Vor der ersten Pokal-Runde Der FC und seine Pokalgeschichte

Köln · Die Pokalhistorie des FC ist durchwachsen. Zehn Mal Finale, vier Erfolge, aber auch zahlreiche Blamagen. Ein Rückblick.

Der 1. FC Köln und seine Pokalgeschichte
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Regen. Seit den Morgenstunden ziehen dünne Fäden wie ein Vorhang Richtung Boden. Es ist nass, sieben Grad, für April viel zu kalt - usselig, wie man im Rheinland sagt. Und doch löst dieser Tag in Köln eine Art Hochstimmung aus. Es ist der 11. April 1995. Ein Tag, an dem der FC einen Zwischenstopp Richtung Sport-Geschichte machen will. Das Halbfinale des DFB-Pokals steht an. Nicht mehr als lästiges Beiwerk. Eine Pflichtaufgabe. Es geht gegen den Zweitligisten VfL Wolfsburg. Was soll gegen die Wölfe, die am Wochenende das zehrende Spitzenspiel gegen Mannheim absolviert haben, schon schief gehen?

Zahlreiche Anfragen sollen die Berliner Hotels schon vor dem Halbfinale aus Köln erreicht haben. Das Pokalfinale im Olympiastadion? Aus FC-Anhänger-Sicht reine Formsache. Das Sturmduo Bruno Labbadia und Toni „Doppelpack“ Polster wird es schon richten. Es winkt ein Endspiel gegen den Dauerrivalen aus Gladbach. Die Borussia trifft im zweiten Halbfinale auf den 1. FC Kaiserslautern. Zwar haben die Fohlen das Ligaspiel in Köln 3:1 gewonnen, aber hey, der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Ganz Köln träumt an diesem Tag im April bereits vom fünften Pokalsieg.

Zu früh gefreut. Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Der Underdog setzt sich durch. Bereits nach 20 Minuten beendet Siggi Reich grätschend alle Kölner Träume, da hilft auch die Einwechslung des heutigen Sportdirektors Horst Heldt nichts mehr. „Wir haben den Schiedsrichter angefleht endlich abzupfeifen“, erinnert sich der Wolfsburger Spielmacher und spätere Kölner Claus-Dieter Wollitz. Wolfsburg setzt sich 1:0 durch, bekommt sein Endspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Während die Kölner Fans dicht gedrängt, frustriert in den Straßenbahnen den Heimweg antreten, tanzen die VfL-Anhänger mit selbst gebastelten Papp-Pokalen davor. Ein bitterer Moment der geschundenen Kölner Seele. "Wir haben rund zwei Millionen Mark in den Sand gesetzt", sagt der damalige FC-Manager Bernd Cullmann.

Bittere Pokal-Momente für den FC

Zwar steht Köln sieben Jahre später wieder in der Vorschlussrunde, doch gefühlt ist der FC nie wieder näher an einem möglichen Pokalsieg. Selbst wenn es in dem Halbfinale 2001/2002 gegen Bayer Leverkusen in die Verlängerung geht. In den vergangenen beiden Jahrzehnten überwiegt beim FC die Pokaltristesse. Nur ein Jahr nach dem Pokal-Aus gegen Bayer Leverkusen kassiert der FC eine demütigende 0:8-Klatsche gegen den Rekordsieger Bayern München. Gerade einmal 13 000 Zuschauer verirren sich ins Münchner Olympiastadion und sehen eine Bayern-Gala oder einen Kölner Offenbarungseid. Nach einer guten halben Stunde liegt der FC 0:5 zurück. Immerhin im Viertelfinale. Das erreicht der FC bis heute nur noch einmal.

