Fußball-Bundesliga Der 1. FC Köln verdient sich ein 1:1 in Bremen

Bremen/Bonn. · Der 1. FC Köln hat am Samstag eine starke erste Hälfte gegen Bremen gezeigt, ließ aber nach dem Wechsel nach. Am Ende hieß es 1:1. Werder sicherte sich durch das Remis den Klassenerhalt.

 Kölns Steffen Tigges (2.vl.) freut sich mit Eric Martel (l), Benno Schmitz und Denis Huseinbasic über sein Tor zum 0:1.

Kölns Steffen Tigges (2.vl.) freut sich mit Eric Martel (l), Benno Schmitz und Denis Huseinbasic über sein Tor zum 0:1.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Steffen Baumgart hat in den vergangenen Wochen alles dafür unternommen, nicht in den leisesten Verdacht der gemeinen Wettbewerbsverzerrung zu geraten. Der Trainer des 1. FC Köln hat mit seiner Mannschaft, die in der Bundesliga den Klassenerhalt bereits gesichert hatte, dem Schlendrian den Einzug verwehrt. Zuletzt leitete er sie zum eindrucksvollen Sieg gegen den Abstiegskandidaten Hertha BSC fachkundig an. Und er beharrte auch am Samstag gegen Werder Bremen auf eine Einstellung, die gekennzeichnet ist durch Einsatz, Willen und Beharrlichkeit.

Für diese Herangehensweise kommen selbstverständlich nur Spieler in Frage, die körperlich auf höchstem Niveau unterwegs sind. Er ließ also den formstarken Stürmer Davie Selke zunächst auf der Bank, weil dieser wegen seiner Kopfverletzung aus dem Berlin-Spiel nicht uneingeschränkt trainieren konnte. Und Baumgart wurde nicht müde, zu betonen, dass seine Spieler alles geben würden, was noch in ihren Körpern steckt - bis zur letzten Sekunde der Spielzeit.

Und sie ließen auch diesmal nicht nach. Mehr als das gerechte 1:1 (1:0) sprang für den FC allerdings nicht heraus. Der dritte Sieg in Folge, gleichzeitig der vierte Auswärtserfolg nacheinander, blieb so verwehrt. Dabei sahen die Fans im Bremer Stadion, 5000 davon aus Köln angereist, zwei unterschiedliche Spielhälften. In der ersten knüpfte die Baumgart-Elf an die Hertha-Partie an, wirkte abgeklärt, war effektiv. Doch in den zweiten 45 Minuten ließen ihre Kräfte offenbar nach. Nun waren es weitgehend die Bremer, die zeigten, dass sie den Ligaverbleib endgültig perfekt machen wollten. Das gelang, beide Teams dürfen sich nun auf eine weitere Saison in der Erstklassigkeit freuen. „Es war eine sehr, sehr gute erste Hälfte“, sagte Baumgart, „danach aber haben wir etwas den Faden verloren. Das ist ärgerlich.“

Werder Bremen gegen 1. FC Köln
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Baumgart hatte bereits zwei Tage vor dem Duell an der Weser seine erste Elf bekannt gegeben. Benno Schmitz kehrte nach seiner Sperre rechts in die Viererkette zurück, für ihn musste Kingsley Schindler weichen, ansonsten: alles beim Alten. Außer, dass Steffen Tigges für Selke zum Zug kam, jener Hüne, der zuletzt Anfang des Jahres getroffen hatte. Gegen Bremen beim wuchtigen 7:1 – und das gleich doppelt. Doch beim Rückspiel war der zwar gewohnt einsatzfreudige Ex-Dortmunder zunächst kaum ins Spiel eingebunden.

Dennoch hatte seine Mannschaft die Partie lange überlegen gestaltet, vor allem in der Anfangsphase machte sie sehr deutlich, dass die Worte ihres Trainers auf fruchtbaren Boden gefallen waren. Baumgart hatte am Weserstrand ja „ein hochemotionales Spiel“ erwartet, weil in Bremen „immer eine geile Atmosphäre“ herrsche. Nationalspieler Niclas Füllkrug kehrte nach seinen Wadenproblemen und einer Fünf-Spiele-Pause zurück und bildete an der Seite von Marvin Ducksch ein erprobtes Sturmduo. „Werder ist eine sehr gute Mannschaft“, befand Baumgart kurz vor dem Anpfiff, „vor allem mit Fülle und Duksch.“ Gerade Füllkrug jedoch offenbarte, dass er sich noch nicht wieder auf dem alten Wettkampflevel befindet.

Zunächst spielte sich das Geschehen in der Bremer Hälfte ab. Es war ein überlegener Beginn der Kölner, schon nach fünf Minuten hatten sie zwei Ecken zu verzeichnen. Doch die erste Chance verbuchte Werder. Duckschs Flachschuss parierte Marvin Schwäbe stark (8.). Nur eine Minute später war es erneut der Werder-Stürmer, der Schwäbe zu Boden zwang. Es ging hin und her, mit viel Tempo in die gefährlichen Zonen. So prüfte auf der anderen Seite Florian Kainz Jiri Pavlenka im Bremer Tor (13.).

