hatte Baumgart vor der Partie gefordert. Und tatsächlich boten seine Spieler den an, doch die Leichtigkeit in den Aktionen setzte sich nicht durch. Es war eine zähe Angelegenheit. Ein Kampf und Krampf, mit zumindest optisch überlegenen und aktiveren Gästen.
Der Aufsteiger entging den gewohnten Pressingversuchen der Kölner, indem er das Schlagen langer Bälle in des Gegners Hälfte zum Mittel der Wahl erhob. Der Sicherheitsgedanke überwog, die Fehlervermeidung. Bei Darmstadt, bei Köln. Es schien, als habe das Flutlicht die Strafräume ausgespart, nichts war zu sehen in ihnen. Und so ließ sich zur Pause konstatieren: keine Chance für Darmstadt, keine Chance für Köln.
Mit der Hereinnahme von Luca Waldschmidt für Florian Kainz versuchte Baumgart, dem Kölner Spiel nach dem Wechsel mehr Kreativität einzuhauchen. Doch zunächst blieb es bei einem Hauch. Zwingender kamen die 98er aus der Kabine. Nach einem Konter zog Tim Skarke von der Strafraumgrenze ab, doch der Ball strich am rechten Pfosten vorbei (55.). Das Spiel wurde offener, der Mut, selbst das Spiel entscheiden zu wollen, stieg. Dejan Ljubicic scheiterte nach einem Dribbling aus halblinker Position an Torhüter Marcel Schuhen (57.). Der Ex-Kölner im Darmstädter Tor hatte wenig später allerdings keine Abwehrchance, als der Ball nach einer Ecke Waldschmidts und einer unfreiwilligen Kopfballverlängerung von Mathias Honsak auf dem Fuß Selkes landete und von da aus im Tor – 1:0 nach einer Stunde. Die Baumgart-Elf blieb am Ball, im wahrsten Sinne. Mainas Pass in die Mitte verwertete Waldschmidt trocken (66.). Doch zuvor hatte die Fußspitze Mainas im Abseits gestanden, der Treffer zählte nicht.
Die Partie wies nun ein erhöhtes Aufkommen an Leidenschaft und Risiko auf. Auch die Darmstädter wagten sich nach vorn. Und hätten beinahe von einer Fehleinschätzung des Schiedsrichters Patrick Ittrich profitiert, doch der nahm einen gegen die Kölner verhängten Elfmeter nach Videobeweis zurück. Timo Hübers hatte den Ball an den hinter dem Oberkörper angelegten Arm geschossen bekommen (72.). Es wurde wilder auf dem Rasen, Darmstadt drängte nun auf zumindest einen Punkt. Köln leistete Widerstand, nahm die Zweikämpfe an, beruhigte nach hektischen Minuten die Partie wieder. Waldschmidt vergab die Vorentscheidung (88.). Der eingewechselte Max Finkgräfe hätte gar das 2:0 erzielen müssen nach einem Konter, doch er hielt die Spannung hoch.
Darmstadt hatte zuvor keines seiner insgesamt acht Bundesliga-Duelle mit Köln gewonnen. Und dabei blieb es. Der FC feierte seine zweiten Saisonsieg und den ersten in der Fremde.