Vor zwölf Jahren kassiert der FC eine spektakuläre 0:2-Niederlage beim FC Augsburg. Spektakulär ist dabei noch nicht einmal das Aus gegen den Zweitligisten. Viel mehr das Farbenspiel, das sich die Kölner leisten. Nach einer halben Stunde sieht Adil Chihi die Rote Karte, in der 69. der erst acht Minuten zuvor eingewechselte Lukas Podolski Gelb-Rot und kurz vor Spielnde darf auch der Portugiese Petit frühzeitig das Feld verlassen. Ebenfalls Gelb-Rot. Dementsprechend verärgert äußert sich nach dem Duell der Kölner Manager Michael Meier: „Ich bin sauer auf erfahrene Spieler wie Petit und Poldi. So können wir uns nicht präsentieren.“

Die Kölner Pokalhistorie in Bildern
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Blamagen gegen Underdogs

Dazu scheitern die Kölner in diesen Jahren fast schon regelmäßig gegen Underdogs. 95/96 ist der Pokal für Köln nach einem Elfmeter-Drama gegen die SpVgg Beckum (Westfalenliga) bereits in der 1. Runde beendet. Zwei Jahre später folgt in der gleichen Runde das Aus gegen den Regionaligisten SSV Ulm und 2000/2001 ebenfalls zum Auftakt die 2:5-Pleite gegen den 1. FC Magdeburg, damals Oberliga, aber immerhin späterer Bayern-Bezwinger. Auch im vergangenen Jahr bekleckert sich der FC im Pokal nicht gerade mit Ruhm. Bereits in der 2. Runde ist die mögliche Einnahmequelle verebbt. Gegen den 1. FC Saarbrücken verliert der FC nach einem schwachen Auftritt 2:3.

Strahlende Momente

Dabei gibt es sie, die strahlenden Pokalmomente. Zehn Mal hat der FC das Endspiel erreicht, vier Mal holen die Kölner den Pott an den Rhein. Unvergessen der Stadtderby-Erfolg 1983 gegen die Fortuna. Da das Enfspiel erst ab 1985 im Berliner Olympiastadion fest ausgetragen wird, kommt es im Müngersdorfer Stadion zum kölschen Duell. Ein Heimspiel ist die Begegnung vor 61000 Zuschauern aber für den FC nicht. "Wir haben gegen Fortuna Köln im Müngersdorfer Stadion gespielt – und sind 90 Minuten ausgepfiffen worden", sagt der damalige FC-Profi Klaus Allofs später. Die Unterstützung tut dem Underdog gut. Ein Klassenunterschid ist nicht zu sehen. Pierre Littbarski erzielt den einzigen Treffer für die Geißböcke. Der Pokalsieg ist bis heute der letzte große Erfolg des FC. 

Dabei stehen die Kölner acht Jahre später erneut im Endspiel. Der Gegner 1991: Werder Bremen. Dieter Eilts hat Bremen zwar in Führung gebracht, doch Maurice Banach sorgt für den Ausgleich, es geht in die Verlängerung und Falko Götz und Pierre Littbarski haben die Entscheidung auf dem Fuß, es bleibt beim 1:1. Ausgerechnet der überragende Littbarski vergibt vom Punkt. Pokal verloren.

13 Jahre zuvor hat der FC Bremen im Halbfinale noch bezwungen. Der letzte Schritt auf dem Weg zum Double heißt nun Fortuna Düsseldorf. Köln gewinnt 2:0, neben der Meisterschaft den Pokal und verteidigt gleichzeitig den Titel. Der dritte Erfolg im Pokal für die Geißböcke, die mit einem 4:1 über Bochum 1968 den ersten Pokalsieg feiern. Bernd Cullmann und Roger van Gool heißen 1978 die Torschützen. Dabei ist die Fortuna das bessere Team und hätte den Sieg verdient gehabt. „Wir machen das Spiel, aber Köln steht auf dem Treppchen mit dem Pokal“, sagt Spieler Heiner Baltes. Zwei Jahre später revanchiert sich die Fortuna mit einem 2:1 im Endspiel.

Zwölf Jahre nach der Blamage gegen Augsburg hatten die Geißböcke im Januar dieses Jahres wieder die Chance, ein Viertelfinale zu erreichen. Der Gegner: der Hamburger SV. Eine große Chance. Doch die Baumgart-Elf nutzt sie nicht, verliert im Elfmeterschießen, nachdem sich Florian Kainz den Ball an die eigene Ferse schoss. Nun geht es in der 1. Runde des Pokals wieder gegen einen Zweitligisten. Ausgerechnet Jahn Regensburg. Jenen Club, gegen den der FC vor zwei Jahren trotz 2:0-Führung verloren hat, der damals vom heutigen FC-Sportchef Christian Keller geführt wurde.

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