Die Kölner stressten den Gegner weiterhin früh mit ihrem bekannten Power-Pressing. Dann geriet der Kölner Zeugwart ebenfalls unter Stress, der neue Schuhe für Ellyes Skhiri aus der Kabine holen musste, die alten waren beschädigt. Nach dem Farbwechsel von weiß auf archaisches schwarz ging es weiter für den Dauerbrenner und -renner. Doch langsam beruhigte sich das Geschehen auf dem Rasen. Auch bedingt durch viele Unterbrechungen. Wenn etwas ging, dann über die linke Seite der Gäste mit dem rasanten Linton Maina, mit dessen Tempo der Ex-Kölner Mitchell Weiser erhebliche Probleme hatte.

Die Ungenauigkeiten nahmen zu, auf beiden Seiten. Die Baumgart-Elf aber fand schnell wieder in ihren Rhythmus, beherrschte den Gegner und die Räume. Das Bremer Team von Ole Werner fand keinen Zugriff, ließ dem FC zu viel Platz. So durfte Kainz in aller Seelenruhe aus dem Halbfeld flanken – und dann trat Tigges doch in Erscheinung. Und zwar ernsthaft. Er nutzte den zuverlässigen Lieferservice seines Kollegen und köpfte den Ball ins Bremer Tor (35.) – die verdiente Führung. Es war mithin Tigges‘ dritter Treffer in den beiden Duellen mit Werder.

Die FC-Defensive wirkte weiterhin stabil, und die erste Abwehrarbeit begann schon weit in des Gegners Hälfte. Als steter Anläufer zeichnete sich auch Jan Thielmann aus, der den gelb-rot-gefährdeten Dejan Ljubicic ersetzte. Ansonsten blieb das Kölner Eigengewächs blass. Bei Werder zeigte sich dagegen der frühere Kölner Leonardo Bittencourt als Aktivposten, doch auch er hatte Glück, dass er, bereits mit Gelb verwarnt, bei Schiedsrichter Robert Hartmann Gnade fand. Zur Pause musste er dennoch raus, wohl aus denselben Gründen wie zuvor Ljubicic.

Es war auch ein Treffen der Heimschwäche und der Auswärtsstärke: Bremen verlor die letzten vier Spiele im eigenen Stadion in Folge, der FC gewann dagegen zuletzt dreimal in Serie in der Fremde. Doch die Heimschwäche wollte sich nicht ohne Weiteres geschlagen geben. Bremen agierte nun zielstrebiger, der FC abwartend. Hatte aber zunächst keine großen Probleme in der Abwehrarbeit. Ging es zu Beginn temporeich zu, legte sich nun eine beschauliche Ruhe über den Platz.

Baumgart reagierte und ließ dann doch den hufescharrenden Selke gegen seinen Ex-Club nach einer Stunde von der Leine. Zunächst aber zog es den eingewechselten Dimitrios Limnios in den Bremer Strafraum, doch sein Abschluss: zu harmlos (65.). Werder suchte, aber fand zunächst keine Lösung gegen die stabile Kölner Zentrale um die Innenverteidiger Timo Hübers und Jeff Chabot sowie das Sechserduo Skhiri und Eric Martel davor. Doch dann flutschte doch ein Ball durch die Kölner Abwehrbeine hindurch, Schwäbe zeigte gegen den frei vor ihm auftauchenden Jens Stage jedoch seine große Qualität bei Eins-gegen-eins-Situationen (70.).

Plötzlich waren sie hellwach die Bremer, und ein Treffer bahnte sich an, nachdem Schwäbe erneut retten musste, diesmal gegen Füllkrug (72.). Romano Schmid war es schließlich, der nach einer Kopfballverlängerung Dukschs den Ball über die Linie drückte (73.). Diesmal wirkte Schwäbe zu zögerlich. Auch Jonas Hector ärgerte sich, vor allem über die Phase mit den Bremer Chancen im Minutentakt. „Wir haben die Bälle vorn zu leicht hergegeben“, sagte der Kapitän, der beim Gegentreffer selbst den Torschützen aus den Augen verloren hatte. „In der Defensive waren wir in der Phase nicht konsequent, sodass wir zwei, drei Chancen zugelassen haben.“

Die Kölner befreiten sich wieder aus der zarten Umklammerung des Gegners, sorgten für Entlastung und wagten sich wieder häufiger nach vorn. So war es Selke, der nach einer Ecke den Ball aus zwei Metern über das Tor schoss (84.). Die letzten Minuten gehörten wieder dem Baumgart-Team. Doch es blieb bei der gerechten Punkteteilung.

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